Kategorie Klima- & Umweltschutz - 9. März 2022

Raus aus Öl & Gas: Welche Heizung dient als erneuerbare Alternative?

Fossile Heizungen – vor allem Öl- und Gasheizungen – sind zumeist veraltet, teuer, schlecht fürs Klima und inzwischen auch alles andere als sicher, wie die Folgen des russischen Kriegs in der Ukraine uns derzeit verdeutlichen. Auch zwei Wochen nach Kriegsbeginn in der Ukraine fließt zwar russisches Gas weiterhin durch die Pipelines nach Westen und auch in die österreichischen Zwischenlager, doch bei allen Unwägbarkeiten über den Verlauf des Krieges ist nicht abzusehen, wie lange das noch der Fall sein wird.

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Aus diesem Grund tagte bereits der Energielenkungsbeirat, um für alle Eventualitäten zur Versorgungssicherheit gerüstet zu sein – ein Gremium, dem Vertreter verschiedener Ministerien, der Sozialpartner, des Regulators E-Control, der gesamten Energiewirtschaft sowie der Parlamentsparteienum angehören. Zudem ist ein Gesetz in Erarbeitung, das die Versorger zu einer höheren Speicherquote verpflichten soll, um im nächsten Winter auch ohne Lieferungen aus Russland Engpässe zu vermeiden. Mittel- und langfristig soll sich Österreich aber ohnehin von seiner Erdgasabhängigkeit emanzipieren.

In Österreich sind immer noch rund eine Million Gasheizungen und 600.000 Ölheizungen in Betrieb. Heizsysteme mit fossilen Brennstoffen (Kohle, Öl, Erdgas) zählen zu den klimaschädlichsten aller verfügbaren Technologien. Darüber hinaus unterliegen fossile Energieträger großen Preisschwankungen und werden in Zukunft eher teurer als günstiger werden.

Luftwärmepumpen auf Dächern von Mehrparteienhäusern, © Stiebel Eltron

„Wir sind in einer Zeit, die uns vor Augen führt, welche dramatischen Folgen unsere Abhängigkeit von fossilem Erdgas, von russischen Erdgas hat“, betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Jede Gastherme weniger ist so ein wichtiger Schritt Richtung Unabhängigkeit. Im Regierungsprogramm wurde der Ausstieg aus Kohle und Öl in Österreich bis 2035 vorgesehen. In einem zweiten Schritt soll der Ausstieg aus Gasheizungen bis 2040 gelingen.

Nicht immer ist ein Umstieg auf ein nachhaltiges Heizsystem aber sofort möglich. Was man als Privatverbraucher:in bis zum baldigen Ende der Heizperiode jetzt noch tun kann, um Energie – ergo Gas – zu sparen, hat klimaaktiv mit diesen Tipps für den Alltag zusammengestellt.

Welche Heizsysteme können die fossilen ersetzen?

Oft scheint es so, als ob es viele unterschiedliche Möglichkeiten und Kombinationen gäbe, um den Sektor Raumwärme frei von CO2 zu machen. Die Erfahrung hat jedoch gezeigt, dass 90 Prozent der Fälle, die Wohngebäude betreffen, mit drei Technologien abgedeckt werden können. Viele der oft diskutierten Heizsysteme oder alternativen Brennstoffe sind entweder nicht in Serienreife am Markt verfügbar oder so hochpreisig, dass sie bei näherer Betrachtung für die Heizungsbesitzer:innen nicht infrage kommen.

Wärmepumpen

Die Energie-Ziel-Szenarien sprechen eine klare Sprache. Die Wärmepumpentechnologie nimmt in der Raumwärme eine zentrale Rolle ein. Kein anderes Heizsystem schafft Wirkungsgrade zwischen 250 und 450 Prozent. Ob Luft-, Grundwasser- oder Sole-Wärmepumpen zum Einsatz kommen, hängt vom individuellen Projekt und von den lokalen Rahmenbedingungen ab. Die einzige wesentliche Einschränkung dieser Systeme ist die maximale Vorlauftemperatur. Je höher diese ist, desto mehr elektrischer Strom wird zusätzlich zur kostenlosen Umweltenergie benötigt. Erfolgt die Wärmeabgabe z.B. über Fußbodenheizungen oder Niedertemperatur-Heizkörper, ist jedenfalls davon auszugehen, dass Wärmepumpen ihren Beitrag zur Klimaneutralität bis 2040 leisten werden.

Pelletsheizungen

Diese vollautomatischen Biomasseheizungen sind die logische Folgetechnologie von Ölheizungen, wenn keine Niedertemperatur-Wärmeabgabesysteme installiert sind, oder – was in Geschosswohnbauten häufig der Fall sein kann – wenn überproportional zur Niedertemperaturenergie für die Raumwärme viel Hochtemperaturenergie für die Warmwasserzirkulation aufgewendet werden muss. Rauchfang und Lagerraum sind in der Regel vorhanden und können für das neue Heizsystem adaptiert werden. Pellets‑Brennwertgeräte sind bereits lange Stand der Technik und holen zusätzliche Energie aus dem Brennstoff heraus. Darüber hinaus kann mit dieser Technologie auf einen Pufferspeicher verzichtet werden.

