Kategorie Energie - 8. Oktober 2020

Neuer Kriterienkatalog: Aus für Öl und Gas bei klimaaktiv-Gebäudestandard

Klimaschutzministerium (BMK) veröffentlicht den klimaaktiv Kriterienkatalog 2020 mit ambitionierteren Anforderungen und neuen Schwerpunkten für zukunftsfähige, klimaneutrale Gebäude

Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040 spielt der Gebäudesektor eine zentrale Rolle: Heizen, Warmwasserbereitstellung und Kühlung benötigen erhebliche Mengen an Energie. Kein unwesentlicher Anteil am Gesamtenergiebedarf und auch an Treibhausgasemissionen. Weltweit verursacht der Gebäudesektor immerhin rund 27 Prozent aller CO2-Emissionen. Ein gewaltiger Faktor in puncto Klimaschutz. Auch in Österreich, wo Gebäude für ein Drittel des Energieverbrauchs sorgen und für immerhin rund 16 Prozent der österreichischen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind.

 

Nachhaltige Neubauten und Sanierungen und damit den Energiebedarf von Gebäuden zu verringern, ist aber nicht nur ein Schwerpunkt österreichischer Klimaschutzpolitik, sondern liegt ebenso im Interesse aller Bürgerinnen und Bürger, die von geringeren Betriebskosten profitieren. Energiesparen ist hierbei ein einfacher und schneller Weg, das Klima zu schützen sowie Umwelt und Geldbeutel zu schonen. Selbst nachträgliche Investitionen rechneten sich durch entfallende Energiekosten.

Was ist neu?

Mit der Neuauflage des klimaaktiv Kriterienkatalogs legt das Klimaschutzministerium (BMK) höchste Standards für nachhaltiges Bauen und Sanieren fest. Der aktualisierte Katalog schärft die Anforderungen an Energieeffizienz, schließt Öl und Gas endgültig aus und stellt neue Qualitätskriterien für Speichertechnologien, Kreislaufwirtschaft und Klimawandelanpassung vor. Auch die Energie soll aus klimafreundlichen Energien stammen. Solarenergie soll vor Ort thermisch oder durch Photovoltaik-Anlagen genutzt werden. Neue Kriterien für Begrünung, Energieflexibilität, Kreislauffähigkeit sind ebenfalls elementare Bestandteile. Zugleich wird der Einsatz umweltverträglicher Produkte noch stärker belohnt und der Einsatz klimaschädlicher Baustoffe unzulässig.

 

„Mit dem aktualisierten Kriterienkatalog stellen wir die Weichen für einen zukunftsfähigen und klimafreundlichen Bausektor. Wer heute ein Gebäude baut oder saniert, entscheidet dabei über den Energieverbrauch über die nächsten Jahrzehnte hinaus. Als Bundesregierung gehen wir bei Sanierungen und Neubauten der öffentlichen Hand nun mit gutem Beispiel voran“, betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Höchste Gebäudestandards

Der klimaaktiv-Gebäudestandard des Klimaschutzministeriums (BMK) ist das europaweit erfolgreichste und gleichzeitig anspruchsvollste Gütesiegel für klimafreundliches und ökologisches Bauen. Er definiert die im internationalen Vergleich strengsten Anforderungen im Bereich Energieeffizienz und bietet konkrete Hilfestellung für Immobilienentwicklung, Architektur- und Bauschaffende, Wohnbauträger – sowie wie für alle, die ein Haus bauen, sanieren oder nutzen.

Den klimaaktiv Gebäudeausweis für besonders klima- und umweltschonendes Bauen erhielt verganagenes Jahr auch das Bildungsquartier Seestadt Aspern. © Richard Tanzer

Der Kriterienkatalog ist der Kern des klimaaktiv Gebäudestandards und nach einem 1.000-Punkte-System aufgebaut. Die Bewertung der Gebäude erfolgt in drei Qualitätsstufen mit Bronze, Silber und Gold. Allein im Jahr 2019 wurden insgesamt 444 Einfamilienhäuser bzw. Zweifamilienhäuser sowie 1.106 Wohnungen im mehrgeschossigen Wohnbau gemäß dem klimaaktiv-Standard saniert. Insbesondere durch die Steigerung der Gebäudequalität und höhere Anteile erneuerbarer Energieträger in Privathaushalten können schädliche Emissionen deutlich reduziert werden.

Klimaneutrale Verwaltung

Laut dem aktuellen Aktionsplan zur nachhaltigen öffentlichen Beschaffung (naBe 2020) müssen alle Hochbauprojekte des Bundes den klimaaktiv Silber Standard erreichen. Die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) und die Tochtergesellschaft ARE haben sich dazu bekannt, alle ihre Gebäude mindestens im klimaaktiv Silber Standard zu bauen und sanieren. Auch im neuen Schulentwicklungsprogramm 2020 sind die Gebäudestandards definiert: Die Bundesregierung investiert in den nächsten Jahren 2,4 Milliarden Euro in Österreichs Schulen. Österreichweit wird es damit rund 270 Bauprojekte an den Bundesschulen geben.

© Kurt Hoerbst

Erfolgreiche Sanierungsoffensive

Die stark nachgefragte bundesweite Sanierungsoffensive inklusive Förderungsaktion für den Kesseltausch „Raus aus Öl“ wird fortgesetzt. Jährlich konnten 81.308 Tonnen CO2 eingespart werden, auf die Nutzungsdauer bezogen entspricht dies 1,8 Millionen Tonnen. 2019 wurden rund 250,2 Millionen Euro Wertschöpfung erzielt und 5.000 Arbeitsplätze geschaffen bzw. gesichert.

Gefördert werden umfassende Sanierungen nach klimaaktiv Standard oder gutem Standard sowie Teilsanierungen, die zu einer Reduktion des Heizwärmebedarfs um mindestens 40 Prozent führen. Die Förderhöhe beträgt bei umfassender Sanierung auf einen guten Standard bis zu 5.000 Euro, bei umfassender Sanierung nach klimaaktiv gibt es zusätzlich einen Bonus von 1.000 Euro.

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Fördermöglichkeiten für Gemeinden: http://www.umweltfoerderung.at/gemeinden

Förderungen über den Klima- und Energiefonds: https://www.klimafonds.gv.at/ausschreibungen/

Nähere Informationen zur Investitionsprämie: https://www.aws.at/corona-hilfen-des-bundes/aws-investitionspraemie/
Anträge können bis 28. Februar 2021 eingereicht werden.

Nähere Informationen zum Kriterienkatalog: klimaaktiv.at/bauen-sanieren/gebaeude-in-oesterreich/gebaeudereport-2019