21. Mai 2024

Praxistests für emissionsfreie Baustellen in Wien & Oberösterreich

Klima- und Energiefonds-Projekts „maxE“ spart mit Umstieg auf E-Baumaschinen zwei Drittel der Treibhausgas-Emissionen auf Baustellen ein

Seit April laufen die Gleisbauarbeiten auf die Wiedner Hauptstraße, die rund ein halbes Jahr dauern werden und ihr ein im Stadt Wien Jargon „klimafittes Erscheinungsbild“ verleihen soll. Auf dem Baustellenabschnitt Johann-Strauß-Gasse bis Mayerhofgasse wurde am Freitag bei einem Medientermin gezeigt, dass auch die Bauarbeiten selbst klimafreundlich geprägt sind. Hier wurde unter dem Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler der Umstieg auf E-Baumaschinen in der Praxis vorgeführt.

Vier Großgeräte sind auf der Wiedner Hauptstraße im Einsatz, ihre Energie erhalten sie von sogenanntem Voltstations, einem mobilen Energiespeicher basierend auf Lithium-Ionen-Akku-Technologie. Nicht nur deutlich leiser ist es auf dem E-Baustellenabschnitt, Gewessler wies auch darauf hin, dass E-Bagger und Konsorten auch für weniger Feinstaub als herkömmliche Baumaschinen sorgen. „Elektrische Baumaschinen werden immer beliebter, da sie im Vergleich zu ihren fossilbetriebenen Gegenstücken umweltfreundlicher im Betrieb sind. Wenn es um die Erreichung der Klimaneutralität 2040 geht, ist die Elektrifizierung von Baustellen und der Umstieg auf E-Mobilität entscheidend.“

 

Die Nachfrage nach einer emissionsfreien Ausstattung von Baustellen steigt – nicht zuletzt, weil es seit Ende des letzten Jahres eine Veränderung in den Vergaberichtlinien öffentlicher Auftraggeber gibt. Ökologische Vergabekriterien müssen bei öffentlichen Ausschreibungen nun stärker berücksichtigt werden. Im Rahmen des Projekts „maxE“, das den täglichen Energiebedarf von Groß- und Tagesbaustellen mit batterieelektrischen Fahrzeugen und Maschinen decken will, werden auf verschiedenen Baustellen in Oberösterreich und Wien in Zusammenarbeit mit der Firma Swietelsky derzeit mobile Stromtankstellen erprobt.

Wie gut diese funktionieren und wie sie in das bestehende Stromnetz integriert werden können, ohne dabei unerwünschte Rückkoppelungen zu verursachen, wird gerade in einem umfangreichen Praxistest erhoben. Dabei zeigt sich, dass rund zwei Drittel der Emissionen mit dem derzeitigen Grad der verfügbaren Maschinen und Geräte eingespart werden können. Zwar bieten alle namhaften Baumaschinenhersteller jetzt auch elektrische Maschinen an, aber das Aufladen auf Tiefbau-Baustellen war bislang herausfordernd, da die Netzstabilität gewährleistet sein muss.

 

Ermöglicht wird die Erprobung in der Praxis im Rahmen der vierten Ausschreibung „Zero Emission Mobility“ (ZEM) des Klima- und Energiefonds und den von MIBA Battery Systems entwickelten Ladecontainer, den oben bereits genannten Voltstations. Das Förderprogramm ist aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums (BMK) dotiert. „Eine geeignete Ladeinfrastruktur stellt für die Verbreitung von Zero Emission Technologien eine wesentliche Voraussetzung dar. Das Projekt ‚maxE‘, das von uns gefördert wurde, zielt darauf ab, eine Lösung für emissionsfrei betriebene große Baustellen zu entwickeln“, so Klima- und Energiefonds Geschäftsführer Bernd Vogl.

Noch im hohen einstelligen Bereich sei die Zahl der E-Baumaschinen im kleinen und mittleren Bereich, der zwei bis zehn Tonnen schwere Fahrzeuge umfasst, sagte Jörg Dallner, Geschäftsführer von Kallinger Bau, einer Tochter des international tätigen Bauunternehmens Swietelsky AG, gegenüber der APA. „Wir sind erst am Beginn und sammeln dabei die Erfahrungen, welcher Partner für uns auch der richtige ist. Jeder habe seine Stärken und Schwächen.“

Vor zwei Jahren wurden die ersten Geräte angeschafft und seit knapp über einem Jahr werde auf speziellen Baustellen mit E-Mobilität gearbeitet. Die Bauzeit ändere sich nicht, momentan seien jedoch die Kosten noch höher als bei herkömmlichen Maschinen. Auf die letztgenannte Gattung kann aber bei den Baumaschinen im schwersten Bereich noch nicht verzichtet werden. Zufrieden ist Stefan Gaigg, Geschäftsführer von MIBA Battery Systems, mit der Glättung der Lastspitzen auf das Stromnetz: „Wir haben bewiesen, dass wir mit ergänzenden mobilen Ladesystemen die Anschlussleistungen für Baustellen deutlich senken können und es dennoch zu keinen unerwünschten Rückkoppelungen in das Netz mehr kommt“.

Auf der Wiener Großbaustelle gibt es noch eine weitere, nicht unwesentliche Zutat zur Emissionsreduzierung, nämlich die Wiederverwendung des Betons. Bis zu 700 Kubikmeter Betonabbruch, der aus der Gleisführung gefräst wurde, kommt dann auf der Wiedner Straße wieder zum Einsatz.

Weitere Informationen:
Austrian Automotive Transformation Platform (AATP)

Factsheet zum Projekt „maxE“ (pdf)