Kategorie Innovation & Technologie - 9. November 2018

Staatspreis Patent: Das sind die Prämierten 2018

Braille-Reader gewinnt Staatspreis in der Kategorie Patent, Tiroler Lichtpionier Bartenbach für Lebenswerk ausgezeichnet, LibertyDotHome ist die Marke 2018

Der Staatspreis Patent ist die höchste staatliche Auszeichnung für Erfindungen und Marken und wurde gestern am Abend des 8. November 2018 in Wien feierlich in den Sofiensälen verliehen. Nach 2016 wurde dieser Preis überhaupt erst zum zweiten Mal vergeben und heuer zum ersten Mal das Gesamtwerk einer österreichischen Erfinderin oder eines Erfinders im Rahmen der Preisverleihung ausgezeichnet.

Lichtpionier aus Tirol

Highlight der Veranstaltung: Der 88-jährige Tiroler Erfinder und Unternehmer Christian Bartenbach erhielt den Staatspreis für sein beeindruckendes Lebenswerk. Die von ihm entwickelte blendfreie Beleuchtung erhellt Schulen, Flughäfen und OP-Säle auf der ganzen Welt. Seine Leuchtkästen mit quer liegenden Spiegeln, die Büros gleichmäßig ausleuchten und die Arbeitsbedingungen verbessern sollen, waren sein Durchbruch und ein Welterfolg.

Gold in der Kategorie Patent holte die TU Wien mit ihrem Braille-Ring, einem Lesegerät für die Westentasche. Es hat gute Chancen zum ständigen Begleiter für blinde und sehbehinderte Menschen zu werden, denn das „schnell mal eine Nachricht am Smartphone lesen“ ist damit nicht mehr ausschließlich das Privileg sehender Menschen.

Ein anderes Anliegen verfolgt das junge Gründerteam von LibertyDotHome. Sie bauen Tiny-Houses für Obdachlose und holen sich mit ihrer originellen Wortbild-Marke den Staatspreis Patent in der Kategorie Marke. Die 6,4 m2 große Wohneinheit passt in eine Parklücke und bietet Schlaf-, Wohnzimmer, Küche und Bad in einem.

Gruppenbild mit allen Nominierten, den Siegern sowie Präsidentin Mariana Karepova und BM Norbert Hofer. © Patentamt

Bundesminister Norbert Hofer: „12.000 Patente melden Österreicherinnen und Österreicher jährlich auf der ganzen Welt an. Ich bin jedes Mal begeistert, wenn ich sehe, wie aus einer Idee, einer Skizze im Kopf, etwas Echtes, Nützliches wird. Wir sind ein Land der Erfinderinnen und Erfinder. Ein eigenes Patent und eine eigene Marke sind schon die Krönung. Aber das klügste Patent und die kreativste Marke Österreichs zu haben, ist der schönste Lohn für die harte Arbeit, die hinter den Einreichungen steckt.  Ich wünsche allen Menschen, die erfinden, dass ihre Ideen Exportschlager werden – ganz so wie die Innovationen von Christian Bartenbach, der heute für sein außergewöhnliches Lebenswerk geehrt wird.“

Mariana Karepova, Präsidentin des Österreichischen Patentamtes: „Alle zwei Jahre können wir mit ganz Österreich teilen, feiern und beklatschen, was uns täglich im Patentamt begegnet. Heuer haben wir mit den Gewinnerinnen und Gewinnern ein besonderes Glück – sie haben Dinge entwickelt, die High-Tech und High-Kunst mit sozialem Engagement in Einklang bringen. Ein kleines Gerät, dass sehbehinderten Menschen für Andere selbstverständliche Dinge ermöglicht, wie schnell mal eine E-Mail am Handy lesen. Und eine starke, einprägsame, schöne Marke um jenen Menschen ein Zuhause zu geben, die es verloren haben.“

Welthit Spiegelrasterleuchte

Alle, die sich in geschlossenen Räumen aufhalten, profitieren irgendwann vom langjährigen Wirken Christian Bartenbachs. Der Spiegelrasterleuchte des Beleuchtungsgenies ist es zu verdanken, dass unsere Büros, Geschäfte, Schulen, Arbeitsplätze und OP-Säle heller geworden sind. Wesentlich dabei: Gleichmäßiges Licht ohne zu blenden. Denn die Erfindung gilt als die erste blendfreie Beleuchtung.

