Kategorie Mobilität - 20. August 2015
Österreich hebt ab
Nicht einmal 70 Kilogramm schwer ist der Aufhänger aus Titan, der ein rund 8 Tonnen schweres Triebwerk hält. Wussten Sie nicht? Wer in einen Airbus oder eine Boeing steigt, denkt lieber nicht daran, welchen Kräften die Maschine und welchen Belastungen die einzelnen Bauteile ausgesetzt sind. BÖHLER Schmiedetechnik aus Kapfenberg tut genau das. Denn sie stellt Triebwerkaufhängungen für alle namhaften Flugzeug- und Triebwerkshersteller her und garantiert damit einen sicheren Flug für Millionen von Fluggästen täglich.
Und Böhler Schmiedetechnik ist nicht das einzige erfolgreiche Zulieferunternehmen im Bereich Luftfahrt in Österreich: Ein Jahresumsatz von 2.2 Milliarden Euro, 40 Prozent Umsatzsteigerung in fünf Jahren, Plus 33 Prozent mehr Exportumsätze. Seit Beginn der 1970er Jahre ist der Luftfahrtsektor von einem stetigen Wachstum geprägt und blieb von Öl, Golf und anderen schweren Krisen verschont. Dieses Wachstum schafft Arbeitsplätze. 9.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Österreich in diesem Sektor – Prognose steigend.
An dieser Erfolgsgeschichte mitgewirkt hat auch „Take Off“, das Forschungs- und Technologieprogramm für Luftfahrt des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit). Das bmvit förderte seit 2002 rund 300 Projekte mit 350 Millionen Euro Gesamtkosten. 61 neue Betriebe wurden in der Luftfahrt positioniert. Investitionen im Bereich Forschung, Technologie und Innovation (FTI) lohnen sich: Die Unternehmen mit Take Off Förderungen konnten ihren Umsatz von 2008 auf 2013 sogar um rund 43 Prozent steigern. Mit diesem Erfolg hat sich die österreichische Luftfahrt(zuliefer)industrie und das nationale Förderprogramm einen Namen gemacht und als Best Practice Beispiel europaweit Vorbildfunktion.
Ein Beispiel für gelungene Förderung ist die BÖHLER Schmiedetechnik GmbH & Co KG aus Kapfenberg – ein weltweit tätiges Industrieunternehmen der metallverarbeitenden Branche. Für die Flugzeugindustrie fertigt das Unternehmen hochbeanspruchte Flugzeug- und Helikopterkomponenten für das Triebwerk, die Triebwerksaufhängung, den Rumpf, das Fahrwerk und die Flügel bzw. den Rotor. Durch das geförderte Projekt kann Böhler Schmiedetechnik neue Schmiedeteile aus Titan für alle Flugzeughersteller so designen, dass die gewünschten Eigenschaften schon im ersten Versuch mit höchster Sicherheit erreicht werden können.
Die Stärken der österreichischen Unternehmen liegen in den Bereichen komplexe Flugzeugstrukturen und Bauteile, innovative Werkstoffe und Fertigungstechniken, Kleinflugzeuge, Unbemannte Flugsysteme (umgangssprachlich: Drohnen), Triebwerke, Bodentest- und Prüfgeräte, Cockpitausrüstung und Flugzeug Basissysteme.
Nicht nur die Entwicklungen in der Vergangenheit, auch die Zukunftsaussichten für den Luftfahrtsektor sind vielversprechend: Laut Prognose wird sich der Passagier- und Frachtverkehr bis 2030 verdoppeln. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, müssen in etwa 40.000 Flugzeuge produziert werden. Dementsprechend sind die Zukunftsvisionen für den österreichischen Luftfahrtsektor ehrgeizig: Bis 2032 soll der Umsatz auf 4 Milliarden Euro wachsen und sich die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Luftfahrtsektor mehr als verdoppeln. „Take Off NEU“, die Fortsetzung des Forschungs- und Technologieprogramms für Luftfahrt, startet im Herbst 2015 und wird österreichische Unternehmen dabei unterstützen, diese Ziele zu erreichen.