20. Januar 2023

Gleisbaumaschinen können auf klimafreundliche Antriebe umgestellt werden

Schieneninfrastruktur wird derzeit großteils mittels dieselbetriebener Gleisbaumaschinen gebaut und erhalten. Die TU Graz untersuchte Antriebsalternativen für die Spezialmaschinen.

Die Eisenbahn ist und bleibt das umweltfreundlichste Verkehrsmittel und das Klimaschutzministerium (BMK) wird mit dem ÖBB-Rahmenplan bis 2027 insgesamt 28 Milliarden Euro in den Bahnausbau investieren. Mehr Schienenverkehr bedeutet zugleich auch mehr Instandhaltungsarbeiten, die nicht immer ganz umweltfreundlich ablaufen. Eine Umstellung auf alternative Antriebssysteme bei den Gleisbaumaschinen kann einer Studie der TU Graz zufolge die schädlichen Emissionen reduzieren und dabei helfen, die Klimaziele zu erreichen.

Ob Schienen schleifen oder den Gleiskörper erneuern: Der sichere Eisenbahnbetrieb erfordert regelmäßige Instandhaltungs- und Erneuerungsmaßnahmen der Schieneninfrastruktur. Dazu sind riesige Spezialbaumaschinen notwendig, die überwiegend mit Dieselmotoren angetrieben werden.

Diese sind nicht nur lärm- und emissionsintensiv, sondern arbeiten rund um die Uhr und können simultan mehrere Arbeitsschritte durchführen. Seit Jahrzehnten wird als Standardtechnologie auch die sogenannte Schotterbettreinigungsmaschine eingesetzt, die im Schnitt rund 50 Prozent des Gleisschotters an Ort und Stelle wiederaufbereitet und so im Sinne der Kreislaufwirtschaft wertvolle Ressourcen spart und Materialtransporte verhindert.

Laut Auskunft der TU Graz benötigen diese großen Gleisbaumaschinengruppen, die eine Länge von mehreren Hundert Metern erreichen können, bis zu 1.000 Liter Diesel pro zu bearbeitendem Gleiskilometer. Dem Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU Graz zufolge werden durch die Gleisinstandhaltungsarbeiten der ÖBB jährlich 9.600 Tonnen CO2-Äquivalente produziert.

In einer Studie hat das Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU Graz gemeinsam mit dem Bahnbaumaschinen-Hersteller Plasser & Theurer die Möglichkeiten untersucht, wie sich deren Emissionen reduzieren lassen bzw. nach passenden fossilfreien alternativen Antriebstechnologien gesucht. Zusätzlich analysierte das Institut im Zuge eines Projektes mit dem Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) die gesamte Flotte von rund 3.000 Nebenfahrzeugen in Deutschland, um ein optimales Umstiegsszenario zu alternativ betriebenen Maschinen zu erarbeiten. Die Studienergebnisse bestätigen die Anwendbarkeit von alternative Antriebssystemen für Gleisbaumaschinen.

Elektrizität energieeffizienteste Lösung

Auf Grundlage eines an der TU Graz entwickelten Berechnungsprogrammes (CalCAS, Calculation of Comparison for Alternative Solutions) ergaben sich unterschiedliche Lösungen: Gut 35 Prozent der gewaltigen Maschinen könnten demnach ihren Energiebezug elektrisch – über die Oberleitung – abdecken. „Jedenfalls die energieeffizienteste Lösung“, so Matthias Landgraf vom Institut für Eisenbahnwesen und Verkehrswirtschaft der TU Graz.

Für Gleisbaumaschinen mit Energiebedarf bis 800 Kilowattstunden (kWh) bestehen bereits Batterielösungen als Hybrid mit Oberleitung zum Aufladen. Plasser & Theurer hat im Jahr 2015 ein neues Kapitel der Antriebstechnik im Gleisbau aufgeschlagen: Als erster Hersteller von Gleisbaumaschinen wurde Gerät mit Hybrid-Antriebstechnik auf Schiene gebracht. Für Maschinen über 800 kWh erachten die Experten einen Antrieb per Wasserstoff-Brennstoffzellen-Technologie als optimal. Bestehende Geräte könnten überbrückend auf Bio- oder synthetische Kraftstoffe sowie mittelfristig auch auf Flüssigwasserstoff in Kombination mit einem Verbrennungskraftmotor zurückgreifen.

Vonseiten der Bahngesellschaften steige das Bewusstsein für die Notwendigkeit, negative Umweltauswirkungen zu verringern. Wie Plasser & Theurer bereits angekündigt hat, beliefert man die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) mit 56 emissionsarmen Hochleistungsinstandhaltungsfahrzeuge im Wert von rund 250 Millionen Euro. Die ÖBB wollen damit ihre rund 30 Jahre alte Flotte modernisieren.

Und: Fossilfreie Nebenfahrzeuge im Eisenbahnwesen tragen nicht nur erheblich zur Verringerung der CO2-Bilanz der Bahn bei. Elektrisch betriebene Schienenfahrzeuge vermeiden den Ausstoß von Stickoxid und Feinstaub und sind vor allem sehr viel leiser – positiv besonders für Menschen, die an Bahnstrecken wohnen oder an den Maschinen selbst arbeiten.