Kategorie Innovation & Technologie - 29. September 2015

Stöger: Österreich beteiligt sich an der neuen europäischen Ariane 6-Rakete

bmvit ermöglicht mit 26 Mio. Euro Mitarbeit österreichischer Unternehmen an europäischem Leitprojekt – Bis zu einer halben Milliarde Euro Umsätze für Österreichs Wirtschaft erwartet

„Weltraumforschung und -technologie haben auch für Österreich eine immer größere Bedeutung. Es ist mir durch eine Aufstockung unseres Beitrages zur neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 gelungen, eine Beteiligung heimischer Unternehmen an diesem Zukunftsprojekt zu ermöglichen“, so Weltraumminister Alois Stöger bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem neugewählten Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation ESA, Johann-Dietrich Wörner, am Mittwoch in Wien. Dazu wurde die österreichische Beteiligung am Ariane 6-Projekt von rund einer auf 26,2 Millionen Euro erhöht. „Berechnungen zeigen, dass diese Investitionen während der gesamten Einsatzdauer der Ariane 6 bis zu einer halben Milliarde Euro an nachfolgenden Produktionsumsätzen für die heimische Wirtschaft generieren“, so Stöger.

Eines der ersten Unternehmen, das an der Entwicklung und künftigen Produktion der Ariane 6-Rakete beteiligt sein wird, ist das Wiener High-Tech-Unternehmen TTTech. TTTech ist weltweit führend bei sicherheitskritischen Netzwerklösungen basierend auf zeitgesteuerter Technologie. Systeme von TTTech sind bereits in Automobilen, Flugzeugen und bei der NASA im Einsatz. In Zukunft wird auch die Steuerung der Ariane 6 auf Systemen von TTTech aufbauen. Weitere Beteiligungen von Unternehmen aus Österreich an der Ariane 6 sind bereits in intensiver Vorbereitung.

Die Ariane 6-Trägerrakete soll in den nächsten fünf Jahren entwickelt werden und ab 2020 zum Einsatz kommen. Sie wird das zentrale Trägersystem für die Europäische Raumfahrt bis zum Jahr 2050 sein. Ihr Vorgängermodell, die Ariane 5 startete in den letzten zwölf Jahren insgesamt 80 Mal in den Weltraum, die Ariane 4 davor über 110 Mal.

Österreich starker Partner der ESA

Auch der neugewählte Generaldirektor der ESA, Johann-Dietrich Wörner, betonte bei seinem ersten Besuch in Österreich seit seinem Amtsantritt am 1. Juli dieses Jahres die gute Zusammenarbeit zwischen der ESA und Österreich: „Österreich spielt in diesem Konzert eine tragende Rolle unter anderem durch herausragende Expertise in den Weltraumwissenschaften, den Satellitenanwendungen sowie als Entwickler von kritischen Technologien.“ Wörner verwies darauf, dass die Bedeutung der Raumfahrt ständig wachse, was sich auch daran zeige, dass sich neue staatliche und private Akteure im Bereich der Weltraumtechnologie engagieren. Es brauche eine noch stärkere Vernetzung und Koordination: „Wir brauchen ein ‚United Space in Europe‘“, so Wörner.

Österreichische Forschungsinstitute und Unternehmen waren bereits in der Vergangenheit maßgeblich an Projekten und Missionen der ESA beteiligt. So stammen fünf von 21 Instrumenten der Rosetta-Mission aus Österreich, zudem finden sich heimische Messgeräte, Thermalisolationen, GPS-Empfänger und Steuerungssysteme an Bord einer Reihe von ESA-Satelliten. Auch an der Auswertung und Nutzung von Satellitendaten sind eine Reihe von Unternehmen und Instituten beteiligt. „Derzeit sind über 100 Firmen und Organisationen mit etwa 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Weltraumbereich aktiv“, berichtet Stöger. „140 Millionen Euro Umsatz, 20 Patente und über 1.000 Publikationen im Jahr zeigen, wie aktiv der Weltraumsektor in Österreich ist.“

Neuer Businessinkubator soll Firmengründungen unterstützen

Stöger präsentierte bei der Pressekonferenz über die Beteiligung an der Ariane 6-Trägerrakete hinaus ein Paket an neuen Projekten und Initiativen. Dazu gehören ein Gründerzentrum für Weltraumtechnologien und die Vorbereitung einer Weltraum-Bildungseinrichtung in Österreich.

Für das „ESA Business Incubation Centre Austria“, stellt die ESA über den österreichischen Beitrag 1,2 Millionen Euro zur Verfügung. Das Ziel ist, in den nächsten fünf Jahren bis zu 30 Unternehmensgründungen auf der Basis von Weltraum-Technologien zu unterstützen und zu begleiten. Die derzeit offene Ausschreibung endet in Kürze und nach entsprechender Vertragsunterzeichnung mit der ESA werden die ersten Aktivitäten bereits Anfang 2016 starten.

„Den Weltraum in die Schulen bringen“

Das „European Space Education Research Office – Austria“ (ESERO) soll dazu beitragen, junge Menschen für Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Das BMVIT hat sich bei der ESA sehr dafür eingesetzt, eines dieser Zentren auch in Österreich aufzubauen, „Wir wollen den Weltraum in unsere Schulen bringen. Ich habe gehört, dass wir bereits einen äußerst attraktiven Standort gefunden haben“, berichtet Stöger nach seinem Gespräch mit ESA-Generaldirektor Wörner.

Speerspitze der Erdbeobachtung in Europa

Das Earth Observation Data Centre for Water Resources Monitoring (EODC) verarbeitet die von den Senitnel-Satelliten gelieferten Daten zur Erdbeobachtung. Diese werden über den wissenschaftlichen Datenzugang von der ESA über die ZAMG bezogen, ausgewertet und in Form von Karten den verschiedenen NutzerInnen, zum Beispiel der Landwirtschaft, zur Verfügung gestellt. „Um den Highspeeddatenzugang von der ESA an das EODC zu gewährleisten investiert das BMVIT neben zahlreichen geförderten Projekten zur Nutzung der Daten zusätzlich noch 100.000 EURO in Infrastruktur“, so Stöger.

Ausschreibung für Entwicklung und Bau eines neuen österreichischen Nanosatelliten

Stöger verwies auch auf die am letzten Freitag gestartete Ausschreibung im nationalen Weltraumprogramm ASAP, die mit insgesamt 7,5 Millionen Euro dotiert ist. Schwerpunkte dieser Ausschreibung sind die Entwicklung und der Bau eines neuen Nanosatelliten sowie intensivierte Kooperationen mit Deutschland und der Schweiz. „Eine aktive Weltraumpolitik ist eine effektive Industriepolitik“, so Stöger, „da unsere Investitionen über Aufträge und Beteiligungen wieder an Österreichische Unternehmen und Organisationen zurückfließen und dadurch direkt die heimische High-Tech-Wirtschaft stärken“, so Stöger.