Kategorie Innovation & Technologie - 12. Dezember 2019

Die Renaissance eines historischen Flugbootes

Sechs Jahre lang bauten Kärntner Schüler an einem gigantischen Projekt: Ein Flugboot, gefertigt nach den Originalplänen aus dem Jahr 1918. Konstruiert wurde das Flugboot RII damals für die k.k. Kriegsmarine von dem Klagenfurter Ingenieur Josef Mikl. Vier Höhere Technische Lehranstalten, zwei Berufsschulen sowie eine italienische Schule sind an dem Mammutprojekt beteiligt.

Heuer wurde der Rohbau präsentiert, mehr als 10.000 Arbeitsstunden stecken bisher in ihm. Der Materialwert wird am Ende etwa eine Million Euro betragen. Weit höher dürfte der ideelle Wert liegen. Über das Talente Programm ist auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) mit an Bord.

© VISIONÆR

Daniel Düsentrieb, Quack der Bruchpilot, Erfinder und Tüftler im Zusammenhang mit Fluggeräten sind nicht nur im Disney-Imperium zu Hause. Mit Walter Krobath, Herausgeber des Magazins und der Online-Plattform VISIONÆR, ist ein ebensolcher auch in Österreich zu Hause und maßgeblich am Projekt des Flugbootnachbaus beteiligt.

„Um die Zeit des ersten Weltkrieges war das Land bei Schiffs- und Flugzeugtechnik federführend. Nun möchten wir zeigen, dass das heute genau so ist“, so Krobath über seine Ausflüge in historische Gefilde großer Erfindungen aus Österreich. Sein Team und er verstünden sich als Bootschafter und seien stets auf der Suche nach starken Unternehmen und Menschen, um gemeinsam Projekte wie dieses umzusetzen.

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Das Flugboot RII war das seinerzeit innovativste und leistungsstärkste Flugzeug der Österreich-ungarischen Marine. Selbstverständlich steht heute nicht mehr die militärische Komponente, sondern der Innovationsgeist fast vergessener österreichischer Erfinder im Mittelpunkt – ein Spirit, der die gegenwärtigen Projektbeteiligten ebenfalls ansteckte.

Nur der Motor fehlt noch

Das von Krobath initiierte Projekt diente nicht nur als Leistungsschau des heimischen Pioniergeistes, sondern auch als praxisorientierte Ausbildung für Schülerinnen und Schüler der HTLs Klagenfurt, Villach, Ferlach und Wolfsberg sowie der Berufsschule Wolfsberg und einer Italienischen Schule. Mit ihren fachkundigen Lehrerinnen und Lehrern bauten die Jugendlichen das Flugboot nach den historischen Originalplänen nach.

 

Initiator Krobath: „Junge Talente durch spannende Schulprojekte und praxisorientierte Ausbildung zu fördern zeigt Verantwortung.“ BMVIT, die Wirtschaftskammer und heimische Firmen unterstützen das Talente-Förderprojekt.

Die Ausbildung war dabei sowohl klassen-, als auch schulübergreifend gestaltet. Die HTL Klagenfurt verantwortete den Bau der Tragflächen, die HTL Villach konstruierte den Rumpf, die HTL Wolfsberg baute die Steueranlage und die HTL Ferlach kümmerte sich um den Metallbereich.

 

Und nicht nur das technische Know- How, auch die Leistungsbereitschaft der Schüler war beeindruckend. Standard Diplomarbeiten in den HTLs sind mit rund 180 Stunden im Jahr vorgegeben. Die am Flugboot-Projekt beteiligten Schülerinnen und Schüler erreichten hingegen über 600 Stunden. Österreichweit sind das Spitzenwerte und sie zeigen, dass solch spannenden Schulprojekte, wie das k.k. Flugboot, Ehrgeiz und Fleiss förderlich sein können.

In jedem Bauteil steckt Engagement von Dutzenden Schülern. Projektmitglied der ersten Stunde ist Fabian Hofstätter. „Ich bin durch das Luftboot dazu gekommen, dass ich Raumfahrt studiert habe. Jetzt bin ich in der Fertigungstechnik tätig und baue Triebwerke für Raketen.“

In einer Ausstellung wurde der Rohbau drei Wochen lang präsentiert, inzwischen wird das Flugboot ummantelt und soll mit einem Motor auch tatsächlich flugtauglich gemacht werden. Ob, wann und von wo aus das Flugboot dann endgültig die Lüfte erobern wird, ist noch unklar.

