Kategorie Innovation & Technologie - 7. November 2019

Datenschutz am Smartphone: Hedy Lamarr Preis für Martina Lindorfer

Martina Lindorfer von der TU Wien untersucht, wie man schädliche Software automatisch erkennen kann. Nun wurde sie mit dem Hedy Lamarr Preis der Stadt Wien ausgezeichnet.

Der Hedy Lamarr Preis wird von der Stadt Wien an Wissenschaftlerinnen vergeben, die herausragende Leistungen im Bereich der IT-Forschung erbracht haben. Dieses Jahr ging die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung an Martina Lindorfer von der TU Wien. Am dortigen Institut für Logic and Computation lehrt sie seit Oktober 2018 als Assistenzprofessorin im Bereich Security and Privacy. Verliehen wurde der Hedy Lamarr Preis am 5. November als Höhepunkt und Abschluss der Digital Days Wien.

 

Wer sich völlig unbekümmert durchs Internet bewegt, tappt leicht in Fallen, die zu gefährlichem Datendiebstahl führen können. Viel zu oft sind uns Sicherheitsgefahren im IT-Bereich gar nicht bewusst. Martina Lindorfer forscht an Methoden zur automatisierten Erkennung und Abwehr von Schadprogrammen auf mobilen Geräten und stellt Ergebnisse ihrer Arbeit öffentlich zur Verfügung. „Die Aktualität und Relevanz ihrer Forschung, aber auch ihr Beitrag für die Gesellschaft sind bemerkenswert“, erklärte die Fachjury in ihrer Begründung.

Mehr Mädchen in die IT-Forschung

Die Laudatio auf die neue Preisträgerin hielt Martina Mara, Professorin für Robopsychology am Linz Institute of Technology (LIT) der JKU und Mitglied des österreichischen Robotikrates. „Martina Lindorfer forscht zu Themen, die jeden betreffen. Selbst meine 93-jährige Oma hat ein internetfähiges Handy“, sagte Mara. „Wir laden dutzende bis hunderte Apps auf das Handy, die millionenfach zum Download bereitstehen. Jedes Mal werden uns ein paar unangenehme Fragen zu Datenschutz-Richtlinien und Privacy-Einstellungen gestellt. Diese sind absichtlich so formuliert, dass kein Mensch sie verstehen kann, also haken wir ab und dann geht es weiter.“

Lexikon: Hedy Lamarr, eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler (* 9. November 1914 in Wien | † 19. Jänner 2000 in Altamonte Springs, Florida), war eine österreichisch-amerikanische Filmschauspielerin und Erfinderin. Nach Beginn ihrer Filmkarriere in Österreich wurde sie ab Ende der 1930er-Jahre zum Hollywood-Star. Ihre Erfindungen, die sie im Zweiten Weltkrieg im Dienste der US Navy und der Alliierten zu entwickeln begann, werden als frühe Vorläufer der Bluetooth- und WLAN-Technologie angesehen. Sie wurde im Jahr 2014 in die National Inventors Hall of Fame aufgenommen.[

„Ich fühle mich durch diese Anerkennung in meiner Entscheidung eine Forschungskarriere einzuschlagen bestätigt“, sagt Martina Lindorfer in ihrer Dankesrede. „Ich hoffe durch meine Rolle als Professorin an der TU Wien mehr Mädchen für das Thema IT Sicherheit begeistern zu können.“

Hedy Lamarr, Filmgöttin, Erfinderin, Antifaschistin, Namenspatronin des Preises für innovative Frauen in der IT. © Metro-Goldwyn-Mayer

Lindorfer hob dabei auch die Bedeutung der universitären Forschung in diesem extrem angewandten und industrienahen Forschungsbereich hervor: „Gerade im Bereich der Sicherheit und des Datenschutzes ist offene und unabhängige Forschung wichtig, die nicht von den großen Technologie-Konzernen bestimmt wird. Die Ergebnisse meiner Forschung ermöglichen Apps und Geräte automatisiert auf die Einhaltung von Datenschutzrichtlinien hin zu überprüfen, neuartige Sicherheitslücken und Datenmissbrauch aufzuzeigen, und zu deren Beseitigung beizutragen.“

Der Hedy Lamarr Preis zeichnet innovative Frauen aus und macht ihre Leistung damit sichtbar. Namensgebend für den Preis ist die Wienerin Hedy Lamarr (1914-2000), die während des Zweiten Weltkriegs Technologien für die Alliierten zu entwickeln begann. Ihr zukunftsweisendes Patent des Frequenzsprungverfahrens gilt als Vorläufer heutiger Bluetooth- und Wifi-Anwendungen.

Die Preisträgerin selbst wird von einer vierköpfigen Fachjury bestimmt: Prof. Martina Mara, JKU Linz – Prof. Ivona Brandic, TU Wien – Prof. Laura Kovacs, TU Wien – und Prof. Verena Fuchsberger-Staufer, Universität Salzburg, die letztjährige Hedy-Lamarr-Preisträgerin. Jede Preisträgerin wird als neues Mitglied in die Jury des Hedy Lamarr Preises aufgenommen. Die wissenschaftlichen Kooperationspartner für die Nominierungsliste sind FWF, FFG sowie WWTF.

Martina Lindorfer im Portrait der TU Wien

Zur Person: Martina Lindorfer studierte „Computer and Media Security“ an der Fachhochschule in Hagenberg (Oberösterreich). Nach ihrem Bachelor-Abschluss wechselte sie an die TU Wien, wo sie 2011 ihr Masterstudium abschloss. Danach forschte sie am Secure Systems Lab der TU Wien und promovierte Anfang 2016 (sub auspiciis praesidentis) über Malware-Analysemethoden. Schon während ihrer Dissertation absolvierte sie Forschungsaufenthalte in Japan und in Griechenland, danach ging sie als Visiting Researcher an die Northeastern University in Boston (USA) und arbeitete am Forschungszentrum SBA Research in Wien. 2016 ging sie noch einmal für zwei Jahre in die USA, als Postdoc an die University of California in Santa Barbara. Mit Oktober 2018 schließlich wurde sie auf eine Tenure-Track-Stelle an die TU Wien berufen.