Kategorie Energie - 15. Februar 2024

IEA-Ministerinnentreffen bekräftigt Beschlüsse der Weltklimakonferenz

IEA feiert 50. Geburtstag und legt dabei ihren Fokus auf den Schutz des Klimas und den Umstieg auf grüne Energie

Seit ihrer Gründung 1974 trägt die Internationale Energieagentur (IEA) entscheidend dazu bei, die weltweite Energieversorgung sicherer, effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Als Reaktion auf die Ölkrise schlossen sich damals 16 Länder der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zusammen, um langfristige Strategien zur Sicherung der Energieversorgung zu entwickeln. Österreich gehört zu den Gründungsstaaten, inzwischen sind neben den 31 Mitgliedsstaaten weitere fünf Beitrittskandidaten- und 13 assoziierte Staaten mit der IEA enger verknüpft.

Bei einem hochkarätigen Ministerinnen-Treffen in Paris wurde nun das 50-jährige Bestehen der IEA begangen. Neben Ministerinnen und Ministern von fast 50 Ländern nahmen auch der US-Klimabeauftrgte John Kerry und EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen teil.

Das von Frankreich und Irland gemeinsam geleitete Treffen erteilte der IEA unter anderem Mandate für Gespräche über eine Mitgliedschaft mit Indien, die Eröffnung eines regionalen Zentrums in Singapur, den Start eines Programms für die Sicherheit kritischer Mineralien und die Umsetzung der COP28-Ergebnisse.

Während in den Anfangsjahren der IEA die Sicherung der Ölversorgung und die Bewältigung zukünftiger Energiekrisen im Vordergrund standen, erweiterte sich im Lauf der Jahre das Themenspektrum und die Entwicklung und Verbreitung von erneuerbaren Energietechnologien und Energieeffizienz rückten ins Zentrum. Heute liegt der Fokus der IEA auf der Entwicklung von Strategien und Innovationen für emissionsfreie Energiesysteme, um die globalen Klimaschutzziele zu erreichen und eine saubere, sichere, nachhaltige und erschwingliche Energiezukunft für alle zu gestalten.

Auch aus Sicht von Österreichs Klimaschutzministerin Leonore Gewessler eine umfassende Wandlung, mit der die IEA heute den globalen Klimaschutz und die Energiewende vorantreibe. In Paris herrschte nun laut Beobachterinnen ein starker Konsens über die Notwendigkeit eines entschlosseneren Handelns und einer stärkeren globalen Zusammenarbeit, um das weltweite Energiesystem rasch umzugestalten – auch vor dem Hintergrund weiterer geopolitischer Unsicherheiten zunehmen und einer ungebremsten Rekordfahrt der globalen Temperaturen.

„Wir wollen raus aus Kohle, Öl und Gas. Rein in grüne Energien wie Sonne, Wind und Wasser“, betonte Gewessler auch in Paris einmal mehr. „Die IEA heute steht für diese Veränderung wie wenige andere. Dort wo früher über Ölreserven verhandelt wurde, wird heute der Kampf gegen die Klimakrise vorangetrieben. Der Beschluss der Ziele aus der Abschlusserklärung der Weltklimakonferenz beweise das mit Nachdruck – und ich habe ihn natürlich unterstützt.“

In der Abschlusserklärung des Ministerinnentreffens in Paris wurden nicht nur die Beschlüsse der letzten Weltklimakonferenz bekräftigt, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Abkehr von fossilen Energien, der Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und zur Verdoppelung der Energieeffizienz bis 2030 gesetzt.

Zudem hat die IEA bei den Diskussionen am zweiten Tag auch die Unterstützung der Länder des globalen Südens in den Fokus gerückt. Die Energiewende müsse global und gerecht umgesetzt werden, so die Botschaft Gewessler. Dafür brauche es auch eine faire Unterstützung für diejenigen, die sich mit Investitionen in grüne Kraftwerke alleine schwerer tun.

