Kategorie Klima- & Umweltschutz - 14. September 2022

ERDREICH-Premiere: Auszeichnungen für 15 Bodenschutz-Projekte

Böden sind eine wichtige Lebensgrundlage für unsere Gesellschaft. Das Ökosystem Boden gilt als eine Art Lebensversicherung und kann mit Hilfe der großen Artenvielfalt an Mikroorganismen veränderten Umwelteinflüssen zum Trotz ganz vielfältige Aufgaben erfüllen: Bodenorganismen machen den Boden fruchtbar, regulieren den Wasser- und Kohlenstoffkreislauf, wirken gegen Bodenerosion und sind so das Fundament für die landwirtschaftliche Produktion – als Basis für den Anbau von Lebensmitteln und Unterstützung zur biologischen Vielfalt.

Diese wertvolle Ressource wird seit jeher auch vom Menschen geprägt, der die Bodenbeschaffenheit und damit auch die Biodiversität stark beeinflusst. Mit steigendem Flächenverbrauch wird Boden zunehmend versiegelt und umgelagert. Neben dem unmittelbaren Verlust an fruchtbarem Boden sind der Verlust von Lebensräumen für Flora und Fauna, die Barrieren in der Landschaft sowie eine deutlich gestörte Wasseraufnahme die Folge.

Dabei ist zu wissen, dass Österreich beim Bodenverbrauch im europäischen Vergleich einen Spitzenplatz belegt: Pro Tag gingen im Durchschnitt der letzten drei Jahre 11,5 ha an produktiven Böden durch Verbauung für Siedlungs- und Verkehrszwecke, aber auch für intensive Erholungsnutzungen, Deponien, Abbauflächen, Kraftwerksanlagen und ähnliche Intensivnutzungen verloren. Davon gehen vier Hektar pro Tag dauerhaft verloren, weil diese Fläche versiegelt wird. Der Bodenverbrauch verursacht einen kontinuierlichen Verlust von produktiven Böden, 2020 waren es 42km². Der hohe Bodenverbrauch befeuert damit nicht nur die Klimakrise und das Artensterben, sondern gefährdet auch die langfristige Ernährungssicherheit Österreichs.

Gipfel zum Bodenschutz

Aus diesem Grund hat das Klimaschutzministerium (BMK) gemeinsam mit dem Umweltbundesamt den Brachflächen-Dialog ins Leben gerufen. Als Teil dieses Dialogs fand nun der erste Brachflächen-Gipfel statt, der den interdisziplinären Austausch zum Flächenrecycling ermöglichte. Die Initiative unterstützt und fördert die Wiedernutzung leerstehender und untergenutzter Standorte und Brachflächen und leistet so einen Beitrag zur Reduktion des Flächenverbrauchs und zur Erhaltung biologisch wertvoller Böden. Mit dem „ERDREICH“-Preis wurden auch erstmals Initiativen und Projekte prämiert, mit denen in Österreich aktiver Bodenschutz betrieben wird.

„Böden sind kostbar, wir alle können Beiträge leisten sie zu schützen. Mit diesem Preis möchten wir ausgezeichneten Ideen zu Best Practices machen und zum Nachahmen anregen“, so Klimaschutzinisterin Leonore Gewessler.

 

Die Auszeichnung, die künftig alle zwei Jahre verliehen wird, würdigt in fünf Kategorien Privatpersonen, Gemeinden und Städte sowie Institutionen und Unternehmen, die sich für nachhaltige Boden- und Flächennutzung einsetzen. Aus insgesamt 47 Einreichungen hat die Fach-Jury nun die überzeugendsten 15 ausgewählt.

„Gesunde Böden sind wichtig für Landwirtschaft, Klimaschutz und unsere biologische Vielfalt. Die vielen Einreichungen des ersten „ERDREICH“-Preises zeigen, wie vielfältig Bodenschutz sein kann. Ich möchte mich bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für Ihr Engagement in diesem wichtigen Bereich herzlichst bedanken“, so Gewessler weiter.

Auszeichnungen in fünf Kategorien

Pro Kategorie zeichnete die Jury drei Projekte aus:

Bodengesundheit | Nachhaltige Verbesserung von Boden und Bodenfruchtbarkeit

In der Kategorie „Bodengesundheit“ wird Andreas Bertsch von „Naturnahes Leben“ für das Schulungskonzept „Ordentlich! SChlampert.e Gemeinden – Mut zur klimafitten Grünraumpflege“ ausgezeichnet. Darüber hinaus wird das Engagement des Vereins „Die Wasserschutzbauern“ für Humusaufbau, Grundwasser- und Erosionsschutz gewürdigt sowie die Landwirt:innen der „HUMUS Bewegung“, die in unterschiedlichen Formaten Bodenwissen vermitteln.

