15. Januar 2019

Lawinengefahr: Verkehrslage weiterhin angespannt

Bei Neuschneemengen bis zu 100 Zentimetern in 24 Stunden hat sich die Lage in den Bergen am Montag teils wieder verschärft.  Erst am Dienstagnachmittag soll der Schneefall langsam abklingen.

Zur ohnehin schon angespannten Schneesituation in weiten Teilen Österreichs wurde für viele Regionen auch starker Wind prognostiziert. „Damit steigt die Gefahr von  Schneeverwehungen auf den Autobahnen und Schnellstraßen“, sagt Christian Ebner, Leiter des ASFINAG Verkehrsmanagements. „Unsere Winterdienst-Teams stehen seit Tagen im Volleinsatz  und die Strecken sind derzeit gut befahrbar. Trotzdem empfehlen wir, Fahrten die nicht unbedingt notwendig sind, in den von den starken Schneefällen betroffenen Regionen zu verschieben.“

Derzeit kann es witterungsbedingt trotzdem immer wieder zu Behinderungen oder kurzfristigen Sperren aufgrund von Lawinensprengungen oder Schneeräumungen kommen.

Schneefräse der ÖBB im Einsatz, © Rolf Alberts

Vor allem die Kombination aus starken Schneefällen und Wind erfordert beim Autofahren höchste Konzentration. Die ASFINAG appelliert daher an alle Autofahrenden, ausschließlich nur mit winterfitten Autos zu fahren, den Abstand zu vergrößern und unbedingt mit beiden Händen zu lenken, um die Fahrzeuge bei starkem Seitenwind gut im Griff zu haben.

Betroffen ist weiterhin auch der Bahnverkehr in Österreich. Aufgrund starker Schneefälle kommt es derzeit auf einigen Strecken zu massiven Einschränkungen. Kundinnen und Kunden werden gebeten, nicht dringende Reisen in den betroffenen Gebieten auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Nähere Informationen erhalten Sie in der Streckeninformation, auf SCOTTY mobil und beim ÖBB Kundenservice unter 05-1717.

Erhebliche Lawinengefahr in den meisten Ländern

Im Bundesland Salzburg waren rund 17.000 Menschen wegen Straßensperren eingeschlossen. In Teilen des Landes stieg die Lawinengefahr auf die höchste Warnstufe 5. Mehrere Lawinen gingen bereits in der Nacht ab, wie etwa in Obertauern, sie dürften aber keinen Personenschaden verursacht haben.

Schneefälle und starker Sturm verschärften die Lage. Noch unklar war, welche Schäden der Sturm in der Nacht angerichtet hat. Dieser fegte mit bis zu 160 km/h (bei der Rudolfshütte) über das Land. Dieses Ausmaß habe man eigentlich nicht erwartet, sagte Markus Kurcz, der Einsatzleiter des Landes, zur APA. Sechs Gemeinden waren von der Außenwelt abgeschnitten: Obertauern, Unken, Lofer, St. Martin und Weißbach, dazu blieb auch Rauris weiter nicht erreichbar, wo alleine etwa 3.000 Einwohner und 2.000 Urlauber festsaßen. Mehr als 30 Schulen blieben im Land geschlossen. Am Vormittag waren laut Salzburg AG etwa 230 Kunden ohne Strom.

Auch in Tirol spitzte sich die Schnee- und Lawinensituation weiter zu. Die bereits am Sonntag ausgegebene und vorerst ausschließlich für den Westen des Landes geltende Lawinenwarnstufe 5, also sehr große Lawinengefahr, wurde kurzfristig ausgeweitet – und zwar auf den Bereich des Karwendels von Innsbruck bis ins Unterinntal, die Venedigergruppe und die Hohen Tauern in Osttirol, die Nördlichen Zillertaler Alpen sowie die Glockturmgruppe im Oberland. Grund dafür laut Lawinenwarndienst: Die teilweise größeren Schneemengen als prognostiziert, vor allem im Hochgebirge, und die stürmischen Winde. Unmittelbare Siedlungsgebiete seien aber „bis dato nicht betroffen“, hieß es.

Im Bundesland waren weiterhin etliche Orte von der Außenwelt abgeschnitten. So etwa die bekannten Wintersportorte Ischgl und Galtür im Paznauntal, die hinteren Bereiche des Pitz- und Kaunertals sowie des Stubaitals, Sölden im Ötztal und einige Gemeinden im Unterland. Zahlreiche Bundes- und Landesstraßen blieben ebenso gesperrt wie die Arlbergbahnstrecke und der Fernpass. Zudem waren Stromausfälle zu verzeichnen. Am Vormittag waren mehr als 1.000 Haushalte in elf Gemeinden betroffen. Rund 50 Trafostationen fielen aus, gegen Mittag waren es noch 20.

