13. März 2023

»Ideologisches Festhalten am Verbrenner wird das Klima nicht retten«

Nach der Rede von Bundeskanzler Karl Nehammer hat Klimaschutzministerin Leonore Gewessler am Samstag betont, der Kampf gegen die Klimakrise brauche „Entschlossenheit und Mut“. „Ideologisches Festhalten am Verbrenner wird das Klima nicht retten“, sagte sie in Richtung des Kanzlers. Auch die Wette darauf, dass Technologie „wie durch Zauberhand alle unsere Probleme lösen wird“, sei kein Rezept gegen den menschengemachten Klimawandel, so Gewessler.

Nehammer hatte in seiner „Rede zur Zukunft der Nation“ am Freitag erklärt, das für 2035 geplante Aus für neue Verbrennerautos sei keine Antwort auf die Klimakrise und wortwörtlich gemeint „Österreich ist das Autoland schlechthin“. In der Klimadebatte ortete er einen „Untergangsirrsinn“.

Neben Klimaschutzministerin Gewessler hielten auch zahlreiche Vertreter:innen aus der Wissenschaft dagegen. So veröffentlichte beispielsweise das Österreichisches Klimaforschungsnetzwerk (CCCA) nach der Rede Nehammers ein Statement via Twitter, um auf die akute Bedrohung durch die fortschreitende Klimakrise aufmerksam zu machen. „Wir wiederholen uns: Die globale Erhitzung schreitet mit all ihren Auswirkungen weiterhin nahezu ungebremst voran.“ Der menschengemachte Klimawandel finde dabei sowohl global als auch national statt und müsse daher auch auf beiden Ebenen begegnet werden.

Die Wissenschaftler:innen konstatierten, dass schon heute viele Menschen in Österreich, vor allem auch ältere Personen, unter immer intensiveren Hitzeperioden leiden würden. Dazu kämen Wetterextreme, die weltweit an Intensität gewinnen, eine merkliche Häufung von Dürren, einer fortschreitenden Gletscherschmelze, sowie eine durch Trockenperioden bedrohte Grundwasserlevel und Trinkwasserversorgung.

Direkt an den Bundeskanzler gerichtet verwiesen sie zudem an das fehlende Verständnis an entscheidenden Stellen für die Dringlichkeit der Herausforderung und das wirtschaftliche Potential der Lösungen, etwa in Form einer eschelunigung der Energie- und Verkehrswende, die einen erforderlichen nationalen Beitrag zur Emissionsreduktion und zur Stabilisierung des Klimas leisten können.

Daniel Huppmann, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IIASA (Internationales Institut für angewandte Systemanalyse) und als CCCA-Board-Member einer der österreichischen Autoren des Weltklimaberichts, mahnte, dass Auswirkungen der Klimakrise „nicht nur woanders passieren“, sondern „unsere Lebensgrundlagen auch bei uns in Österreich“ bedroht seien.

Kreativität und Innovation sind wichtig, um der Klimakise zu begegnen. Es dürfe aber nicht als Ausrede verwendet werden, um jetzt Maßnahmen zu verzögern. „Wir haben alle Technologien, um unsere globalen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 zu halbieren“, so Huppmann.

Dass die Klimasorgen auch hierzulande mehr als berechtigt sind, brachten – auch in Reaktion auf des Bundeskanzlers Rede – 60 Wissenschaftler:innen um den Klimaforscher Karl Steininger zum Ausdruck. Steininger ist Professor für Klimaökonomie und Nachhaltige Transformation am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Universität Graz und in dieser Funktion auch im Vorstand des CCCA.

In unseren wissenschaftlichen Studien sehen wir, wie zerstörerisch  die Folgen für uns alle sein werden, wenn wir nicht umgehend für viel mehr Klimaschutz sorgen.“ Die Wissenschaftler:innen sind davon überzeugt, dass ein volles Bewusstsein über diese Folgen bei einer breiten Mehrheit zu wohl wesentlich mehr Klimaschutz führen würde, als in derzeit in Österreich beobachtet werden könne. „Klug gestaltet bringt Klimaschutz mehr von vielem: von Gesundheit über Arbeitsplätze bis zu Lebensqualität.“

Die Klimakrise und die Sorgen der Menschen in Österreich ernstzunehmen, steht auch für Bundesministerin Gewessler außer Frage. „Das sollte auch der Kanzler tun“, fügte sie hinzu. „Wir lassen uns von diesem Weg jedenfalls nicht abbringen“, so Gewessler, die in diesem Zusammenhang auch auf die bisher umgesetzten, wirksamen Klima- und Umweltschutzmaßnahmen des Klimaschutzministeriums (BMK), wie etwa das Plastikpfand, den Klimacheck für Autobahnprojekte und das KlimaTicket verwies.