 

Möglich macht das Bartenbachs patentierte Dark-Light-Technik, bei der der Betrachter durch die Reflektortechnik weder von der Lichtquelle noch von deren Spiegelbild im Reflektor geblendet wird. Die Jury des Staatspreises Patent dankte es ihm nun und verlieh dem 88-jährigen Tiroler für seine unermüdliche Arbeit als Ingenieur, Unternehmer, Erfinder und Hochschullehrer Österreichs höchste Auszeichnung für Erfinder, den Staatspreis Patent in der Kategorie Lebenswerk.

Mehrfach ausgezeichneter Braille-Reader

Gewinner des Staatspreises in der Kategorie Patent ist der Braille-Ring, mit dem blinde Menschen auf Ihrem Smartphone, Tablets oder anderen mobilen Endgeräten Texte lesen können. Bisher gab es nur große technisch aufwendige und somit kostspielige Displays.

 

Das Erfinderteam der TU Wien, bestehend aus Michael Treml, Wolfgang Zagler und Dominik Busse entwickelte den Ring, der in jede Westentasche passt. Er übermittelt dem „lesenden“ Finger die jeweiligen rotierenden Braille-Buchstaben. Durch die Rotation ist flüssiges Lesen möglich. Die Erfindung braucht auch wesentlich weniger mechanische Teile und ist dadurch auch günstiger in der Fertigung.

Freiheit braucht nur wenig Platz

LibertyDotHome ist die Marke 2018. Sie steht im wahrsten Sinne des Wortes für Freiheit und Heim. Denn das von den FH-Studenten Markus Hörmanseder und Philipp Hüttl entwickelte nur 6,4 m2 kleine Haus bietet in Not geratenen Menschen eine Unterkunft und lässt sich überall aufstellen.

 

Inspiriert durch die Tiny-House-Bewegung in den Vereinigten Staaten haben die beiden Studenten der FH Campus Wien während ihrer Bachelorarbeit eine österreichische Variante mit sozialem Mehrwert geschaffen. Denn jedes siebte verkaufte Modul ermöglicht ein kostenfreies Häuschen für soziale Zwecke. Die Staatspreis-Jury hat das Logo, das die Kombination von Produkt und sozialem Engagement originell und zeitgemäß auf den Punkt bringt, mit dem Staatspreis Patent in der Kategorie „Marke“ ausgezeichnet.

So viele Einreichungen, wie noch nie

Der Staatspreis Patent wurde heuer zum zweiten Mal vergeben. Die Zahl der Teilnehmer/innen war so hoch, wie nie. 248 warfen sich ins Rennen um die beste Marke und das beste Patent. Zusätzlich und dieses Jahr zum ersten Mal wurde der Preis auch in der Kategorie „Lebenswerk“ verliehen.

Hochkarätige Jury

In der Staatspreis-Jury sind Menschen, die es selber geschafft haben, die die größten Technologiefirmen oder Universitäten leiten, sich philosophisch und wissenschaftlich mit Innovation und Kunst befassen und Start-ups auf die Beine helfen: TU-Rektorin Sabine Seidler, KTM-Boss Stefan Pierer, Business Angel Michael Altrichter, Vizerektorin Andrea B. Braidt, Martina Hörmer, Geschäftsführerin von Ja! Natürlich, Ingrid Kernstock, BMVIT-Expertin für Innovationen in der Luftfahrt, Almdudler-Chef Thomas Klein, IP-Profi Guido Kucsko, IBM-Chefin Patricia Neumann, Philosophieprofessor Stefan Lorenz Sorgner, Borealis-Vice President Maurits van Tol.

Am Ende der Preisverleihung gab Mariana Karepova außerdem bekannt, dass im nächsten Jahr der European Inventor Award in Wien gastieren wird. Die höchste Auszeichnung für Erfindungen auf kontinentaler Ebene des European Patent Office sollte auch für österreichische Bewerber eine äußerst attraktive Herausforderung darstellen.

Service: Weitere Infos zu allen Nominierten.

INFObox: Das Österreichische Patentamt ist als nachgeordnete Dienststelle des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT) die Zentralbehörde für den gewerblichen Rechtsschutz in Österreich mit Sitz in Wien. Im Patentamt kümmern sich über 200 Expertinnen und Experten um die Absicherung von Erfindungen, Mustern (Designs) und Marken. Der Staatspreis Patent wurde nun nach 2016 zum zweiten Mal vergeben. In drei Kategorien – Patent, Marke und Lebenswerk – ehren das Österreichische Patentamt und das BMVIT den Erfindergeist innovativer Österreicherinnen und Österreicher.