Kategorie Klima- & Umweltschutz - 11. Juli 2024

Holzige Düfte: Spürhunde im Einsatz gegen Borkenkäfer

Österreichs Wälder stecken in großen Veränderungen, die ihnen vor allem die rapide Temperaturzunahme, Extremwetter und eingeschleppte Arten aufzwingen. Dabei sind es nicht nur Hitze und Trockenheit – oder wie heuer vielfach starke Niederschläge – mit denen besonders die Wälder in Ostösterreich konfrontiert sind. Vor allem zwei Faktoren lassen die Gesundheit des Waldes unter Druck geraten: Der menschengemachte Klimawandel und eine regelrechte Borkenkäferinvasion – allen voran die des Buchdruckers (Ips typographus). Seit zehn Jahren könne man von einer „Dauer-Borkenkäfer-Massenvermehrung“ sprechen, wie das Bundesforschungszentrum für Wald (BFW) dazu mitteilte.

 

Gegen diese Plage hat Simon Plösch seit geraumer Zeit ein probates Mittel gefunden – oder besser: trainieren lassen. Um Borkenkäferbefälle in seiner Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) Murraum Leoben frühzeitig erkennen und aktiv gegen die Ausbreitung der Schädlinge vorgehen zu können, wurden unter seiner Leitung mehrere Hundeteams ausgebildet, die von Borkenkäfern befallene Bäume sehr zuverlässig erschnüffeln. Diese Hunde-Teams inspizieren über einen bestimmten Zeitraum festgelegte Gebiete und unterstützen Waldmonitorings. Dadurch sollen sowohl der Waldbestand geschützt als auch Nachahmerinnen in der lokalen Hundeführer-Community gefunden werden. Dafür winkte jüngst die Auszeichnung als KLAR!-Projekt des Jahres, die der Klima- und Energiefonds alljährlich vergibt.

 

Die Identifikation befallener Bäume erfolgt in hiesigen Wäldern in der Regel durch Försterinnen und Förster. Doch auch Hunde sind durch ihre feinen Nasen absolut dafür prädestiniert, wie Sandra Cresnar, ausgebildete Borkenkäfer-Spürhundeführerin, erläutert: „Die Vierbeiner riechen die Pheromone, also die Duftstoffe der Käfer und können befallene Bäume dadurch sehr früh erkennen.“ Das menschliche Auge könne einen „infizierten“ Baum erst nach einer gewissen Zeit ausmachen, wenn dieser die ersten offensichtlichen „Symptome“ zeigt.

Dabei steht zuerst die Sensibilisierung der Hunde auf den Duftstoff im Vordergrund. „Angefangen wird weit weg von den Fichten mit dem Geruch des Borkenkäfers. Dazu wird ein künstliches Pheromon verwendet“, erklärt Cresnar. Der Hund lerne dabei, schon kleinste Geruchsdosen zu erkennen.

Danach werde an der sogenannten Anzeige gearbeitet, also am für den Menschen verständliche Bekanntgabe eines Verdachtsfalls durch das Tier. Erkennt ein Hund den Geruch eines Käfers am Baum, muss er das ja auch irgendwie zeigen. Dies passiere meist dadurch, dass der Hund mit den Vorderpfoten auf den Baumstamm springt. „Auch durch das Anbellen des Baumes könne der Vierbeiner auf einen möglichen Befall aufmerksam machen“, erklärt Cresnar. Im Rahmen der Ausbildung werden zudem diverse Such-Varianten erarbeitet und Basiswissen über den Borkenkäfer vermittelt.

Diese Methode zum Erkennen von Borkenkäferbefall per Spürnase kann letztendlich großflächig eingesetzt werden und ist auch dann erfolgreich, wenn noch gar kein Bohrmehl sichtbar ist, es verweht wurde, sowie außerhalb der Vegetationsperiode, wenn Käfer und Larven noch im Baum überwintern.

„KLAR!-Klimawandelanpassungs-Modellregionen“ ist ein Programm des Klima- und Energiefonds, dotiert aus Mitteln des Klimaschutzministeriums (BMK). KLAR! unterstützt österreichische Gemeinden und Regionen dabei, sich mit dem Klimawandel auseinanderzusetzen und gezielte Anpassungskonzepte zu entwickeln und umzusetzen. Seit 2018 implementieren erste Regionen die geplanten Maßnahmen, inzwischen arbeiten bereits 89 KLAR!-Regionen aus ganz Österreich an der Anpassung an den Klimawandel. Insgesamt sind 750 Gemeinden mit rund 2.058.972 Einwohnerinnen und Einwohnern im KLAR! Programm dabei. Mit diesem Förderprogramm nimmt Österreich in Bezug auf die regionale Klimawandelanpassung eine Vorreiterrolle in Europa ein und verbindet einen Bottom-Up-Ansatz mit den Zielen der nationalen Klimawandelanpassungsstrategie.