Fern- & Nahwärmesysteme

Fern- und Nahwärmesysteme unterliegen wie Pelletheizungen keiner Einschränkung, was hohe Vorlauftemperaturen angeht. Zudem kann auf einen Brennstofflagerraum verzichtet werden und große Energiemengen sind in kurzer Zeit abrufbar. Bei hohen Vorlauftemperaturen oder großen Leistungen sind daher Fern- und Nahwärmesysteme – sofern regional verfügbar – oft die beste Wahl beim Heizungstausch und sollten prioritär in die Überlegungen mit einbezogen werden. Insbesondere, wenn es darum geht, Erdgasheizungen zu ersetzen, ist mit einem Fernwärmeanschluss die Lagerraumfrage schnell gelöst. Die einzige Einschränkung liegt auf der Hand: Ist keine erneuerbare Fernwärme vorhanden oder erst im Ausbau begriffen, fällt diese Lösung aus. An diesem Beispiel zeigt sich, wie wichtig ein Planungshorizont von mehreren Jahren ist.

Schrittweise Sanierung

Die optimale Sanierungsabfolge sieht im Idealfall an erster Stelle die Reduktion des Energiebedarfs eines Gebäudes vor, erst in einem zweiten Schritt erfolgt die Erneuerung des Heizsystems. Je weniger Energie verbraucht wird, desto schlanker und günstiger werden die technischen Lösungen, die Öl oder Gas ersetzen. Wird ein Gebäude gedämmt, kann auch immer die Vorlauftemperatur der Heizung abgesenkt werden, was den Einsatz von Wärmepumpensystemen in die Karten spielt. Wenn also ein neues fossiles System im Keller stehen soll, vorher als ersten Schritt die Gebäudehülle inklusive der Fenster optimieren. Bei Gebäuden, die ab 2007 errichtet oder saniert wurden, kann man davon ausgehen, dass Dämmung und Fenster in einem passablen Zustand sind.

Ist es auch möglich, die bestehende fossile Heizung durch eine erneuerbare zu ersetzen, ohne davor den Energieverbrauch zu reduzieren? Die Antwort lautete in dem meisten Fällen: ja! Allerdings sollten Planer:innen bereits beim Tausch die Frage beantworten, wie die Heizung nach einer thermischen Sanierung zu betreiben ist. Regelung und Hydraulikeinstellungen müssen dann an den reduzierten Energiebedarf angepasst werden können.

Die größte Sorge stellt sicherlich der gefürchtete Heizungsausfall im Winter dar. Solch eine Situation generiert automatisch einen Entscheidungszwang, hohe Kosten und überhastete Maßnahmen, zB. der Tausch des fossilen Kessel gegen einen neuen fossilen. Daher sollte der Heizungstausch idealerweise im Winter geplant und im Sommer durchgeführt werden.

Schnelle Heizungsumstellung für 90% möglich

Viel wird über Fälle gesprochen, bei denen es scheinbar unmöglich ist, kurzfristig und vor allem zu vertretbaren Kosten auf erneuerbare Energieträger umzusteigen. Häufig handelt es sich bei den herausfordernden Gebäuden um Geschosswohnbauten im städtischen Bereich oder in Dorfkernen. Unterschiedliche Eigentumsverhältnisse, hohe Leistungen und ungünstige Systeme für die Warmwasserbereitung verursachen Hürden, die Schritt für Schritt gelöst werden müssen. Was also tun mit den verbleibenden zehn Prozent an offensichtlich aufwendigen Fällen? Bei diesen Gebäuden ist davon auszugehen, dass sie die volle Zeit bis 2035 bzw. 2040 zur Umstellung benötigen, um fit für die Klimaneutralität Österreichs zu werden. Die Heizungsumstellung der restlichen 90 Prozent kann aber unmittelbar angegangen werden.

Förderungen hoch wie nie – jetzt umsteigen!

Um die gesteckten Ziele zu erreichen, haben sowohl der Bund, als auch die Länder und zum Teil sogar die Gemeinden großzügige Förderungen für den Kesseltausch aufgelegt. So können die geneigten Kesseltauscher:innen z.B. in Kärnten bis zu € 15.000,– an nicht rückzahlbaren Förderungen erhalten. Geschenktes Geld, so attraktiv war Klimaschutz noch nie! Zudem sparen Sie mit einem erneuerbaren Heizsystem auch CO2-Kosten, die ab Juli 2022 zur Verrechnung kommen. Bei einem Heizölverbrauch von 2.000 Liter pro Jahr, sind das immerhin zirka 200,- Euro.

Die klimaaktiv Heizungs-Matrix – zusammen mit der klimaaktiv-Publikation „Die richtige Heizung für mein Haus“ unterstützt Sie dabei die richtige Heizung zu finden. Achten Sie auf ein grünes Feld.


Praktische Tipps für energie- und kostensparendes Heizen und alles über die klimaaktiv Heizungs-Systeme!

 

Einkommensschwache Haushalte bekommen beim Heizkesseltausch bis zu 100% Förderung