Kategorie Innovation & Technologie - 20. Juli 2017

Österreich greift nach den Sternen

Der heutige Tag der Weltraumforschung erinnert an die erste bemannte Mondlandung am 20. Juli 1969 und den anschließenden Mondspaziergang Neil Armstrongs. Er war es, der im Rahmen der Apollo-11-Mission als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte.

Seit diesem denkwürdigen Moment sind 48 Jahre vergangen und in Österreich ist der Weltraumsektor mittlerweile ein relevanter Wirtschaftszweig. Mehr als 100 heimische Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten sind in der Weltraumbranche aktiv. Österreichische Technologie ist bei wichtigen Weltraumprogrammen nicht mehr wegzudenken, etwa bei Missionen zur Erforschung von Planeten, an Bord von Raketen und Satelliten oder bei der Verarbeitung von Erdbeobachtungsdaten.

Österreichs Weltraumflotte wächst

Die aktuell drei Satelliten starke heimische Weltraumflotte wächst in den kommenden drei Jahren auf fünf Satelliten an. Erst vor kurzer Zeit, im Juni, startete mit dem Forschungssatelliten „Pegasus“ der FH Wiener Neustadt der insgesamt dritte österreichische Kleinsatellit ins All. Seine Aufgabe ist es, die Zusammensetzung der Erdatmosphäre zu untersuchen. Das hilft uns zum Beispiel dabei, das Wetter besser vorherzusagen.

Kleinsatellit PEGASUS erforscht die oberen Schichten der Erdatmosphäre © FH Wiener Neustadt

Kleinsatellit PEGASUS erforscht die oberen Schichten der Erdatmosphäre © FH Wiener Neustadt

Bereits seit 2013 befinden sich „TUGSAT“ der Technischen Universität Graz und „UniBRITE“ der Universität Wien im Orbit. Mit einer Geschwindigkeit von rund 27.000 Kilometern pro Stunde umkreisen sie in einer Höhe von etwa 800 Kilometern die Erde. Ihre Aufgabe ist es, Daten über Helligkeitsschwankungen der hellsten Sterne am Himmel zu sammeln.

Im kommenden Jahr wird die TU Graz den für die europäische Raumfahrtagentur ESA entwickelten Satelliten „OPS-SAT“ in die Erdumlaufbahn schicken. Im Jahr 2020 wird der ebenfalls von der TU Graz gebaute Satellit „PRETTY“ die weltweite Wetterbeobachtung der ESA verstärken. Seine Aufgabe wird es sein, als erster Nanosatellit überhaupt Eis auf Gletschern oder an den Polen sowie die Wellenbewegungen der Ozeane zu vermessen und zu registrieren. Der neue Kleinsatellit ist Teil der Umwelt- und Wetterbeobachtungsflotte der ESA und trägt dazu bei, den Klimawandel zu erforschen.

Das Weltraumministerium

Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) ist seit 2014 offiziell auch Weltraumministerium und fördert Forschung und Entwicklung bereits seit 2002 durch das Österreichische Weltraumprogramm „ASAP“. Für den Forschungsstandort bedeutet ASAP mit bereits 600 erfolgreichen Projekten die Basis für den Zugang zu internationalen Märkten, globalen Weltraumkooperationen und die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Das Programm unterstützt österreichische Unternehmen und Forschungsinstitute, die sich an der Forschung, Entwicklung und Anwendung von Weltraumtechnologien beteiligen.

In der kommenden europäischen Trägerrakete Ariane-6 stammen etwa Flugelektronik und Triebwerkszündung aus Österreich. Sie wird bis 2050 das zentrale Trägersystem für Europas Raumfahrt sein. Zudem sind heimische Unternehmen und Institute an vielen Missionen der Europäischen Weltraumagentur ESA maßgeblich beteiligt, wie etwa an der Rosetta-Mission, ExoMars zur Suche nach Leben auf dem Mars und BepiColombo zur Erforschung des Planeten Merkur.

Übrigens: seit Dezember 2011 hat Österreich ein Weltraumgesetz. Es bietet den rechtlichen Rahmen, österreichische Weltraumaktivitäten vorab zu prüfen und zu genehmigen. So ist garantiert, dass die Missionen sicher und zuverlässig durchgeführt werden.

INFObox: Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) investiert jährlich rund 70 Millionen Euro in den Weltraumsektor. Unter Einrechnung der EU-Flagschiffprogramme Copernicus, Galileo/EGNOS und H2020 liegt Österreichs Beitrag bei etwa 100 Millionen Euro pro Jahr. Österreich finanziert Programme der ESA mit und ermöglicht österreichischen Betrieben so, sich für Aufträge im Rahmen der ESA-Missionen zu bewerben.