Kategorie Klima- & Umweltschutz - 21. April 2022

Klimastatusbericht 2021: Heftige Unwetter, steigende Temperaturen

Der neu veröffentlichte Klimastatusbericht für das vergangene Jahr zeigt deutlich, wie drastisch sich die Folgen des Klimawandels auch in Österreich auswirken. Das vergangene Jahr war „viel zu warm“ und von heftigen Unwettern geprägt. Ein Hagelsturm im Juni verursachte Rekordschäden.

Der Klimastatusbericht für Österreich wird jährlich im Auftrag des Klima- und Energiefonds und der Bundesländer erstellt. Diese aktuellste Klimabilanz zeigt, dass der Sommer 2021 österreichweit der neuntwärmste Sommer der 255-jährigen Messgeschichte war. Vor allem war er aber gekennzeichnet von heftigen Unwettern und lokalen Rekordregenmengen. So tobten am 22. Juni in Oberösterreich starke Sturmböen und Hagel mit Hagelkorngrößen bis 12 cm. Das Ergebnis waren Gesamtschäden in Höhe von 22 Millionen Euro in der Landwirtschaft – laut der Österreichischen Hagelversicherung ist das ein Rekord für ein einzelnes Schadensereignis.

„Österreich ist eine sensible Alpenregion. Wir spüren schon heute die Auswirkungen der Klimakrise immer deutlicher. Es wird heißer, der Regen bleibt aus und dann zerstören Unwetter die Ernte auf den Feldern. Das merken nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte, sondern das zeigen uns auch die Zahlen des aktuellen Klimastatusberichts schwarz auf weiß. Der Auftrag ist klar: Schützen wir unser Klima und schützen wir unsere Lebensgrundlage“, sagt Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Steigende Temperaturen

Das Jahr 2021 war insgesamt in Österreich mit einem Plus von 1,2 °C im Vergleich zum Bezugszeitraum 1961–1990 deutlich wärmer als im langjährigen Mittel. Besonders der Juni sticht heraus. Mit einer Abweichung von +4,2 °C war er der drittwärmste der Messgeschichte.

24 „Hitzetage“ mit 30 Grad Celsius und mehr gab es im Vorjahr jeweils in Graz (plus 20 gegenüber dem Mittelwert der Jahre 1961 bis 1990), Wien (plus 14 Tage) und Eisenstadt (plus 13). 23 Hitzetage waren es in Klagenfurt (plus 17), 20 in St. Pölten (plus acht), 19 in Innsbruck (plus zehn), 13 in Linz (plus sieben), zehn in Salzburg (plus vier) und sechs in Bregenz (plus drei).

Jeweils acht „Tropennächte“, in denen es nicht unter 20 Grad abkühlte, gab es in Wien und Eisenstadt, in St. Pölten und Graz waren es jeweils sechs. Trotz regional intensiver Gewitter weist das Jahr 2021 österreichweit ein leichtes Niederschlagsdefizit auf.

© ZAMG / Spartacus

Schäden in Millionenhöhe

Im Juli führten vor allem die Starkregenereignisse am 17. und 18. des Monats zu Überflutungen. Am 18. Juli musste die Feuerwehr allein in Niederösterreich zu rund 600 Einsätzen ausrücken. Auch bei dem heftigen Unwetter in Graz und Umgebung am 30. und 31. Juli waren die Einsatzkräfte gefordert. Die steirische Polizei wurde zu rund 300 Einsätzen in Zusammenhang mit Hilfeleistungen, Straßensperren und Schadensereignissen gerufen. In drei Stunden fiel in Graz so viel Regen, wie sonst im ganzen Juli. Insgesamt brachte der Sommer im Flächenmittel Österreichs mit 425 mm lediglich um 9 Prozent mehr Niederschlag als im langjährigen Durchschnitt.

Die finanziellen Schäden durch Unwetter sind enorm. Bei der Österreichischen Hagelversicherung wurden 2021 durch Hagel und Sturm allein in der Landwirtschaft in Summe Schäden von 110 Millionen Euro eingemeldet. Aber auch Privatpersonen erlitten enorme finanzielle Einbußen.

Schutz und Vorsorge

Einer entsprechenden Vorsorge und Vorwarnsystemen kommt daher eine entscheidende Rolle zu.
Das Warnwesen wurde in den vergangenen Jahren u. a. durch eine stetige Steigerung der Rechenleistung von Computern, methodische Verbesserungen, eine feinere Auflösung der Wettervorhersagen und Echtzeit-Informationsaustausch mit Einsatzkräften immer weiter verbessert. Gleichzeitig gilt es, neben Maßnahmen zur Anpassung auch solche zum Klimaschutz zu setzen. Denn je höher die Temperatur ansteigt, umso stärker wird die Zunahme an schweren, schadensverursachen den Gewittern während des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus in Österreich ausfallen.

© ZAMG Viola

„Der Klimastatusbericht 2021 zeigt auf, welche Auswirkungen Extremwetterereignisse auf Gesellschaft und Umwelt nach sich zogen und wie diese im Zusammenhang mit dem Klimawandel einzuordnen sind. Gleichzeitig geht der Bericht darauf ein, welche Anpassungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen es gibt. In unseren Klimawandelanpassungs-Modellregionen unterstützen wir die Regionen und Gemeinden dabei, sich auf den Klimawandel vorzubereiten und seine negativen Folgen zu minimieren“, betont Klima- und Energiefonds Geschäftsführer Ingmar Höbarth.

Bittere Bilanz

Zusammenfassend muss erneut eine bittere Bilanz gezogen werden. Die Temperaturen steigen, heftige Unwetter nehmen zu und verursachen durch Hagel, Überschwemmungen oder Muren regional oft große Schäden. All das verdeutlicht einmal mehr: Der Wettlauf mit der Zeit wird immer knapper. Es braucht entschlossene Maßnahmen, Österreich muss zum Beispiel so schnell wie nur irgendwie möglich auf erneuerbare Energien umsteigen. Nur so kann das Land unabhängiger von Energieimporten aus Russland werden und die Klimakrise bestmöglich bewältigen.

Der jährlich erscheinende Klimastatusbericht Österreich wird im Auftrag des Klima- und Energiefonds sowie aller neun Bundesländer durch das Climate Change Centre Austria (CCCA) in Zusammenarbeit mit der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) und der Universität für Bodenkultur (BOKU) erstellt.

Service

Der gesamte Bericht zum Download

Klimastatusbericht: 2020 war zu warm, zu trocken & zu stürmisch