29. September 2023

Methan-Zerlegung im Demobetrieb: Neuartige Anlage macht aus Erdgas Wasserstoff & festen Kohlenstoff

Demobetrieb der RAG in Oberösterreich arbeitet mit Sonnenstrom und ohne CO2-Emissionen

Das Energiespeicherunternehmen RAG hat die nach eigenen Angaben österreichweit erste Methan-Elektrolyse Anlage in einem industriellen Umfeld am Donnerstag in Krift bei Kremsmünster in Beisein von BMK-Sektionschef Jürgen Schneider offiziell in Betrieb genommen. Mit der Demoanlage wird Erdgas ohne CO2-Emissionen mit Sonnenstrom in Wasserstoff und hochreinen, festen Kohlenstoff zerlegt. Ersterer kann auch als speicherbare Energiequelle genutzt werden, Zweiterer für die Landwirtschaft und für etliche industrielle Anwendungen.

Die RAG Austria AG will das von der Graforce GmbH in Berlin entwickelte Verfahren in Kremsmünster erstmals in Österreich im industriellen Maßstab umsetzen und optimieren. Eingebunden sind unter anderen die Montanuniversität Leoben und die Universität für Bodenkultur. Eingesetzt wird Erdgas aus heimischer Produktion, der notwendige Sonnenstrom wird vor Ort selbst erzeugt. Ein Pluspunkt gegenüber alternativen Verfahren zur Herstellung von erneuerbarem Wasserstoff sei der deutlich geringere Energieaufwand. Er kann anschließend in den unterirdischen RAG-Energiespeichern saisonal gelagert oder als Industrie-Wasserstoff verwendet werden.

In Kremsmünster wird er im ersten 100-Prozent-Wasserstoffkraftwerk Österreichs der RAG für die Eigenstrom- und Wärmeversorgung genutzt. In den kommenden Wintern sollen die Energieüberschüsse auch in der Region zur Versorgung von bis zu 800 Haushalten mit grüner Erdwärme und grünem Strom genutzt werden.

Der reine Kohlenstoff kann in der Landwirtschaft zur Bodenverbesserung eingesetzt werden. Er wird aber auch als Rohstoff für die nachhaltige Produktion von Baustrukturen, Batterien, Computerchips, Kohlenstofffasern und für die Herstellung von Carbon-basierten Materialien benötigt, die unter anderem in der Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Sport- und Freizeitbranche zum Einsatz kommen.

„Der heurige Sommer hat mit einer großen Anzahl extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen und Überschwemmungen die Notwendigkeit für die Umsetzung rascher Klimaschutzmaßnahmen eindrücklich bewiesen. Dafür braucht es neben einer breitflächigen Umsetzung vorhandener Technologien zur Verminderung von Treibhausgasemissionen auch Forschung und Innovation“, so Jürgen Schneider, Sektionschef im Klimaschutzministerium (BMK). Die Methan-Elektrolyse-Technologie sei eine Option zur Herstellung von klimaneutralem Wasserstoff und hat – bei Verwendung von Biomethan – sogar das Potential für negative Kohlenstoffemissionen.

„Im Sinne einer vollständigen Ressourcennutzung kommt der nachhaltigen Verwendung dieses elementaren Kohlenstoffs eine entscheidende Bedeutung zu. Im Auftrag des BMK hat sich hierzu ein breites Konsortium unter Leitung der Montanuniversität Leoben zahlreiche Aspekte angesehen: Die Beschaffenheit des Kohlenstoffs, den Einsatz in Baustoffen und in der Landwirtschaft sowie mögliche volkswirtschaftliche Rückwirkungen.“

Weltpremiere für geologischen Wasserstoffspeicher in Oberösterreich