Vom Autoplan zum Hovercraft

Bereits in der Vergangenheit war das BMVIT an historischen Nachbauten beteiligt, die sich zu Luft oder zu Wasser fortbewegen. Anlässlich des internationalen Jubiläums 100 Jahre Motorflug 2003, wurde in dreijähriger Arbeit und in über 8.000 Werksstunden das erste österreichische Passagierflugzeug von 1910, der Pischof Autoplan, gebaut von Alfred Ritter von Pischof, rekonstruiert und flugfähig nachgebaut. Der Autoplan war eines der fortschrittlichsten Flugzeuge seiner Zeit. Das BMVIT übernahm damals eine Patenschaft für das Flugzeug.

 

Im Jahr 2005 wurde gemeinsam mit Walter Krobath das nächste Projekt realisiert: Ein Nachbau des legendären und weltweit ersten Luftkissenfahrzeuges (Hovercraft) von 1915. Einst als k.k. Torpedoschnellboot erdacht, wurde es mit modernster Technik ausgestattet und dreht seither seine Runden auf dem Wörthersee in Kärnten. Die Luftkissentechnologie stammte vom österreichischen Linienschiffsleutnant und Erfinder Dagobert Müller von Thomamühl. Sowohl Technik als auch Design des Bootes waren ihrer Zeit weit voraus.

Mit dem Projekt ZANONIA X, hat VISIONÆR außerdem vor, österreichische Hochtechnologie zum Einsatz zu bringen. Hierbei handelt es sich um ein solar- und wasserstoffbetriebenes Nurflügelflugzeug, das künftig als Drohne für Kommunikationssysteme dienen kann. Das autostabile Tragflächendesign geht auf den Zanonia Flugsamen zurück, welches auch den Bau des erste Nurflügelflugzeuges der Welt, gebaut 1908 in Österreich, inspirierte.

E-Flugboot in Kanada präsentiert

Währenddessen hat in Kanada das erste voll elektrisch angetriebene Verkehrsflugzeug der Welt seinen Jungfernflug absolviert. Unter den Augen von rund hundert Neugierigen hob das auf E-Antrieb umgerüstete Wasserflugzeug vom Typ DHC-2 de Havilland Beaver am Dienstag vom Flughafen in Vancouver ab und drehte eine Runde über dem Fraser-Fluss.

Entwickelt wurde der E-Antrieb von der Ingenieursfirma magniX aus Seattle in den USA. Der erfolgreiche Jungfernflug markiere „den Beginn des elektrischen Luftfahrt-Zeitalters“, sagte der Chef der US-Firma, Roei Ganzarski. Er beweise, dass kommerzielle Luftfahrt mit Elektroantrieb möglich sei.

 

Ziel sei es, die gesamte Flotte von rund 40 Wasserflugzeugen umzurüsten, sagte Harbour-Air-Chef McDougall: „Es gibt keinen Grund, das nicht zu tun“. Abgesehen von Einsparungen im Vergleich zu Flugzeug-Treibstoff könnte das Unternehmen Millionen an Wartungskosten sparten, da Elektromotoren sehr viel weniger wartungsanfällig seien.

Bevor der Antrieb in Serie gehen kann, sind jedoch noch weitere Tests notwendig, um seine Zuverlässigkeit und Sicherheit unter Beweis zu stellen. Zudem muss der Motor noch von den Behörden genehmigt werden.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie fördert über den Förderschwerpunkt Talente Menschen in Forschung und Entwicklung über den gesamten Karriereverlauf. Damit werden drei Ziele zur Förderung von Talenten verfolgt: Junge Menschen für Forschung und Entwicklung begeistern, Forscherinnen und Forscher mit der Wirtschaft vernetzen und gleiche Chancen für alle garantieren. Um Erfindungen „Made in Austria“ weiter zu forcieren und jene aus vergangener Zeit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen, ist es dem BMVIT weiters ein besonderes Anliegen, visionäre Menschen, Erfinder und Innovationen in diesem Bereich zu fördern. Das Unternehmen VISIONÆR hat es sich zum Ziel gesetzt, historische Erfindungen aus Österreich mit luxuriösen Raffinessen und modernster Technik nachzubauen.