Kategorie Energie - 27. Juli 2022
Erfolge gegen Energiekrise: Gas-Abhängigkeit von Russland sinkt unter 50 Prozent
Österreich konnte weitere 12,3 Terawattstunden Gas für die strategische Reserve zukaufen und die Abhängigkeit von russischen Lieferungen deutlich senken. Umfangreiche Maßnahmen sollen die Bevölkerung gezielt entlasten, nun ist auch eine Strompreisbremse ab Herbst geplant.
Wie lange und wie viel russisches Gas nach Europa geliefert wird, ist seit dem russischen Angriffskrieg unsicher. Energie ist zum politischen Druckmittel geworden. Viele Menschen spüren die Auswirkungen der Verknappungsstrategie Russlands bereits deutlich – besonders in Form der immens gestiegenen Energiepreise. Zusätzlich zu bereits beschlossenen Maßnahmen setzt die Bundesregierung nun weitere Schritte zur Sicherung der Energieversorgung in Österreich und der wirksamen Entlastung der Haushalte bei den gestiegenen Strompreisen.
20 Terawattstunden strategische Reserve
Um in dieser angespannten Situation so gut wie möglich auf die verbrauchsintensiven Wintermonate vorbereitet zu sein und die Abhängigkeit von Russland so schnell wie möglich zu reduzieren, sollen die heimischen Speicher so rasch wie möglich zu befüllt und der Gaseinkauf zu diversifiziert werden.
Die Abhängigkeit von Russland sinke „deutlich unter 50 Prozent“, gab Klimaschutzministerin Leonore Gewessler bekannt. Zudem hat Österreich um knapp drei Milliarden Euro weitere 12,3 Terawattstunden Gas gekauft. Mit dem Zuschlag zur zweiten Ausschreibung der strategischen Gasreserve hat die Austrian Gas Grid Management AG die Beschaffung des letzten Sicherheitspuffers abgeschlossen.
Insgesamt 20 Terawattstunden Erdgas – das entspricht rund drei durchschnittlichen Monatsverbräuchen – werden bis 1. November eingelagert. Dieses Gas bietet im absoluten Ernstfall eine wichtige Reserve. Ein großer Teil davon wird ab 1. August in Haidach eingespeichert. Dieser Speicher steht seit dem Abschluss des Use-it-or-lose-it-Verfahrens wieder zur Verfügung. 8,5 Terawattstunden der strategischen Gasreserve werden explizit aus nicht-russischem Erdgas angelegt.
Auch bei der Diversifizierung der Gasversorgung konnten Fortschritte verzeichnet werden: Mit der Sicherung von 40 TWh Leitungskapazitäten für nicht-russisches Erdgas durch die OMV und die Eigenproduktion von 10 TWh ist die Abhängigkeit von Russland weiter gesunken.
Vielseitige Entlastungsmaßnahmen
Umfassende Entlastungspakete sollen die fossilgetriebene Teuerung bestmöglich abfedern. Einige wichtige Maßnahmen im Überblick:
- 600 Euro Teuerungsausgleich für Menschen mit niedrigen Einkommen
- Erhöhte Penderpauschale
- 180 Euro erhöhte Familienbeihilfe, Auszahlung startet im August
- 300 Euro Teuerungsausgleich für besonders betroffene Gruppen wie Arbeitslose, Mindestpensionistinnen und -pensionisten sowie Bezieher:innen von Studienbeihilfe oder Sozialhilfe ab September
- Erhöhter Familienbonus, durch die Arbeitgeber ebenfalls mit September berücksichtigt
- 500 Euro Klima- und Anti-Teuerungsbonus, Auszahlung ab Oktober
Das jüngste, 28 Milliarden Euro schwere, Entlastungspaket kommt ab Sommer schrittweise bei den Menschen an und hilft vor allem im Herbst. Weitere Maßnahmen sind bereits beschlossen und werden Ende 2022 und Anfang 2023 wirksam.
Strompreisbremse ab Herbst
Auf Basis von Empfehlungen führender Wirtschaftsforscher:innen, allen voran WIFO-Direktor Gabriel Felbermayr, hat die Bundesregierung beschlossen, zusätzlich eine Strompreisbremse umzusetzen. Über den Sommer wird ein praktikables Modell für den Herbst ausgearbeitet. Die Strompreisbremse soll
- den Basisverbrauch – also eine Grundversorgung – zu einem gesicherten, günstigeren Preis auf Vorkriegsniveau für jeden Haushalt sicherstellen,
- möglichst unbürokratisch abgewickelt werden,
- bundesweit einheitlich sein und
- mittelfristig inflationsdämpfende Effekte haben.
Ziel ist es, dass der notwendige Strombedarf der Haushalte leistbar bleibt, während gleichzeitig zum Energiesparen animiert wird, da der darüberhinausgehende Strom zu Marktpreisen abgegolten wird.
Europäischer Gas-Notfallplan: EU-Staaten sollen Gasverbrauch um 15 Prozent senken