„Wir sind dankbar, dass die IEA-Ministerinnen unsere Arbeit gelobt haben, um sicherzustellen, dass die Übergänge gerecht und auf die Menschen ausgerichtet sind, und dass sie uns angewiesen haben, noch weiter zu gehen“, sagte IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol bei der Abschlusserklärung. „Wir beabsichtigen, unsere Bemühungen zu verstärken, um Energiegerechtigkeit ganz oben auf der globalen Agenda zu halten, da sie eine wesentliche Rolle beim Aufbau einer besseren Energiezukunft spielt“.

IEA Technologienetzwerk arbeitet an der Energiezukunft

Mit Blick auf die nächsten 50 Jahre stehe die IEA vor „großen Herausforderungen“, wie es Sabine Mitter, im Klimaschutzministerium (BMK) für IEA Forschungskooperation zuständig, formuliert. Der Übergang zu einer kohlen­stoffarmen Wirtschaft, eine auf Erneuerbaren basierende Energiewende und die Bewältigung der Folgen des menschengemachten Klimawandels gehörten zu diesen Mammutaufgaben. Zwar berücksichtigten die Arbeiten der IEA schon heute viele weitere wichtige Aspekte: eine auf Menschen orientierte Wende, Leistbarkeit sowie die Verfügbarkeit kritischer Mineralien und nachhaltiger Lieferketten für saubere Energietechnologien. Zusätzlich gehörten aber auch nicht-technische Themen, wie Gendergerechtigkeit und Inklusion in der IEA mehr priorisiert.

„50 Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Bedeutung der IEA grundlegend geändert“, so Mitter. „Jahr für Jahr liefert sie Informationen über den globalen Stand der Energiewende und zeigt auf, welche Schritte gesetzt werden müssen, um das Paris-Übereinkommen noch einhalten zu können.“ Mitter sieht in der Beschleunigung von Forschung, Innovation und Markteinführung neuer Technologien und Systemlösungen die Schlüsselfaktoren, die neben den politischen Bekenntnissen über den Erfolg der IEA bestimmen. „Das weltweite Energietechnologienetzwerk der IEA unterstützt diese Bestrebungen. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass wir in Zukunft mit Stolz auf den Wendepunkt der weltweiten Energietransformation zurückblicken können.“

Mit Blick zurück erkannte die IEA schon früh die entscheidende Rolle von Forschung und Innovation für die Gestaltung einer nachhaltigen Energiezukunft. Durch die Förderung von Kooperationen zwischen den Mitgliedsländern und die Zusammenführung von Expertisen aus verschiedenen Disziplinen konnten zahlreiche wegweisende Projekte initiiert und Ener­gieinnovationen auf den Weg gebracht werden. Bereits 1975 fand das erste Treffen des Committee on Energy Research and Technology (CERT) statt. Zwei Jahre später wurde das erste gemeinsame Forschungsprogramm im Bereich Solarenergie gegründet. Nach wie vor koordiniert und fördert das CERT die Entwicklung, Demonstration und Einführung sauberer Energietechnologien. Die Themenfelder Erneuerbare Energie, Endverbrauchstechnologien, fossile Energien, Fusion und Industrielle Dekarbonisierung sind in fünf sogenannten Working Parties organisiert. Jene für Industrielle Dekarbonsierung wurde erst 2023 eingerichtet, um die Transformation der Industrie in Richtung Klimaneutralität zu unterstützen.

Die Forschungskooperationen werden im Rahmen der multilateralen Technology Collaboration Programmes (TCPs) durchgeführt. Die TCPs beschäftigen sich mit Forschungs- sowie Policyaktivitäten zu einer breiten Palette von Energiethemen, darunter erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Systemintegration, Sicherheit und Diversifikation der Energieversorgung, Kohlenstoffmanagement und verschiedene Querschnittsthemen. Das TCP-Netzwerk fördert den Austausch von Wissen und bietet gleichzeitig die Chance, österreichische Kompetenzen weltweit bekannt zu machen und voneinander zu lernen. Rund 6.000 Expertinnen aus 54 Ländern arbeiten aktuell in insgesamt 40 TCPs zusammen.