Kategorie Energie - 27. April 2022
Österreich kann Abhängigkeit von russischem Erdgas bis 2027 beenden
Eine Analyse der Österreichischen Energieagentur im Auftrag des BMK zeigt, dass Österreich ab 2027 seine Erdgasversorgung ohne russische Importe decken kann.
Die Österreichische Energieagentur hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums eine Analyse zum Ausstieg Österreichs aus russischem Erdgas erstellt. Sie beschäftigt sich mit dem Zeitraum bis 2030 und zeigt realistische Handlungsoptionen für drei Ebenen auf:
- Der Gasverbrauch in Österreich muss reduziert werden
- Die inländische Produktion von Biogas und grünem Wasserstoff muss massiv ausgebaut werden
- Der restliche Verbrauch an Erdgas wird über alternative Routen gedeckt
Werden die Ziele erreicht, kann Österreich bereits 2027 ohne Erdgasimporte aus Russland auskommen. Dieses Ziel entspricht auch der Zielsetzung der EU-Kommission in ihrem REPowerEU-Paket. Insgesamt muss dazu der Gasverbrauch in Österreich bis 2030 um ein Drittel sinken. Der Importbedarf von Erdgas nimmt bei Umsetzung der aufgezeigten Handlungsoptionen sogar um mehr als die Hälfte ab.
„Rund 80 Prozent des nach Österreich importierten Gases stammen aus Russland. Diese über Jahrzehnte gewachsene Abhängigkeit kann weder unmittelbar noch kurzfristig geändert werden. Bis 2027 wäre es durch eine nationale und internationale Kraftanstrengung denkbar, die Abhängigkeit von russischem Erdgas zu beenden“, bringt Franz Angerer, Geschäftsführer der Österreichischen Energieagentur, die Kernaussage der Analyse „Österreichische Gasversorgung ohne Importe aus Russland“ auf den Punkt.
Österreich verbraucht aktuell jährlich 89 Tera-Watt-Stunden (TWh) Erdgas. Rund zehn Prozent dieser Menge werden durch inländische Produktion abgedeckt. Der Rest (79 TWh) wird importiert. 80 Prozent der Importe stammen aus Russland. Wird jedoch konsequent und auf allen Ebenen am Ausstieg gearbeitet, so kann Österreich bis 2027 aus russischem Erdgasimporte verzichten.
Geringerer Gasverbrauch
Bis 2030 muss der Gasverbrauch um 29 TWh reduziert werden: In diesen Bereich gehört der konsequente Ausstieg aus Gas im Bereich der Heizungen. Bis 2030 kann die Hälfte der Gasheizungen auf grüne Alternativen umgestellt werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Sanierung von Gebäuden wichtig, um Energie zu sparen. Zusätzlich braucht es den Umstieg auf Erneuerbare Energieträger und Effizienzsteigerung. und Anreize für die Umstellung von Produktionsprozessen in der Industrie. Und mit dem umfassenden Ausbau von Strom aus Sonne, Wind und Wasser bis 2030 kann auch in diesem Sektor der Gasverbrauch deutlich reduziert werden.
Mehr Biogas und grüner Wasserstoff
Bis 2030 muss die Gasproduktion bei Biogas und grünem Wasserstoff um 14 TWh gesteigert werden: Durch den Ausbau der Biomethanproduktion in Österreich wird die Abhängigkeit von Gasimporten reduziert. So soll auch ein Teil des jetzt für die Verstromung eingesetzten Biogases künftig ins Gasnetz eingespeist werden. Auch die Produktion von grünem Wasserstoff kann das unterstützen, besonders im Bereich der Industrie.
Alternativen beim Import
Bis 2030 müssen Gasimporte aus anderen Ländern als Russland um 20 TWh gesteigert werden: Um russisches Erdgas zu ersetzen, braucht Österreich alternative Lieferländer. Aktuell werden rund 16 TWh Erdgas aus anderen Ländern nach Österreich importiert, der Großteil davon kommt heute aus Norwegen. Zukünftig soll der europäische Import gesteigert werden. Zudem besteht die Möglichkeit von weiteren Gasimporten über Flüssigerdgas, etwa aus Katar oder den USA. Dazu kommt der verstärkte Import von grünem Wasserstoff. Hier braucht es bis 2030 auch weitreichende Investitionen in die notwendige Infrastruktur.
Um die Versorgung aus anderen Lieferländern sicherzustellen, arbeitet Österreich auf mehreren Ebenen. Neben der Ausweitung der Lieferungen innerhalb Europas und dem Aufbau von Lieferbeziehungen aus Katar beteiligt sich Österreich umfassenden am gemeinsamen Ankauf von Erdgas über die EU. Je nachdem in welchem Ausmaß die EU hier Mengen zur Verfügung stellt, kann der Anteil von russischem Erdgas in Österreich auch rascher gesenkt werden.
Service
Analyse der Austrian Energy Agency im Auftrag des BMK:
Strategische Handlungsoptionen für eine Gasversorgung ohne Importe aus Russland (PDF, 398 KB)
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