Kategorie Klima- & Umweltschutz - 2. Oktober 2023

Erderhitzung: Wärmster September der österreichischen Messgeschichte

Temperaturen überstiegen die Durchschnittswerte um mehr als drei Grad Celsius – Wetterdienste in Deutschland, Spanien, Frankreich, der Schweiz & Dänemark vermeldeten ebenfalls historische Höchstwerte

Der heiße September hat mit einer Temperaturabweichung von über drei Grad Celsius seinen Beitrag dazu geleistet, dass 2023 eines der wärmsten Jahre in der österreichischen Messgeschichte werden könnte. Vor zwei Wochen prognostizierten die Experten von Geosphere Austria (ehemals ZAMG) einen möglichen Rekord, die vorläufigen Werte knapp vor Monatsende bestätigen diese Annahme. In manchen Landeshauptstädten stieg die Zahl der Sommertage in bisher nicht da gewesene Höhen.

Regional fielen die Abweichungen noch größer aus, die höchsten Abweichungen zum Klimamittel lagen diesmal im Westen, Norden und Osten des Landes. In Vorarlberg und Nordtirol, im östlichen Oberösterreich, in Niederösterreich, Wien und im Nordburgenland war der September 2023 um 3,5 bis 4,5 Grad zu warm. Auch auf den Bergen lagen die Anomalien zum Klimamittel zwischen plus 3,5 und 4,8 Grad.

„Wir haben den wärmsten September der 257-jährigen Messgeschichte erlebt“, sagt Klimatologe Alexander Orlik von der Geosphere. „Der September 2023 lag im Tiefland Österreichs um 3,2 Grad über dem Mittel der Klimaperiode 1991 bis 2020, auf den Bergen um 4,2 Grad“. Im Vergleich zur Klimaperiode 1961-1990 lag der September 2023 im Tiefland um 3,6 Grad über dem Mittel und auf den Bergen um 4,2 Grad.

Bisher war der September 2016 der heißeste der vergangenen zehn Jahre, doch die Abweichung von rund 2,45 Grad vom Durchschnitt der über 250-jährigen Messgeschichte reichte nur für den achten Platz der gesamten Zeitreihe. Mit 3,1 Grad über dem Schnitt lag das Jahr 1810 lange unangefochten an der Spitze, eine Abweichung von über 3 Grad gab es dann nur noch 1932, wie aus den Geosphere-Daten hervorgeht.

„Verlaufen Oktober, November und Dezember ähnlich wie im Schnitt der vergangenen zehn Jahre, wird 2023 eines der drei wärmsten Jahre in Österreichs 256-jähriger Messgeschichte“, so Orlik zur Monatsmitte – er unterstrich in diesem Zusammenhang die Bedeutung der globalen Erderwärmung im Kontext mit der Klimakrise.

Die Rekorde wurden auch durch das Ausfallen von Kaltlufteinbrüchen möglich, bewölkte Tage waren ebenfalls eine Rarität, und somit fiel die Zahl der Sonnenstunden ungewöhnlich hoch aus. „Über ganz Österreich gesehen schien die Sonne im September 2023 um 40 Prozent länger als in einem durchschnittlichen September„, sagt Klimatologe Orlik. „Damit war es der zweitsonnigste September seit Beginn der Sonnenscheinmessungen im Jahr 1925. Sonniger war nur der September 1997, mit einem Plus von 55 Prozent.“

Zumindest in Bregenz, Linz, Eisenstadt und Wien wurde auch die bisherige Anzahl der Sommertage – Tage mit mindestens 25 Grad – jeweils schon übertroffen, in Salzburg könnte der Rekord noch fallen, sollte es hier noch einmal so warm werden – was die Prognosen für möglich erachten – fällt auch hier der Rekord. In einem durchschnittlichen September treten in Österreich bis etwa 1.000 m Seehöhe einer bis acht Sommertage auf. In diesem September wurden die Mittelwerte hier jedoch um das doppelte bis achtfache überschritten. In Langenlebarn (NÖ) gab es zum Beispiel 24 Sommertage, das sind um 16 Tage mehr als im Durchschnitt.

Eine negative Abweichung ergab sich in der österreichweiten Auswertung der Niederschläge im September 2023, die um 45 Prozent geringer ausfielen als während eines durchschnittlichen Niederschlag als ein durchschnittlicher September. Damit liegt er im Bereich der 20 trockensten September-Monate der Messgeschichte. Die endgültige Platzierung lässt sich erst nach Auswertung aller Messstationen nach Monatsende sagen. Von den extrem trockenen September-Monaten der Jahre 1865 (-82 Prozent), 1959 (-73 Prozent) oder 1947 (-72 Prozent) war der September 2023 deutlich entfernt.

In Deutschland sorgte der menschgemachte Klimawandel für eine noch etwas größere Abweichung, hier war der September laut vorläufiger Bilanz des Deutschen Wetterdienstes der wärmste seit Messbeginn 1881 und brachte „einen bisher in den Annalen der Wetteraufzeichnungen unerreichten Wert“: Das Temperaturmittel betrug 17,2 Grad. Das waren 3,9 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung 3,4 Grad. Damit wurden die bisherigen Rekorde aus den Septembermonaten 2006 und 2016 mit jeweils 16,9 Grad deutlich übertroffen.

Auch in Frankreich war es der wärmste September seit Start der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1900. Nach vorläufigen Werten lag die Durchschnittstemperatur bei 21,5 Grad und war damit um 3,6 Grad wärmer als im Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020, wie der Wetterdienst Météo France am Freitag in Paris mitteilte.

Aber auch in Spanien, in der Schweiz und in Dänemark wurden neue Rekordwerte für den Monat September aufgestellt. In Spanien ist derzeit eine ungewöhnliche Hitzewelle zu verzeichnen, die gleich auch etliche Rekorde für den soeben begonnenen Oktober durchbrach. So wurden etwa in Badajoz im Südwesten Spaniens 38 °C gemessen.

Alarmsignale dazu kommen auch von der internationalen Wissenschaftsgemeinde. Die globalen Oberflächentemperaturen sind nach Auskunft des Klimawissenschaftlers Zeke Hausfather im Blogs theclimatebrink.com seit Anfang Juni dramatisch in die Höhe geschnellt und haben in den letzten vier Monaten (Juni-September) frühere Monatsrekorde bei weitem übertroffen.

„Die letzten vier Monate des Jahres 2023 haben alle bisherigen Rekorde gebrochen, und zwar mit einer wahrhaft atemberaubenden Geschwindigkeit“, so Hausfather. Aufgrund dieser extremen globalen Hitze ist es so gut wie sicher, dass 2023 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen sein wird, und es besteht die Möglichkeit, dass es das erste Jahr sein wird, das 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau liegt – zumindest in einigen Datensätzen.

 

So seien die Temperaturanomalien – die Abweichung von der Basisperiode des Datensatzes 1991-2020 – in den letzten Septembertagen die bisher höchsten in diesem Jahr (und in der gesamten Aufzeichnung) gemessenen Werte. Sie übertrafen den bisherigen Rekord der Temperaturanomalien, der Ende Februar 2016 während des Super-El-Nino-Ereignisses in jenem Jahr aufgestellt wurde. Außerdem waren sie um ganze 0,5 °C wärmer als alle Temperaturen, die in den vergangenen Jahren für den Monat September aufgezeichnet wurden.

apa/red

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