Kategorie Innovation & Technologie - 15. Mai 2015

Welche Werkstoffe aus der Natur stecken in meinem Auto?

Vom Armaturenbrett bis zur Hutablage: Nicht nur in Autobezügen stecken Werkstoffe aus der Natur, sondern auch in verschiedenen geformten Teilen. Welche Pflanzen lassen sich nutzen? Und: Welche Vorteile bringt das?

Vom Industriellen Henry Ford gibt es Bilder, auf denen er mit einem Hammer auf ein Auto schlägt. So wollte er die Stabilität des von ihm entwickelten Hanf-Autos zeigen. „Ford war überzeugt, dass die Zukunft biologisch abbaubaren Materialien gehört“, sagt Rupert Wimmer von der Boku Wien. Rund 80 Jahre später testete er an der IFA Tulln, einer Forschungseinrichtung für Agrarbiotechnologie, sogenannte naturfaserbasierte Formteile.

Dabei eignet sich nicht nur, was am Acker wächst: Neben den Blattfasern von Sisal nutzt man Fasern aus Blüten und Früchten wie Banane oder Kokosnuss und das Innere des Stengels von Flachs oder Hanf. Verwendet werden die Materialien für Autobezüge und Verkleidung genauso wie für Formteile, etwa in Fahrzeugtür, Kofferraum oder auf der Ladefläche eines Anhängers.

Die Anforderungen an die Werkstoffe sind hoch: Sie müssen sich verformen lassen und dehnbar sein, dürfen aber nicht reißen. Damit die Textilien zusammenhalten, gibt es zwei Technologien: Die Fasern werden einmal – ähnlich wie Schuheinlagen – in Klebstoff eingelegt und in Form gepresst. Oder man spritzt sie, vermengt mit Kunststoff, mit hohem Druck in eine Form. Die Forscher testen die Verfahren in ihren Labors und haben auch schon mehrere Patente angemeldet.

Beliebt sind Naturfaserwerkstoffe aber nicht nur, weil sie umweltfreundlich sind. Sie dämpfen den Schall, das ist wichtig für das Fahrgefühl: Teure Modelle sollen etwa eher dumpf klingen. Außerdem sind sie leicht, das hilft Sprit sparen. Wie viel Natur in einem Fahrzeug steckt, hängt aber vom jeweiligen Modell ab. Und das besteht durchschnittlich aus 30.000 Teilen.

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