Kategorie Klima- & Umweltschutz - 2. September 2021

Wälder im Klimawandel: Totholz als wichtiger Kohlenstoff-Speicher

Vom gesamten Kohlenstoff, der weltweit in den Wäldern gespeichert ist, entfallen etwa acht Prozent auf Totholz. Durch Verrottung wird dabei jährlich mehr CO2 umgesetzt als durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe frei wird.

In einem globalen Forschungsprojekt wurde der jährliche Beitrag von Totholz zum globalen Kohlenstoffkreislauf ermittelt. Bestimmend für den Totholz-Abbau ist primär das Klima, berichten die Forscher:innen im Fachjournal „Nature“. Sie haben weltweit Feldexperimente an Waldstandorten durchgeführt, an denen auch österreichische Wissenschafter:innen beteiligt waren. Die Forscher:innen betonen, dass sowohl Klimaveränderungen als auch der Verlust der Artenvielfalt bei den Insekten das Potenzial haben, den Holzabbau und damit die Kohlenstoff- und Nährstoffkreisläufe weltweit zu verändern.

 

Hölzer von 142 Baumarten ausgelegt

Dazu legten die Forscher:innen an 55 Standorten auf sechs Kontinenten Hölzer von 142 Baumarten aus, um über drei Jahre hinweg die Abbaugeschwindigkeit und den Einfluss des Klimas darauf zu messen. Beteiligt daran war auch Umweltwissenschafter Jan Christian Habel vom Fachbereich Biowissenschaften der Universität Salzburg. Die Hälfte der Hölzer wurde durch engmaschige Käfige vor dem Einfluss von Insekten geschützt.

Es zeigte sich, dass die Geschwindigkeit der Verrottung und der Beitrag der Insekten sehr stark vom Klima abhängen und vor allem mit steigender Temperatur zunehmen. Höhere Niederschläge beschleunigen in warmen Regionen den Abbau, in Regionen mit niedrigen Temperaturen verlangsamen sie den Abbau.

Anhand der Ergebnisse der Experimente konnte berechnet werden, in welchem Ausmaß Totholz am globalen Kohlenstoffkreislauf beteiligt ist. „Demnach werden jährlich 10,9 Gigatonnen Kohlenstoff weltweit aus Totholz freigesetzt“, so der an der Studie beteiligte österreichische Forstwissenschafter Rupert Seidl, Professor für Ökosystemdynamik und Waldmanagement an der TUM. Das sei um rund 15 Prozent mehr als die CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen.

© APA / dpa

Erhebliche Mengen in Boden gespeichert

Allerdings landet davon nicht alles in der Atmosphäre, „erhebliche Menge werden in den Boden eingearbeitet und dort gespeichert“, erklärte Studienautor Sebastian Seibold von der TUM. Zudem betont er, dass das beim Totholz-Abbau freigesetzte CO2 Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs sei und nicht zu einen Anstieg des CO2-Gehalts in der Atmosphäre führe.

Seibold verweist auch darauf, dass die Idee, Totholz aus dem Wald zu nutzen, um so CO2 einzusparen, nicht funktionieren würde: „Denn der Holzabbau ist ein wichtiger Prozess im Wald, bei dem Nährstoffe aus dem Holz wieder freigesetzt werden. Ohne diese würden die Wälder immer schlechter wachsen und somit weniger CO2 binden.“

Überproportionaler Beitrag der Tropenwälder

Aufgrund ihrer großen Holzmasse und den schnellen Abbauprozessen tragen die Tropenwälder mit 93 Prozent der Emissionen aus Totholz überproportional zur Kohlenstoff-Freisetzung bei. Dagegen führt der langsame Abbau in den Wäldern der nördlichen und gemäßigten Breiten dazu, dass dort Kohlenstoff über lange Zeiträume in Totholz gespeichert wird. Das Gros des Abbaus von Totholz erledigen Seibold zufolge Pilze. Nur in den Tropen tragen auch Insekten zu rund einem Drittel zum Holzabbau bei.

Rund ein Drittel aller Baumarten weltweit bedroht

Rund ein Drittel aller Baumarten weltweit sind vom Aussterben bedroht vor allem durch die Rodung von Waldflächen für die Landwirtschaft sowie die Holzgewinnung den Fortbestand vieler Baumarten. Auch der Klimawandel hat deutlich messbare Auswirkungen. Zu den am stärksten bedrohten Arten gehören demnach Magnolien. Auch Eichen und Ahornbäume werden als gefährdet eingestuft.

Eine neue Studie untersuchte die Bedrohungslage für 58.497 Baumarten weltweit und stellte fest, dass 30 Prozent vom Aussterben bedroht sind. Weitere sieben Prozent werden als „möglicherweise bedroht“ eingestuft. Für 21 Prozent der Arten lagen nicht genügend Daten für eine Bewertung vor. Etwas mehr als 40 Prozent wurden als „nicht gefährdet“ eingestuft. Etwa 142 Baumarten wurden als bereits ausgestorben eingestuft, und von mehr als 440 Baumarten gibt es weniger als 50 Exemplare in der freien Natur.

Jean-Christophe Vie, Generaldirektor der auf Naturschutz spezialisierten Schweizer Stiftung Franklinia, bezeichnete es in einem Vorwort zum Bericht als „schockierend“, dass die Abholzung großer Waldgebiete weitergeht, obwohl Bäume eine wichtige Rolle in der Natur spielen, da sie Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten bieten, CO2 absorbieren und Inhaltsstoffe für Medikamente liefern.

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