Kategorie Klima- & Umweltschutz - 16. Mai 2024

Klimastatusbericht: Wetterextreme nahmen 2023 in Österreich zu

2023 war wärmstes Jahr in der Messgeschichte – Starkregen, Stürme und Hagel im August mit enormen Schäden – Klimawandelanpassung immer notwendiger

Das vergangene Jahr 2023 war nicht nur in Österreich, sondern auch weltweit das wärmste Jahr der Messgeschichte. Das belegt der Klimastatusbericht, der jährlich im Auftrag des Klima- und Energiefonds und der Bundesländer erstellt wird. Das vergangene Jahr begann und endete in Österreich nicht nur viel zu warm, sondern war auch von häufigen Niederschlägen und hohen Niederschlagsmengen wie auch durch ausgedehnte Wärmephasen geprägt. Diese hätten nicht nur enorme Schäden verursacht, sie zeigen zudem in Kombination mit den veränderten Rahmenbedingungen (z.B. geschwächte Schutzwälder durch Borkenkäfer), dass Klimawandelanpassung notwendig sei.

© KLAR! Güssing, aus dem Klimastatusbericht Südoststeiermark

„Die Erderwärmung schreitet rasant voran. Wir sehen das mittlerweile Tag für Tag. Extremwetterereignisse nehmen zu, richten große Schäden an und stellen die Menschen vor enorme Herausforderungen. Der Klimawandel wirkt sich unmittelbar auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen aus. Der jüngste Klimastatusbericht unterstreicht erneut, wie dringend wir uns für den Klimaschutz und die Klimawandelanpassung engagieren müssen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler anlässlich der Publikation des Berichts.

Verläufe von täglicher Lufttemperatur, Niederschlagssumme und Sonnenscheindauer im Jahr 2023 in Bezug auf die Mittelwerte des Zeitraumes 1961–1990. Angegeben sind Flächenmittelwerte über Österreich.

„Die Klimabilanz 2023 zeigt, dass es notwendig ist, sich so gut wie möglich an die bereits vorhandenen und zukünftig zu erwartenden Auswirkungen anzupassen. Nicht nur das Schadensausmaß, sondern auch das Gefahrenpotenzial für die Bevölkerung steigt an. Im vergangenen Jahr sahen wir dies leider viel zu oft: Menschen, die in Not geraten sind, die evakuiert werden mussten oder von der Trinkwasserversorgung abgeschnitten wurden. Anpassungsmaßnahmen und Klimaschutz sind nicht nur für die Land- und Forstwirtschaft, die stark von den Wetterextremen betroffen ist, sondern auch für die Versorgungssicherheit der Bevölkerung ein absolutes Muss und dringend notwendig“, betonte Herbert Formayer, wissenschaftlicher Leiter des Berichts und Professor am Institut für Meteorologie und Klimatologie (Boku).

Räumliche Verteilung der Jahreswerte 2023 von Lufttemperatur (oben), Niederschlagssumme (Mitte) und Sonnenscheindauer (unten) in Österreich als Absolutwerte (links) und als Abweichungen vom Mittelwert des Bezugszeitraumes 1961–1990 (rechts)

In den Monaten Mai, Juni und Juli zogen zahlreiche Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und Hagel über das Land. Am 11. Juni kam es aufgrund des aufgetauten Permafrosts in der Silvrettagruppe zu einem Bergsturz; nach dem Abbruch von 1.000.000 Kubikmeter Gesteinsmassen ist der Südgipfel des Fluchthorns seither um rund 20 Meter niedriger. Anfang August verursachten dann Niederschläge im Süden Österreichs unzählige Schäden in Form von Überschwemmungen, Hochwasser Murenabgängen und Erdrutschen sowie hohen See- und Grundwasserspiegeln. In Kärnten mussten in 66 von 132 Gemeinden Personen evakuiert werden.

In der Steiermark kam es durch die tagelangen Niederschläge zu 280 Erdrutschen. Knapp 1.000 Feuerwehren waren mit 16.000 Feuerwehrmännern und -frauen mehr als 6.000-mal im Einsatz. Insgesamt wurden in der Zeit von 3. bis 6. August Gesamtschäden von über 100 Million Euro verzeichnet. Von den großen Regenmengen profitiert hat der Neusiedlersee, der als flacher Steppensee auf ausreichend Niederschlag angewiesen ist.

Die beiden darauffolgenden Monate September und Oktober gingen dann gemeinsam als „wärmster Herbst“ in die Messgeschichte ein. Über das Jahr traten vier Hitzewellen auf – zwei davon dauerten mit bis zu 18 (Juli) bzw. 16 Tagen (August) ungewöhnlich lange an. Im österreichischen Flächenmittel fiel über das Jahr mit 1.275 mm um 21 Prozent mehr Niederschlag, es war also nicht nur heiß, sondern es hat auch viel geregnet. Was die Niederschlagssummen betrifft, wurden speziell im November und Dezember im Flächenmittel einige neue Bundeslandrekorde aufgestellt. Das Jahr endete mit dem Sturmtief „Zoltan“, das in fast allen Landesteilen für beschädigte Dächer, Stromausfälle und blockierte Straßen und Bahnverbindungen sorgte.

Der jährlich erscheinende Klimastatusbericht Österreich wird im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller neun Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der Universität für Bodenkultur (Boku) und Geosphere Austria – Bundesanstalt für Geologie, Geophysik, Klimatologie und Meteorologie erstellt. Er zeigt, welche Anpassungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen zur Verfügung stehen, um negative Folgen in den am stärksten betroffenen Bereichen zu verhindern oder abzumildern.

Der gesamte Bericht steht hier zum Download zur Verfügung:

https://tinyurl.com/y5nhrtr2

https://ccca.ac.at/wissenstransfer/klimastatusbericht-2023

Alle bisherigen Berichte sind unter https://ccca.ac.at/wissenstransfer/klimastatusbericht abrufbar.