Kategorie Innovation & Technologie - 27. Juni 2024
Carbon Management Strategie: Regeln für CO2-Speicherung beschlossen
Um bis 2040 Österreich klimaneutral zu bekommen, braucht es viele Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen in allen Sektoren. In manchen können die Treibhausgas-Emissionen nicht vollständig vermieden werden. Das betrifft neben kleinen, dezentralen Treibhausgas-Emissionsquellen in der Landwirtschaft – vor allem mit Methan- und Lachgasemissionen – auch größere Punktquellen in der Industrie, was insbesondere Emissionen aus Industrieprozessen wie beispielsweise der Zement- oder Feuerfestindustrie betrifft.
Dort besteht die Möglichkeit, nicht-reduzierbare CO2-Emissionen abzuscheiden, zu transportieren und geologisch zu speichern oder derart weiter zu nutzen, dass sie permanent gebunden sind. Dadurch gelangt das CO2 nicht in die Atmosphäre. Auch der Weltklimarat (das IPCC) erkennt an, dass die CO2-Abscheidung bzw. -Speicherung für die Umsetzung der Klimaziele im Übereinkommen von Paris notwendig ist.
Für diese schwer bzw. nicht vermeidbaren Emissionen – so genannte „hard-to-abate“-Emissionen – muss es einen geregelten Umgang geben. Die am Mittwoch im Ministerinnenrat verabschiedete Carbon Management Strategie (CMS) soll genau ein solcher Leitfaden sein. Die CMS wurde vom Finanzministerium (BMF) und Klimaschutzministerium (BMK) mit Unterstütztung eines international besetzten Wissenschaftsbeirat in den vergangenen Monaten erstellt.
Die Strategie erfasst den Status Quo von Carbon Management und zeigt notwendige Reformschritte sowie notwendige weitere Planungsmaßnahmen auf dem Weg zu einem kosteneffektiven Carbon Management für schwer bzw. nicht vermeidbare Restemissionen in Österreich auf. Es geht unter anderem um die wichtigen Fragen der organisatorischen und wirtschaftlichen Implementierbarkeit sowie der gesetzlichen Rahmenbedingungen.
„Wir müssen alles tun, um Emissionen zu vermeiden und das Klima schützen. Als letzte Alternative für die nicht-vermeidbaren Emissionen brauchen wir Möglichkeiten, CO2 unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen zu speichern. Mit der Carbon Management Strategie haben wir nun genau dafür einen Leitfaden, welche Maßnahmen es dafür brauchen wird“, erläutert Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Gewessler trifft IPCC-Vorsitzenden Jim Skea
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler traf am Dienstag, 2. Juli, Jim Skea, den neuen Vorsitzenden des IPCC zu einem Austausch in Wien. Diskutiert wurde dabei nicht nur die wichtige Rolle des „Weltklimarates“ der Vereinten Nationen für die internationale Klimapolitik sondern auch konkret die Erwartungen und Handlungsaufgaben für die kommende Weltklimakonferenz im Herbst.
Das Treffen fand im Rahmen eines Expertinnen-Meetings des IPCC zu Carbon Management statt, das von 1. bis 3. Juli in Wien veranstaltet wurde.
„Ich freue mich, dass Österreich als Gastgeber derzeit die Expertinnen des Weltklimarats zum Thema Carbon Management willkommen heißen darf. Für einige sogenannte „hard to abate“-Sektoren werden Technologien wie etwa die Abscheidung und permanente Nutzung oder Speicherung von CO2 (CCUS) wichtig sein, um ihren Beitrag zur Klimaneutralität leisten zu können. Auch die letzte Woche dazu beschlossene Strategie der Bundesregierung nimmt auf Erkenntnisse des IPCC Bezug. Ich schätze das IPCC für die wichtige und professionelle Arbeit als wissenschaftliche Instanz bei Klimafragen und bei der Einordnung der relevanten Technologien“, so Gewessler.
Bei dem Expert:innentreffen diskutieren rund 100 international führende Wissenschaftler:innen verschiedene Handlungsoptionen und deren ökologische und wirtschaftliche Implikationen. Diese Erkenntnisse dienen als Grundlage für daten- und wissenschaftsbasierte politische Entscheidungen im Bereich des Carbon Management. Die Österreichische Bundesregierung hat ebenfalls kürzlich ihre erste Strategie dazu veröffentlicht.
Weitere Informationen zu CCUS: https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/ccus.html
- Carbon Capture and Storage (CCS) Das bedeutet die Abscheidung und geologische Speicherung von CO2
- Carbon Capture and Utilization (CCU) Das bedeutet die Abscheidung und anschließende Bindung von CO2 in Produkten
- Carbon Dioxide Removal (CDR) Das bedeutet die Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre durch technische oder natur-basierte Verfahren
Die vorliegende CMS bildet den elementaren Meilenstein der ersten Phase im Umgang mit dem Themenbereich „Carbon Management“, welche sich primär mit der Analyse des Status Quo und der Identifikation notwendiger Reformschritte und (rechtlicher) Rahmenbedingungen beschäftigt.
Zentrale Empfehlung der CMS ist die Zulassung der geologischen Speicherung im Bundesgebiet von schwer beziehungsweise nicht vermeidbaren CO2-Emissionen in „hard-to-abate“-Sektoren unter strengen Sicherheits- und Umweltauflagen.
Spatenstich für Österreichs erste CO2-Rückgewinnungsanlage in der Zementindustrie