Kategorie Innovation & Technologie - 17. Februar 2021

Mehr Diversität im All: ESA sucht Astronautinnen & setzt auf Vielfalt

Die Europäische Weltraumorganisation sucht zum ersten Mal seit elf Jahren Raumfahr-Nachwuchs & setzt auf Diversität. Vor allem Frauen sollen sich bewerben. Dabei sind vor allem Flexibilität und die Bereitschaft für lange und weite Reisen gefragt

Es ist ein Traum, der viele Menschen von Kindesbeinen an begleitet: Wer tatsächlich ins Weltall fliegen möchte, könnte dies nun Wirklichkeit werden lassen. Ab 31. März kann man sich für diese besonderen Job bei der europäischen Raumfahrtagentur ESA bewerben. „Es ist Zeit, nach neuen Astronauten zu suchen und ich bin sicher, wir werden die besten finden“, sagte ESA-Generaldirektor Jan Wörner am Dienstag bei einer Online-Pressekonferenz.

 

Die ESA will dabei ganz besonders auf Diversität setzen. „Vielfalt ist ein Gewinn“, so Wörner. Sie bereichere ein Team. Die ESA ermutigt daher insbesondere Frauen, sich zu bewerben. Auch Menschen diverser Hintergründe und verschiedener körperlicher Möglichkeiten sind aufgefordert, sich zu bewerben.

Fast 60 Jahre ist es her, dass der erste Mensch ins All geflogen ist. Seitdem waren 560 Personen auf Weltraummission – und gerade mal elf Prozent davon sind Frauen, wie das Büro der Vereinten Nationen für Weltraumfragen veröffentlichte. Dieses Ungleichgewicht wird seit Jahren bemängelt. Nun übernimmt die ESA Verantwortung für ihren Beitrag zur Gleichberechtigung und verspricht mehr Diversität.

 

Insgesamt sucht die ESA vier bis sechs sogenannte Karriere-Astronauten. Sie werden als festangestellte ESA-Mitarbeiter afugenommen und für Weltraummissionen eingesetzt. Außerdem sucht die Organisation bis zu 20 Astronautinnen und Astronauten als Reserve. Sie können dann für spezifische Missionen ausgewählt werden. Für diesen Reservepool ist die ESA auch explizit auf der Suche nach einer Astronautin oder einem Astronauten mit einem bestimmten Grad an körperlicher Behinderung. Das Programm heißt „Parastronaut“. Die ESA will untersuchen, unter welchen Umständen der Kandidat oder die Kandidatin zur Internationalen Raumstation ISS fliegen kann.

„Wir haben dazu viele unbeantwortete Fragen“, sagte David Parker, ESA-Direktor für Astronautische und Robotische Exploration. Aber wenn man diese Fragen nicht stelle, bekomme man auch keine Antworten. Die Bewerbungsfrist für die Astronautensuche geht bis zum 28. Mai. Es folgt ein sechsstufiges Auswahlverfahren, das im Oktober 2022 abgeschlossen werden soll. Eingereicht werden müssen zum Beispiel der Lebenslauf, ein Motivationsschreiben und eine medizinische Bescheinigung. Wer sich bewerben will, sollte einen Masterabschluss haben – etwa in Naturwissenschaften oder Medizin – und einige Jahre Berufserfahrung mitbringen.

Es ist das erste Mal seit mehr als einem Jahrzehnt, dass die ESA neue Astronauten sucht. Der deutsche Astronaut Alexander Gerst sprach auf Twitter zuletzt von einer „einmaligen Gelegenheit im Leben“. Er schrieb: „Jede/r von euch mit dem Traum sollte sich bewerben – das seid ihr eurem 80-jährigen Selbst schuldig!“

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INFObox: Das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) ist zugleich auch Weltraumministerium und investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.