Kategorie Energie - 18. Januar 2023

Stimmungsbarometer: Energiekrise sorgt für Boost bei Erneuerbaren Energien

Die Akzeptanz für erneuerbare Energieprojekte und deren Ausbau ist so hoch wie nie zuvor. Vor allem Photovoltaik ist laut aktuellem Stimmungsbarometer von WU Wien, Deloitte Österreich und Wien Energie besonders angesagt. Aus der jährlichen Analyse geht außerdem hervor, dass der menschengemachte Klimawandel für die Mehrheit der Bevölkerung das größte Problem der kommenden Jahrzehnte darstellt. Damit steige auch die Bereitschaft zu Verhaltensänderungen: Um Energie zu sparen, würden mehr als zwei Drittel der Bevölkerung persönliche Einschränkungen in Kauf nehmen.

Seit 2015 wird mit der Stimmungsanalyse jährlich die Meinung der österreichischen Bevölkerung rund um das Thema erneuerbare Energien erhoben. 2022 wurden im Oktober und November wieder rund 1.000 Personen in einer repräsentativen Umfrage um ihre Einschätzungen gebeten. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Zustimmung für erneuerbare Energieprojekte so hoch wie nie zuvor ist. Neben Photovoltaik (PV) konnten vor allem Kleinwasserkraftwerke (78 %) und Windkraftanlagen (69 %) angesichts der globalen Energiekrise an Beliebtheit zulegen.

„Die Voraussetzungen für den zügigen Ausbau erneuerbarer Energien sind heute besser denn je – das hat die Politik erkannt. Die Erneuerbaren-Offensive der Bundesregierung ist daher begrüßenswert. Nun müssen rasch weitere Schritte folgen, um die gesetzten Ziele auch zu erreichen“, so Nina Hampl, Studienautorin der WU Wien in einer Aussendung.

Photovoltaik trifft auf größte Akzeptanz

Fast neun von zehn Befragten befürworten den PV-Ausbau in der eigenen Gemeinde. Fast zwei Drittel wünschen sich einen Vollausbau von PV-Anlagen auf Dachflächen oder Fassaden. Auch der weitere Ausbau von Freiflächen-PV findet große Zustimmung. Ebenso ist die Bereitschaft zur Installation einer privaten Anlage gestiegen: Ein Drittel der PV-Planenden will dieses Projekt bereits innerhalb der nächsten zwölf Monate umsetzen, die Hälfte von ihnen führt als Grund dafür die Energiekrise ins Feld.

 

„Die steigende Beliebtheit von PV-Anlagen ist erfreulich. Eine der großen Herausforderungen ist allerdings noch die Wärmewende“, so Hampl. Fast ein Viertel der in der Studie berücksichtigten Heizungsanlagen basierte weiterhin auf Erdgas. Der Anteil der Holz-, Hackschnitzel-und Pelletsheizungen sowie auch jener der Wärmepumpen sei im letzten Jahr nur leicht gestiegen. Das grundsätzliche Interesse wäre jedoch vorhanden.Der Anteil jener Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer, die in eine erneuerbare Wärmeversorgung investieren wollen, hat laut Studie deutlich zugenommen.

Die Klimakrise sehen die Befragten als größtes Problem der kommenden Jahrzehnte. Um dieser entgegenzuwirken akzeptieren mehr als zwei Drittel persönliche Einschränkungen – auch um einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten. So reduzieren aktuell etwa 52 Prozent den eigenen Stromverbrauch, 45 Prozent senken die Raumtemperatur. Gleichzeitig herrsche laut Autorenteam ein Informationsdefizit in puncto Energieverbrauch. Mehr als ein Viertel weiß demnach gar nicht oder nicht genau, wie hoch der eigene Energieverbrauch ist.

Energiewende als Gemeinschaftsprojekt

Gestiegen ist dagegen nochmals das Interesse, sich an einer Energiegemeinschaft zu beteiligen. Laut Studie kann sich bereits mehr als die Hälfte der Befragten einen solchen Zusammenschluss von privaten Haushalte, Schulen, Gemeinden oder Gewerbetreibenden vorstellen, um selbst Energie zu erzeugen sowie untereinander zu verteilen.

Trotz Zulassungszahlen auf Rekordniveau bei E-Fahrzeugen, stagniert laut dieser Studie das Interesse am Kauf eines Elektroautos. Zwar seien 43 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher grundsätzlich am Kauf eines E-Autos interessiert, dennoch herrsche angesichts von Energiekrise, hohen Anschaffungskosten und den ausbaufähigen Reichweiten diesbezüglich weiterhin Skepsis in weiten Teilen der Bevölkerung.

Im vergangenen Jahr ist der Anteil von Elektroautos an allen Pkw-Neuzulassungen in Österreich auf knapp 16 Prozent angestiegen. Mit Ende Dezember 2022 gab es somit auf Österreichs Straßen 110.225 rein elektrisch betriebene Pkw. Das sind 2,1 Prozent des gesamten Pkw-Bestands im land. Im Rekordmonat September machten E-Autos 22 Prozent aller Pkw-Neuzulassungen aus.

Das Klimaschutzministeriums (BMK) setzt auch 2023 die E-Mobilitätsförderung fort. Gefördert wird der Kauf von E-Autos für Privatpersonen mit 5.000 Euro. Private Ladeinfrastruktur wird mit 600 Euro für Wallboxen und mit 1.800 Euro für Gemeinschaftsanlagen in Mehrparteienhäusern gefördert. Betriebliche Ladeinfrastruktur wird mit bis zu 30.000 Euro gefördert. Der Kauf eines E-Motorrads wird mit bis zu 1.900 Euro gefördert.

E-Mobilitätsoffensive wird auch 2023 fortgesetzt