Kategorie Mobilität - 26. Dezember 2015

Hinter jedem Weihnachtspaket steht eine Menge Gütermobilität

Während für manche Berufsgruppen die Vorweihnachtszeit ruhiger verläuft als der Rest des Jahres, ist im Dezember für Logistik-Unternehmen und Paket-Dienste Hochsaison. Das Internet hat sich in den letzten Jahren zu einem wichtigen Vertriebskanal für den Einzelhandel entwickelt und gerade zu Weihnachten herrscht Hochbetrieb.

Das Angebot im Internet steigt ständig. So können z.B. immer mehr Artikel des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel, Drogerieartikel oder rezeptfreie Medikamente im Internet bestellt werden. Die Hoffnung auf günstigere Preise, einfache Vergleichsmöglichkeiten sowie Weg- und Zeitersparnis sind Gründe für die steigenden Zahlen im Online-Handel. 2014 kauften bereits 57 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher im Internet ein, in der Altersklasse der 16 bis 54-jährigen sogar 70 Prozent. Tendenz steigend.

Der Online-Handel wächst und mit den Bestellungen im Internet nehmen die Paketzustellungen zu. Das wiederum hat Auswirkungen auf den Verkehr. „Online-Handel beeinflusst den Verkehr in zwei Bereichen. Zum einen ändert sich das Verkehrsverhalten der Kundinnen und Kunden, die dann beispielsweise nicht mit dem Auto zum Einkaufen fahren. Andererseits beeinflusst die Nachfrage an Paketzustellungen die Verkehrsleistung der Zustelldienste, erklärt Sarah Krautsack, Expertin für Mobilitäts- und Verkehrstechnologien im bmvit, die Verbindung zwischen Online-Handel und Verkehr.

Ein Rechenbeispiel

„Ein Onlineeinkauf verringert die durchschnittliche PKW-Verkehrsleistung der Kundinnen und Kunden um 4,5 Kilometer und senkt den damit verbundenen CO2 Ausstoß um über 700 Gramm“, rechnet Efrem Lengauer vom Logistikum der Fachhochschule Oberösterreich vor. „Der Verzicht auf das eigene Auto beim Einkauf reduziert die jährlich gefahrenen Kilometer mehr als sich die Kilometerzahl durch die Zustellung erhöht. Grund ist, dass Privatpersonen nur ihren persönlichen Einkauf erledigen und die Zustelldienste die Einkäufe von über 200 Kundinnen und Kunden bündeln können.“

 

Im Projekt eComTraf ging das Logistikum der FH Oberösterreich dem Zusammenhang zwischen Online-Handel und Verkehrsaufkommen in Österreich nach. Efrem Lengauer: „Die positiven Effekte des Online-Handels hängen stark davon ab, inwieweit die Zusteller die Fahrten bündeln. „Same-Day-Zustellungen“ (Zustellungen am selben Tag) und „enge Zeitfenstersind zwei Entwicklungen, die eine gebündelte Zustellung erschweren und die Anzahl der Touren erhöhen bzw. die Pakete pro Tour senken.“

Auch internationale Trends wie „click and collect“ (Waren werden online ausgesucht und gekauft, aber selbst abgeholt) oder „showrooming“ (ich suche mir vor Ort die Ware aus und bekomme sie dann nach Hause geliefert) haben keine oder sogar eine negative Auswirkung auf das Verkehrsaufkommen. „Nicht jeder Onlinekauf hat eine positive Verkehrswirkung. Nur wenn kein Individualverkehr mehr erforderlich ist, reduziert sich die Verkehrsleistung,“ erklärt Efrem Lengauer.

Um die positive Verkehrswirkung von Online-Einkäufen in Zukunft ausschöpfen zu können, sind innovative Lösungen gefragt. Diese reichen von neutralen Paketstationen in der Nähe von Siedlungen und Wohnhausanlagen bis zur gemeinsamen Nutzung von Fahrzeugen und Infrastruktur einzelner Zusteller.

Im Frühjahr 2016 können konkrete Ideen zu diesen Themenbereichen bei der Ausschreibung im bmvit-Programm „Mobilität der Zukunft“ im Themenfeld Gütermobilität eingereicht werden.

INFObox: „eComTraf – Auswirkungen von E-Commerce auf das Gesamtverkehrssystem“ wurde vom Logistikum der Fachhochschule Oberösterreich, HERRY Consult GmbH und dem Institut für Marketing – Strategieberatung GmbH & CoKG durchgeführt. Die Studie wurde mit Mitteln des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) im Programm „Mobilität der Zukunft“ finanziert und von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) abgewickelt.