Kategorie Energie - 28. August 2020
»Mit Energiegemeinschaften werden Bürgerinnen und Bürger Teil der Energiewende«
Energiegemeinschaften sind der Schlüssel zu sauberer Energie und ein zentraler Baustein in der Energiewende. Bereits ab dem kommenden Jahr sollen sich Menschen in neuen Energiegemeinschaften engagieren können, in denen jeder (Strom)Verbrauchende auch als (Strom)Erzeugender mitwirken kann – etwa mit einer Photovoltaikanlage am eigenen Haus oder über eine Beteiligung an einem Windrad. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Ausbau der Erneuerbaren Energien wird vorangetrieben und gleichzeitig das Klima geschützt. Darüber hinaus kann jeder Haushalt seinen Strom oder seine Wärme selbst produzieren, wird unabhängiger von Energiepreisen und die Stromrechnungen werden ebenfalls niedriger ausfallen. Bürgerinnen und Bürger sind damit aktiver Teil der Energiewende und Klimaschützer gleichermaßen.
„Die Energiewende ist ein entscheidendes Werkzeug im Kampf gegen die Klimakrise. Wir alle können dabei einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Mit Energiegemeinschaften wird genau das möglich,“ so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. Bereits ab dem nächstem Jahr könnten alle Menschen in Österreich Teil davon werden. „Durch die Energiegemeinschaften stellen wir die Weichen für eine zu 100 Prozent erneuerbare Stromversorgung bis 2030.“
Die rechtliche Basis der Energiegemeinschaften ergibt sich aus dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), welches derzeit ausverhandelt wird und in den nächsten Wochen in Begutachtung gehen soll. Gleichzeitig werden im BMK momentan die neuen Rahmenbedingungen in Umsetzung der EU Direktive zu Energiegemeinschaften ausgearbeitet.
Seit 2017 ist es in Österreich möglich, mittels einer Gemeinschaftlichen Erzeugungsanlage den Strom, der auf einem Gebäude erzeugt wird, allen Bewohnerinnen oder Mietern zur Verfügung zu stellen. Im nächsten Schritt wird es mit den neuen Energiegemeinschaften ab dem neuen Jahr möglich sein, auch über die Grundstücksgrenzen hinweg, in gewisser regionaler Entfernung, Strom zu produzieren, gemeinsam zu nutzen, zu speichern, und auch zu handeln, was eine deutliche Dynamisierung dieser Entwicklung erwarten lässt.
Zwei Modelle von Energiegemeinschaften sind dabei ab 1. Januar 2021 möglich:
1. Erneuerbare Energien Gemeinschaften: Diese ermöglichen die gemeinsame Nutzung von regional produzierter erneuerbarer Energie beispielsweise in einer Nachbarschaft oder Siedlung. Beispiel: In einem Ort schließen sich fünf Haushalte zusammen und finanzieren gemeinsam auf einem geeigneten Dach eine PV-Anlage. Diese Energie können sie nun gemeinsam nutzen. Dadurch sparen sie jeweils Strom- und Netzkosten und schützen das Klima.
„Mir geht es darum, dass wir mit den neuen Energie-Gemeinschaften bis dato nicht realisierbare Energie-Lösungen zur CO2-Reduktion und gegen die Erderwärmung forcieren und es ganz real und einfach umsetzbar, vielen Menschen ermöglichen, an einem wunderbar solidarischen und kooperativen Prozess mitzuwirken. In dem sie die positiven Wirkungen verantwortungsvoller Energiepolitik hautnah miterleben und dabei noch Energiekosten sparen können“, so Andreas Schneemann, Geschäftsführer der Energie Kompass GmbH und Initiator der vom BMK unterstützten Initiative act4.energy.
2. BürgerInnenenergiegemeinschaften: Sie ermöglichen die gemeinsame Nutzung von erneuerbaren Energien auf einem überregionalen Level. Dabei tritt ein neuer Marktakteur im Strommarkt auf, wenn sich mehrere NutzerInnen zu einer rechnerischen Gemeinschaft zusammenschließen. Beispiel: Eine Gruppe von Menschen aus unterschiedlichsten Bundesländern investiert gemeinsam und errichtet eine große PV-Anlage an einem Standort in Österreich. Die dort produzierte Energie kann nun von allen TeilnehmerInnen genutzt werden und sie profitieren auch vom Verkauf der nicht verbrauchten Energie.
Rückenwind bekamen solche Gemeinschaftsanlagen heuer durch die repräsentative Studie Erneuerbare Energien in Österreich. Die kurz vor dem Beginn der Corona-Krise durchgeführte Befragung von über 1.000 Konsumentinnen und Konsumenten als eine Art jährliches Stimmungsbarometer zeigte vor allem zwei deutliche Tendenzen: Eine hohe Akzeptanz für erneuerbare Energien und eine breite Befürwortung von klimapolitischen Maßnahmen. Ebenfalls darin abgebildet: Eine wachsende Begeisterung für Gemeinschaftsanlagen und Energiegemeinschaften, die zeigt, dass die Entwicklungen aus den Forschungs- und Innovationsprogrammen des BMK die Bedarfsentwicklung exakt treffen.
Bereits rund zwei Drittel der österreichischen Befragten ziehen eine aktive Beteiligung bei solchen Anlagen in Betracht. Mit diesen können Privatpersonen gemeinsam Strom oder Wärme erzeugen, verbrauchen, speichern und verkaufen. Besonderen Wert legen österreichische Konsumierende darauf, dass Energie lokal und auf Basis erneuerbarer Energiequellen erzeugt wird.
„Der regional gewonnene Strom soll regional verbraucht werden“, meint auch Andreas Schneemann, Eigentümer und Geschäftsführer der südburgenländischen Energie Kompass GmbH. Ziel sei, die Nutzer zusammenzuführen und Energie zu teilen, so dass dass möglichst wenig Energie in die jeweils übergeordneten Ebenen gehen müsse. Dabei würden auch Energiespeicher bis ins Kleinkundensegment eine Rolle spielen. Schneemann hat vor einem Jahrzehnt begonnen, eine bundeslandweite PV-Plattform aufzubauen, und er ist Initiator des im BMK-Programm Stadt der Zukunft geförderten Innovationslabors act4.energy für erneuerbare Energie. Die Innovationslabor-Region Stegersbach-Oberwart besteht aus 10 teilnehmenden Gemeinden mit circa 20.000 Einwohnern.
Hohe Zustimmung der Bevölkerung zu erneuerbaren Energien & engagierter Klimapolitik
Im EFA20 Alm Talk diskutierten Pioniere der Energiegemeinschaften über Ihre Erfahrungen und Erwartungen zur Umsetzung des Erneuerbaren Ausbau Gesetzes in Österreich.
Der vollständige Talk ist hier erhältlich.