© apa

In Vorarlberg wurde am Montag die höchste Lawinenwarnstufe 5 (sehr große Lawinengefahr) erreicht. Spontane Abgänge von Lockerschnee- und Schneebrettlawinen seien zu erwarten, hieß es. Aufgrund der Lawinengefahr waren zahlreiche höher gelegene Straßenverbindungen gesperrt und damit mehrere Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Betroffen waren unter anderen die Arlberg-Orte Lech, Zürs und Stuben, aber auch im hinteren Bregenzerwald und im Montafon waren Ortschaften nicht erreichbar. Manche der Sperren – etwa am Arlberg – sollten bis mindestens Dienstag aufrecht bleiben.

Die Lawinensituation in der nördlichen Steiermark blieb mit Warnstufe vier weiterhin angespannt, die Gefahr durch Lawinen war groß. Am Wochenende hatte neuerlich Schneefall eingesetzt und die Lage wieder zugespitzt. Der steirische Katastrophenschutzreferent Michael Schickhofer sprach vom „intensivsten Einsatz seit Tschernobyl“. Man hoffe, dass er bis Freitag beendet sei. In der Ramsau verschütteten Schneemassen die Dachsteinstraße und der Präbichl musste wieder gesperrt werden. Insgesamt waren Montagfrüh rund 580 Menschen in der Steiermark in ihren Orten eingeschneit.

Ein Busunfall auf winterlicher Fahrbahn ging am Montagvormittag auf der Ennstal Bundesstraße (B320) nahe Pruggern glimpflich aus. Der Lenker dürfte zu weit auf das Bankett geraten und abgerutscht sein. Der Flixbus – er war von Salzburg Richtung Graz unterwegs – stürzte rund zehn Meter eine Böschung hinunter und blieb seitlich liegen. Ein Dutzend Fahrgäste kam mit Blessuren davon, rund ein weiteres Dutzend blieb unverletzt.

In Niederösterreich wurde die Lawinengefahr auch am Montag in den Ybbstaler Alpen und in der Rax-Schneeberggruppe über der Waldgrenze als groß und damit mit Stufe 4 von 5 bewertet. In den übrigen Regionen wurde das Risiko als erheblich (Stufe 3) beurteilt. Erneut sehr angespannt präsentierte sich die Lage am Hochkar (Bezirk Scheibbs). Rund 180 Personen, darunter Mitglieder von Feuerwehr und Bundesheer, waren eingeschlossen, weil die Hochkar Alpenstraße Montagfrüh auch für Einsatzkräfte gesperrt werden musste. Wegen Sturmgefahr geschlossen wurde das Skigebiet Gemeindealpe Mitterbach im Bezirk Lilienfeld. Am Wochenende war dort ein Teilbetrieb möglich gewesen.

Beruhigung ab Dienstag

In Oberösterreich blieb es auch am Montag bei Lawinenwarnstufe vier und die Situation angespannt. Der Schnee wurde in mittleren und tieferen Lagen immer schwerer, über 1.000 Feuerwehrmitglieder und Soldaten waren damit beschäftigt, Dächer abzuschaufeln, vor allem in Rosenau und Gosau. Die größeren Passstraßen – Pyhrnpass, Koppenpass und Hengstpass – blieben weiterhin wegen Lawinengefahr gesperrt, Hallstatt und Obertraun waren nur per Zug und Schiff erreichbar. In 23 Schulen im Land fiel der Unterricht aus, in mehreren Skigebieten standen teilweise die Lifte still – im Mühlviertel wegen gesperrter Zufahrtsstraßen. Dort fiel auch in manchen Orten der Linienverkehr des OÖ Verkehrsverbundes aus.

Die prognostizierte Wetterberuhigung am Dienstag soll im ganzen Land für Hubschraubereinsätze genutzt werden. Voraussetzung sei jedoch, dass die Witterung Flugeinsätze ermöglicht, sagte Marcel Innerkofler von der Landeswarnzentrale. Mehrere Gemeinden und Orte waren aufgrund von zahlreichen Straßensperren auch am Montagabend nach wie vor nicht erreichbar.

Am Dienstag soll die Lawinengefahr auf Stufe 4 oberhalb der Waldgrenze und auf Stufe 3 unterhalb der Waldgrenze herabgesetzt werden, teilte der Lawinenwarndienst mit. Die Experten warnten jedoch alle Wintersportler eindringlich, dass die Schneesituation weiterhin gefährlich sei.

apa/red