Kategorie Energie - 26. November 2020

klimaaktiv: Gebäude als Baustein der Energiezukunft

Die Gebäude der Zukunft sollen nicht nur zum Klimaschutz beitragen, sondern auch Antworten für bereits spürbare Klimaveränderungen bieten. Zwei Erfolgsbeispiele von klimaaktiv, der Klimaschutzinitiative des BMK, zeigen, wie sich dies auch in Stadtgebieten realisieren lässt.

Österreich hat sich ein ambitioniertes Ziel gesetzt: Bis 2040 soll der Gebäudesektor treibhausgasneutral, also frei von Öl- und Gasheizungen sein. Gebäude sollten aber nicht nur aktiv zum Klimaschutz beitragen, sie müssen auch Antworten auf den Klimawandel bieten, beispielsweise die vor allem in Städten immer extremere Hitzeperioden. Intelligente Wärmesysteme auf Basis von erneuerbaren Energien bieten eine vielversprechende Lösung. klimaaktiv steht dabei beratend zur Seite und bereitet Best-Practice-Beispiele für künftige Projekte auf.

© ARGE-Architekt Christoph Lechner und Berger Parkkinen Architekten

Unterstützung und Know-how von klimaaktiv

Die Expertinnen und Experten von klimaaktiv waren bereits in viele Quartiers- und Siedlungs-Projekte involviert. So konnten sie ihr Know-how bei der Nutzung erneuerbarer Energieträger in die Planungsprozesse miteinfließen lassen. Zu den Themen gehören unter anderem die Nutzung von Erdwärme, die thermische Regeneration von Erdwärmenutzungen aus Kühlanwendungen, multifunktionale Energie-Lösungen als Kombinationen aus Photovoltaik, Wärmepumpe, Biomasse und auch Fernwärme sowie Projekte zur Abwärmenutzung oder die Verwendung von Komfortlüftungen mit Wärmerückgewinnung.

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Dass immer mehr große Neubauten in Städten mit erneuerbarer Wärme versorgt werden, liegt nicht zuletzt an den Hitzesommern: Immer mehr Bauträger und Planende erkennen, dass die Möglichkeit, Wohnungen und Büros auch im Sommer kühlen zu können, sowohl aus wirtschaftlicher als auch als sozialer Sicht viele Vorteile bringt. klimaaktiv unterstützt dabei mit Beratung, Informationen und klaren Qualitätsstandards für Planung und Installation moderner, nachhaltiger Gebäude und ihrer Haustechnik. Doch wie sieht diese insbesondere im urbanen Bereich heute aus?

klimaaktive Stadtquartiere

Intelligente Haustechnikkonzepte können mit einem System sowohl heizen als auch kühlen. Vor allem im urbanen Raum werden solche Systeme daher immer häufiger realisiert. Die Temperatur in den Wohnungen wird über Bauteilaktivierung geregelt – also durch in den Decken oder im Boden integrierte Rohrleitungssysteme. Die im Sommer abgeführte Wärme wird in einem Erdsonden-Saisonspeicher unter dem Gebäude gespeichert und im Winter mit Hilfe von Wärmepumpen den Wohnungen wieder zugeführt. Mit der Unterstützung von klimaaktiv setzen zwei Stadtquartiere in Wien dieses innovative Wärmekonzept bereits um. Sie zeigen, dass diese intelligenten Heizsysteme auch bei großen Bauprojekten funktionieren.

Neuer Kriterienkatalog: Aus für Öl und Gas bei klimaaktiv-Gebäudestandard

MGG22: Mit Überschuss-Strom heizen und kühlen

In dem seit 2019 bestehendem Projekt MGG22 in der Mühlgrundgasse im 22. Bezirk werden 155 Wohneinheiten ausschließlich mit Vor-Ort-Umgebungswärme und Wärmepumpen geheizt. Der dafür notwendige Strom wird aus einem Windpark in der Umgebung Wiens bezogen. Und zwar immer dann, wenn dessen Leistung mindestens 40 Prozent der Volllast beträgt. Wärmepumpen wandeln den Windüberschussstrom um und speichern diesen in den Speichermassen in den Wohngebäuden, also den betonkernaktivierten Decken. Diese Niedertemperatur-Wärmeverteilung mittels thermisch aktivierter Bauteile wird nicht nur zur Beheizung, sondern durch „Free Cooling“ auch zur Kühlung genutzt und fungiert darüber hinaus als Mehr-Tages-Speicher für Wärme oder Kälte.

Best Practice Wientalterrassen

Das zweite Vorzeigeprojekt für eine klimaneutrale Zukunft sind die Wientalterrassen in der Käthe-Dorsch-Gasse im Westen Wiens, die 2022 fertiggestellt werden. Das Wohnungsangebot umfasst 197 geförderte Mietwohnungen und 99 kleinere, sogenannte SMART-Wohnungen. Auch dieses Projekt zeichnet sich durch sein kluges Energiesystem aus: Auf Basis des Niedrigst-Energiehausstandards ermöglicht es eine nachhaltige Wärme- und Kälteversorgung ganz ohne fossile Brennstoffe.

Die Wärmeversorgung erfolgt vollständig aus erneuerbaren Energiequellen, die am Grundstück gewonnen werden. Wärmepumpen und eine Niedertemperatur-Solaranlage sorgen für die richtige Temperatur in den Wohnungen, wobei die Wärme über die Aktivierung der Betondecken abgegeben wird. Im Sommer werden die Räume ebenfalls über die Decken gekühlt und die den Räumen entzogene Wärme im Erdreich rund um die Tiefensonden gespeichert.

Das Energiekonzept beider Wohnprojekte zeichnet sich durch ökologische Temperierung, Speicherung von Wärme und ein innovatives Energielieferkonzept aus. Aus Klimaschutzsicht weisen sie weit in die Zukunft. Eine dekarbonisierte beziehungsweise gänzlich auf erneuerbaren Energien beruhende Wärme- und Kälteversorgung erfordert jedoch energieflexible Gebäude. Sie müssen die volatile Energieerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern wie Wind und Sonne abrufen und über Tage oder Wochen speichern können. Die große Bedeutung von Klimawandelanpassung, Netzdienlichkeit, Speicherfähigkeit und Kreislauffähigkeit von Baustoffen bis hin zu Komfortthemen im Sommer wie auch im Winter spiegeln sich übrigens auch als neue und überarbeitete Kriterien im klimaaktiv Gebäudestandard 2020 wieder.

Weiterführende Informationen: Näheres zur erneuerbaren Wärmeversorgung in Stadtgebieten sowie zu Vorzeigeprojekten finden Sie unter klimaaktiv Stadt-Quartiere.

Beratungsmöglichkeiten und Infos rund um das Thema nachhaltige Wärmeversorgung gibt es unter klimaaktiv erneuerbare Wärme.

INFObox: klimaaktiv ist die Klimaschutzinitiative des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. Mit der Entwicklung und Bereitstellung von Qualitätsstandards, der Aus- und Weiterbildung von Profis, mit Beratung, Information und einem großen Partnernetzwerk ergänzt klimaaktiv die Klimaschutzförderungen und -vorschriften.

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