Flächensparen | Effizienter und sparsamer Umgang mit Flächen 

  • Die Initiative „ImmoUp Ried“ setzt Maßnahmen zur Revitalisierung leerstehender Objekte im Rieder Stadtkern um und ist eine der drei Preisträger:innen der Kategorie „Flächensparen“. Für das Konzept eines bezirksweiten interkommunalen Finanzausgleichs bei Betriebsansiedelungen wird die „Inkoba Region Freistadt“ ausgezeichnet. Ferner werden die Bestrebungen zum innerörtlichen Erhalt der Volksschule Raxendorf gewürdigt.

Flächenrecycling | Revitalisierung von Brachflächen

  • Die Gemeinde Bruckneudorf – „Die Erbse“ zählt mit ihren umfangreichen Neunutzungen für brachliegende Gebäude zu den Gewinner:innen der Kategorie „Flächenrecycling“. Darüber hinaus wird die WSG Gemeinnützige Wohn- und Siedlergemeinschaft reg. GenmbH – Ipfbachdorf für die Revitalisierung eines Standorts ausgezeichnet. Dritter Preisträger ist das Architekturbüro „Smartvoll“ für den Umbau einer Lagerhalle mit besonderem Fokus auf ein Lichtkonzept.

Partizipation | Einbindung von Bürger:innen zum vorbildlichen Bodenschutz

  • In der Kategorie „Partizipation“ wird der Verein „Bodenfreiheit“ für den Erhalt von strategisch wichtigen Freiflächen und den Schutz von Landwirtschaftsflächen ausgezeichnet. Auch der Verein „Schwemmland“ wird für dessen umfangreiche Aktivitäten zur Wissensvermittlung mit einem „ERDREICH“-Preis gewürdigt. Darüber hinaus werden die vielseitigen Bodenschutz-Aktivitäten des „Erz der Alpen UNESCO Global Geoparks“ geehrt.

Kommunale Vorreiter | Gemeinden und Städte als Vorreiter für Bodenbewusstsein

  • Als einer der drei „Kommunalen Vorreiter“ wird die Stadtgemeinde Trofaiach geehrt, unter anderem für intensive Bürger:innenbeteiligung und den „Masterplan Innenstadt“. Zweiter Preisträger der Kategorie ist die Stadt Hohenems, die auf umfangreiche Partizipation sowie kommunale Förderprogramme bei der Innenentwicklung setzt. Darüber hinaus wird das Magistrat der Stadt Eisenstadt ausgezeichnet, die mit ihrem Stadtentwicklungsplan unter anderem Entsiegelung fördert.

„Nur durch vorausschauenden Bodenschutz können wir die natürliche Bodenfruchtbarkeit für künftige Generationen erhalten, Hochwasserrisiken senken, Hitzeeffekten entgegenwirken und die biologische Vielfalt erhalten“, so Gundula Prokop, Bodenexpertin im Umweltbundesamt.

In Österreich wurden bis zum Jahr 2020 insgesamt 5.768 km² produktiver Böden verbraucht. Das entspricht sieben Prozen der Landesfläche und 18 Prozent des Dauersiedlungsraumes. Aussagekräftiger für die Entwicklung der Flächeninanspruchnahme ist aber der 3-Jahresmittelwert, da die jährlichen Werte starken Schwankungen unterliegen. Dieser Mittelwert lag im Jahr 2020 bei 42 km², was in etwa der Größe von Eisenstadt entspricht.

Mit diesem jährlichen Bodenverbrauch setzt sich die kontinuierliche Abnahme der neu beanspruchten Flächen seit dem Jahr 2010 fort. Die einzige Ausnahme von diesem Trend bildet das Jahr 2019, in dem der Bodenverbrauch zugenommen hat. Trotz des langjährigen Rückgangs ist die jährliche Flächeninanspruchnahme noch mehr als vier Mal so hoch wie der Zielwert von 2,5 ha pro Tag bzw. 9 km² pro Jahr, der im Regierungsprogramm 2020–2024 für das Jahr 2030 angestrebt wird.

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