23. März 2021

Kunst & Kommunikation: StartClim liefert neue Impulse für die Klimawandelanpassung

Das Forschungsprogramm StartClim befasst sich seit fast zwei Jahrzehnten mit dem Klimawandel und seinen Auswirkungen und liefert der österreichischen Anpassungsstrategie beständig Beiträge zur Umsetzung. Wegen der anhaltenden Corona-Pandemie konnten vier der neun Teilprojekte aus der Ausschreibung von 2019 erst vor kurzem abgeschlossen werden. In diesen Projekten geht es um die Bewusstseinsbildung für Jugendliche und Stadtplanende, den Stellenwert von Wissenschaft bei Schülerinnen und Schülern, Klimawandel in der Kunst sowie die klimaangepasste Stadt von morgen.

© Fridays for Future Wien

Trotz medialer Omnipräsenz der Klimakrise fällt es nicht wenigen Jugendlichen schwer, einen persönlichen Bezug zum Klimawandel herzustellen, klimafreundlich zu handeln und sich persönlich zu engagieren. Wie das verändert werden kann zeigt Junges Klima, einem Projekt mit Schülerinnen und Schülern einer Mittelschule im 16. Wiener Gemeindebezirk. Die Schule liegt in einem dicht bebauten Stadtteil, in dem die Auswirkungen der Erderwärmung besonders spürbar sind.

Der Klimawandel aus Jugendsicht

Gemeinsam mit den Jugendlichen, dem Lehrpersonal und einem Team der Gebietsbetreuung Stadterneuerung, entwickelte das Projektteam Vorschläge, wie das Bewusstsein gesteigert und die Handlungsbereitschaft gestärkt werden kann. Mit erlebnis- und erfahrungsorientierten Lernmethoden, wie z.B. dem Besuch eines neugestalteten Parks in Schulnähe, konnte ein Bezug zum persönlichen und lokalen Lebensumfeld hergestellt und so das Wissen zum Thema Klimawandel vertieft werden. Um Jugendliche zu klimafreundlichem Handeln zu motivieren, ist es wichtig ihnen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen, die auch in ihrem Handlungsspielraum liegen. Für eine längerfristige Verhaltensveränderung muss das Thema jedenfalls kontinuierlich im Unterricht behandelt werden.

 

Das Institut für Landschaftsarchitektur (BOKU) leitete in Zusammenarbeit mit der Gebietsbetreuung Stadterneuerung für Ottakring das Projekt, das im Rahmen des Forschungsprogramms StartClim gefördert wurde.

Ein anderes Projekt ging der Frage nach, welche Einstellungen Oberstufenschülerinnen und -schüler zur Wissenschaft haben. Eine online-Befragung mit 100 Teilnehmenden zeigte, dass vor allem die Naturwissenschaften, und dort vorrangig Physik und Chemie die Vorstellung von Wissenschaft prägen. Wissenschaft verbinden die Schülerinnen und Schüer demnach vor allem mit den Attributen interessant, nachvollziehbar und vertrauenswürdig. Um Forschungsberichten zu vertrauen, brauche es aber seriöse Quellen und Fakten – gefolgt vom Erfahrungswissen und dem oft zitierten Hausverstand.

Wird ein Konflikt zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und alternativen Erklärungszugängen wahrgenommen, wird dieser bevorzugt durch Kompromisse oder situationsflexibel aufgelöst – solange es nicht um Widersprüche zum eigenen Erleben oder der Religion geht (welche am stärksten polarisiert). Während der Einfluss der Wissenschaft auf Schule und Alltag mehrheitlich als „gerade richtig“ empfunden wird, wünschen sich 60 Prozent der Schüler*innen einen stärkeren Einfluss der Wissenschaft auf die Politik.

