Kategorie Mobilität - 17. Mai 2023

Greenpeace-Report befeuert Debatte um strengere Regeln für Privatjets

227 Privatflugzeuge in Österreich gemeldet – 407.000 Tonnen CO2-Emissionen in vier Jahren

Anfang April überraschte der Amsterdamer Großflughafen Schiphol mit der Ankündigung, bis spätestens Ende 2025 keine Nachtflüge und auch keine Privatjets mehr erlauben zu wollen. Dieser Kurswechsel solle zu einer „stilleren, saubereren und besseren Luftfahrt“ führen, wie es in einem Statement des niederländischen Flughafens hieß.

Damit wurde abermals eine Debatte angestoßen, welche nicht nur die Klimabilanz von Privatjets unter die Lupe nimmt, sondern auch von Verbotsrufen begleitet wird. Die Kritik an den Privatfliegern ist auch in der Öffentlichkeit nicht zuletzt durch die Klimakrise wieder gewachsen. Privatjets sind in aller Regel unauffällig unterwegs, belasten das Klima im Verhältnis zu ihrer Transportkapazität aber überdurchschnittlich stark. Wissenschaftler:innen bemängeln schon länger, dass die Klimapolitik den privaten Flugverkehr bisher zu wenig Beachtung geschenkt hat.

Nun scheint jedoch Bewegung in diese Sache zu kommen, nicht nur in den Niederlanden. In Frankreich, wo europaweit die meisten Privatjets abheben, sollen etwa inländische Flüge mit Privatmaschinen massiv eingeschränkt werden. Das Land hat bereits Inlandsflüge verboten, deren Strecke innerhalb von zweieinhalb Stunden mit dem Zug zu bewältigen wäre. Privatjets waren bisher von dieser Regelung noch ausgenommen, könnten – zur Freude von Umweltverbänden –  von diesem Vorstoß künftig aber auch betroffen sein..

Ein Greenpeace-Report hat jetzt zum ersten Mal die österreichische Privatjet-Branche näher untersucht. Demnach sind derzeit 227 aktive Privatflugzeuge in Österreich gemeldet. Diese verursachten in den vergangnen vier Jahren insgesamt mindestens 407.000 Tonnen CO2-Emissionen, flogen rund 96 Millionen Kilometer und umkreisten somit 2.399 Mal die Erde, wie die NGO in einer Aussendung kritisierte.

EU-weite Regelung gefordert

Mehr als die Hälfte aller klimaschädlichen Privatjet-Emissionen werden laut dem Report von den drei Charterfirmen Avcon Jet, Sparfell und GlobeAir verursacht. Die Konzerne Glock, Porsche und Red Bull sind demnach „die prominentesten Firmen mit eigenen Privatflugzeugen“.

„Während die Welt in Flammen steht, jettet eine kleine Elite weiter um die Welt, als gäbe es kein Morgen. Ein Privatjet-Verbot ist unerlässlich, um diesem klimaschädlichen Geschäft europaweit ein klares Ende zu setzen“, so Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin bei Greenpeace in Österreich.

Auch beim nächsten EU-Verkehrsgipfel Anfang Juni steht das Thema auf der Agenda. „Privatjets sind besonders klimaschädlich – und besonders ungerecht. Denn einige wenige Superreiche zerstören mit ihrem Hobby unser aller Klima. Ich bin deshalb dafür, dass wir hier EU-weit strengere Regeln festlegen. Und ich habe auch dafür gesorgt, dass dieses Thema beim kommenden Treffen der Verkehrsministerinnen und Verkehrsminister auf der Tagesordnung steht“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Für die Analyse wurden die zu Beginn des Jahres aktiven und bei der österreichischen Luftfahrtbehörde Austro Control gemeldeten österreichischen Privatflugzeuge und ihre Flugbewegungen zwischen 2019 und 2022 untersucht. Der Report zeige, dass die Privatflug-Branche stark wächst. „2022 stiegen die klimaschädlichen Emissionen auf ein Rekordniveau, so hat sich die Anzahl der Privatflüge von 2019 auf 2022 mehr als verdoppelt“, so die NGO. Die Corona-Pandemie verpasste der Branche einen zusätzlichen Schub.

Zwei Drittel aller Privatflüge sind demnach Kurzstrecken. „Die meist geflogene Route von österreichischen Privatjets ist Paris – Genf – eine Strecke, die per Zug in lediglich 3,5 Stunden Fahrzeit erreichbar ist“, kritisierte Greenpeace.

Die Basis der Greenpeace-Analyse bildete die Datenbank der Crowdsourcing-Plattform Opensky-Networks, die mit den Daten der österreichischen Luftfahrtbehörde verknüpft wurde.