Kategorie Innovation & Technologie - 1. Juli 2016

Steiermark und Kärnten gründen „Silicon Alps“-Mikroelektronik-Cluster


APA/APA/dpa

Die Steiermark und Kärnten gründen gemeinsam mit dem Bund den „Silicon Alps“-Mikroelektronikcluster, das erste länderübergreifende Konstrukt in diesem Bereich. Das Infrastrukturministerium sowie die beiden Bundesländer leisten eine Anschubfinanzierung von je 750.000 Euro, gesamt 2,25 Mio. Euro, auf drei Jahre, wie es kürzlich in Graz hieß. Auch große Player wie AT&S und Infineon sind dabei

„Der Sitz des Clusters befindet sich in Villach, mit ausgewogener Ausrichtung auf die Steiermark, z. B. bei Veranstaltungen“, sagte die Kärntner LHStv. Gabriele Schaunig (SPÖ). Als Geschäftsführer fungieren zu Beginn die Chefs der jeweiligen Wirtschaftsförderungsgesellschaften der beiden Länder. Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ) erklärte, für einen attraktiven Standort müsse auch die digitale Infrastruktur passen. „Wir haben eine starke Elektronikindustrie. Wenn man alleine darüber nachdenkt, dass ein Pkw mehr Daten verarbeiten kann als die gesamte Apollo-11-Mission, erkennt man das Ausmaß der Anforderungen“, so der Minister. „Der Wettkampf findet nicht zwischen Leoben und Villach, sondern zwischen Konzernen und Kontinenten statt, es geht um Bündeln statt Kannibalisieren. Kernaufgabe von uns ist es auch, das Risiko zu tragen, das sich Private oft nicht leisten können“, erklärte der Minister.

Der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) sagte, heute komme kein Personalausweis, Gerät oder Auto ohne Mikroelektronik aus. Ein in diesem Bereich arbeitender Cluster schaffe Jobs. „AT&S und die Ortner Group sind mit dabei, auch AVL hat auf eine solche Entwicklung gedrängt“, sagte der Landesrat. Damit sei man in einem internationalen Standortwettbewerb mit Regionen wie Grenoble, Lyon oder Sachsen, wo sich ähnliche Dinge entwickelten.

Bestehende Kooperationen verstärkt

Schaunig sagte weiters, diese Achse verstärke die schon bestehende Kooperation noch einmal: „Die großen Player sitzen in unseren beiden Ländern. Damit erreichen wir eine Größenordnung, die auch mehr internationale Forschungsgelder nach Österreich bringen kann.“

Andreas Gerstenmayer, AT&S-CEO und auch Vorsitzender des steirischen Forschungsrates: „Bei aller Freude muss ich sagen, es ist höchste Zeit. Andere Regionen sind sehr weit entwickelt, wir müssen dringend Tempo aufnehmen.“ Den Wert dieses Meilensteins kann man gar nicht hoch genug ansetzen, es darf aber nicht bei Absichtserklärungen bleiben. Wir müssen Kooperationen mit Universitäten verstärken, internationale Sichtbarkeit und einen attraktiven Standort schaffen. Eine Forschung ohne Produktion und umgekehrt kann es nicht geben.“

Josef Ortner von der Ortner Group erklärte, um im Mikroelektronik-Bereich zu arbeiten, brauche man über 100 Kernkompetenzen und Berufe. „Ein Cluster ist nicht nur für die Großen da, der Vorteil liegt vielmehr bei den Kleinen. Man wird auf technologischer Ebene gefordert, vor allem die Zulieferbetriebe im Klein- und Mittelbereich“, so Ortner.

Laut Gerstenmayer kommen jährlich 25.000 Euro von den Unternehmen. Schaunig zufolge gebe es rund 200 Betriebe im Mikroelektronik-Bereich in Österreich. Buchmann sagte, alleine in der Steiermark arbeiteten in diesem Bereich rund 8.000 Beschäftigte.

Leichtfried zufolge werde auch für die Zukunft ein „Silicon Austria“ diskutiert. Er gehe davon aus, dass Aspekte dazu bei den Technologie-Gesprächen in Alpbach präsentiert werden könnten.