Die Ergebnisse wurden für die Entwicklung eines Comics herangezogen, der vor dem Hintergrund der Klimawandeldebatte die häufigsten Missverständnisse über Funktion, Zweck, Möglichkeiten und Grenzen der Wissenschaft behandelt. In „Nices Institut, da! Linda und Paul erforschen das Klima“ erhalten Jugendliche einen spannenden und kurzweiligen Einblick in die Welt der Wissenschaft.

Das Klimaforschungsprogramm StartClim wurde im Jahr 2002 von der Klimaforschungsinitiative AustroClim gemeinsam mit dem damaligen Umweltministerium gegründet. Es handelt sich um ein flexibles Instrument, das durch kurze Laufzeit und jährliche Vergabe von Projekten rasch aktuelle Themen im Bereich Klimawandel aufgreifen kann und verschiedenste Sichtweisen und von verschiedensten Fachrichtungen interdisziplinär erforscht werden. Aktuelle Themen wurden bisher in 114 Projekten von über 100 österreichischen Wissenschaftler:innen bearbeitet. Das Programm wird wissenschaftlich vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien geleitet, vom Umweltbundesamt administrativ betreut und vom BMK, BMBWF, dem Klima- und Energiefonds und dem Land Oberösterreich finanziert.

Kunst und Klimawandel

Der Verschränkung von Kunst und Wissenschaft ist das Projekt C~ART nachgegangen. Die Folgen des Klimawandels und die Notwendigkeit zur Anpassung betreffen die Gesellschaft als Ganzes und hängen direkt damit zusammen, wie wir derzeit „funktionieren“ und diese Herausforderung auch als kulturelle Herausforderung betrachten. Der Mensch ist Urheber der schönen Künste, aber auch des menschengemachten Klimawandels. Um auf das Thema aufmerksam zu machen und die notwendige Transformation in allen Gesellschaftsebenen herbeizuführen, ist es notwendig, die wissenschaftlichen Fakten in einen künstlerisachen Kontext zu stellen.

In © Tezi Gabunias Installation „Breaking News: The Flooding of The Louvre“ füllt sich ein Miniaturnachbau des bekanntesten Museums der Welt langsam mit Wasser.

Über das Projekt wurde eine verstärkte Kooperation von Wissenschaftler:innen und Künstler:innen angeregt und erste Ideen für eine konkrete Umsetzung entwickelt. Dieser der Kunst freilich nicht fremden Verknüpfung wird dabei großes Potential beigemessen, um auch in Sachen Klima einen Bewusstseinswandel zu fördern, ohne Künstler:nnen dabei auf die Rolle von Kommunikatoren wissenschaftlicher Inhalte zu reduzieren und Forschende als bloße Ergebnis-Lieferanten anzusehen.

Die Mutter aller Künste, die Architektur, ist eine von vielen weiteren Ebenen, auf denen Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel unerlässlich sind. Die Planung von Gebäuden, in denen wir leben und arbeiten, sowie die städtischen Freiräume, in denen wir uns bewegen sind entscheidende Faktoren für weiterhin lebenswerte Städte im Angesicht der Erderhitzung. Eine Schlüsselfunktion nehmen dabei Planende, Bauwerbende und Vertretende der Städte ein, da sie die Ausgestaltung unseres Lebensraums auf Jahrzehnte festschreiben.

Um das Bewusstsein bei den genannten Gruppen zu erhöhen und sie zum Handeln zu motivieren, braucht es eine gemeinsame Vision für eine erfolgreiche, nachhaltige, klimabewusste Stadt- und Gebäudeplanung der Zukunft. Im Projekt StartClim2019.D wurden dazu zwölf Charakteristika formuliert, die eine gemeinsame Zukunftsvision aufweisen sollte. Darin soll auch die Anstoßwirkung des Projekts bestehen: dass Entscheiderinnen und Entscheider dieser Teilbereiche die zwölf Merkmale einem Erfolgsrezept gleich, zu konkreten und gemeinsamen Visionen zu entwickeln.

SERVICE: Weitere Informationen zum Programm StartClim sowie zur Österreichischen Anpassungsstrategie.

Übers Klima reden, aber richtig!