Kategorie Klima- & Umweltschutz - 20. Mai 2022

Happy Bee-Day: Der Weltbienentag wird in Österreich zum Wildbienentag

Insekten sind die artenreichste Gruppe aller Lebewesen und stellen gut 70 Prozent der Tierarten weltweit. Sie sind damit ein wesentlicher Bestandteil der biologischen Vielfalt. Man findet Insekten in nahezu jedem Lebensraum und trotzdem sind sie stark gefährdert.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Anzahl generell stark abgenommen. Die Erhebungen zahlreicher Umweltbehörden belegen diese negative Entwicklung, auch auf den Roten Listen der gefährdeten Tierarten kommen Insekten immer häufiger vor.

Dabei erfüllen Insekten wichtige ökologische Funktionen in Nahrungs- und Stoffkreisläufen. Ihre wichtigste Funktion: Blüten bestäuben. Etwa ein Drittel der weltweiten Nahrungsmittelproduktion beruht direkt oder indirekt auf der Bestäubung durch Insekten. Daneben dienen dienen Insekten als natürliche Gegenspieler von Kulturschädlingen, helfen bei der Zersetzung von pflanzlichem und tierischem Material als Müllabfuhr der Natur und sind auch Nahrungsquelle vieler Tierarten.

Alljährlich wird mit dem Weltbienentag im Rahmen der Woche der Artenvielfalt die besondere Bedeutung der Bienen als wichtige Blütenbestäuber vieler Wild- und Kulturpflanzen hervorgehoben. Mit über 700 heimischen Arten ist Österreich eines der Wildbienenreichsten Länder Mitteleuropas. Viele Blütenpflanzen sind zur Fortpflanzung sogar zur Gänze von Wildbienen abhängig. Leider sind diese faszinierenden Tiere durch den zunehmenden Lebensraum- und Nahrungsquellenverlust, sowie durch den vermehrten Gebrauch von Pestiziden und Herbiziden gefährdet.

WILDBienentag

Oftmals vergessen wird, dass die Honigbiene Apis mellifera in Österreich nur eine der hunderten Bienenarten ist – weltweit sind es gar nur neun Honigbienen- unter mehr als 20.000 Wildbienenarten. Während Honigbienen unter der Obhut von Imker:innen gleich einem Haustier bestens betreut werden, sind Wildbienen ganz auf sich alleine gestellt.

Sie legen ihre Nester meist als Einzel-Insekten mit wenigen Ausnahmen – wie etwa Hummeln – in Böden, Käferbohrlöchern, Pflanzenstängeln und dergleichen an oder leben ähnlich wie Kuckucke parasitisch. Oftmals sind sie, anders als die Honigbienen, auf ganz bestimmte Futterpflanzen angewiesen und stehen daher in intensiv genutzten Landschaften besonders unter Druck. Hinsichtlich ihrer Ökosystemleistungen dürfen Wildbienen nicht unterschätzt werden.

Nur etwa ein Drittel der weltweiten Bestäubungsleistung geht auf das Konto der Honigbienen, den Rest erledigen Wildbienen und viele andere Insekten. Und sie sind dabei oftmals viel effizienter als ihre honigerzeugenden Verwandten. So sind etwa Hummeln auch während Tagesrandzeiten und Kälteperioden aktiv, in denen Honigbienen ihre Nester nicht verlassen. Außerdem gibt es Pflanzenarten (z. B. Tomaten oder Luzerne), die – durch den Körperbau der Honigbiene bedingt – gar nicht von dieser bestäubt werden können.

Der Verlust der Artenvielfalt wäre auch hier äußerst fatal und hätte gravierende Konsequenzen für Menschen und Wirtschaft. Entsprechend wichtig sind Bienen und andere bestäubende Insekten für die Balance des Ökosystems. Würden in Österreich die komplette Bestäubungsleistungen durch sie ausfallen, wären insbesondere der Obst- und Gemüseanbau, aber auch großflächig angebaute Ackerkulturpflanzen wie Raps, Sonnenblumen oder Ackerbohnen betroffen. Die Erträge würden dramatisch zurückgehen.

Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, hat der Naturschutzbund den Weltbienentag kurzerhand zum Wildbienentag erkoren und macht mit Hilfe eines Expert:innengremiums auf die Schlüsselrolle der Wildbienen im Ökosystem aufmerksam. Einen ganzen Tag lang gibt es umfassende Informationen über diese höchst interessanten Insekten. Erfahren Sie am 20. Mai, wie vielfältig unsere Wildbienenwelt ist, warum die faszinierenden Tiere so wichtig sind, was sie zum (Über-) Leben brauchen und wie man ihnen helfen kann. Auf dem Programm stehen u. a. Wildbienenführungen im „Garten der Vielfalt“, Kurzvorträge und Crashkurse im „Bienen erkennen“.

Das Programm des Wildbienentags gibt es hier: https://www.bioforschung.at/events/wildbienentag-2022/

BMK-Bienen

Auch am Dach des Klimaschutzministeriums (BMK) haben Bienen ein Zuhause gefunden. Zwei Imkerinnen kümmern sich seit zwei Jahren um die Bienenstöcke. Sie konnten nun berichten, dass unsere Bienen am Dach im Sommer 2021 sehr fleißig waren und guten Blütenhonig eingetragen haben. Nach dem Schleudern haben wir gleich gekostet und ein Glas Honig zur Untersuchung in das Labor der Steirischen Imkerschule geschickt. Dort wurde der Honig vom Dach als „Blütenhonig mit Lindenhonig“ eingestuft und – aufgrund seiner optimalen Laborwerte hat bekamen wir für diesen Honig das österreichische Honig-Gütesiegel verliehen.

Alle Honige mit diesem Qualitätszertifikat werden dann von einer Jury verkostet und geschmacklich bewertet: Der BMK-Blütenhonig wurde mit Gold ausgezeichnet!

Die Bienen haben nach Einschätzung der Imkerinnen gut überwintert und sind stark in das neue Jahr gestartet. Die ersten Honigwaben sind laut ihrer Auskunft schon wieder gefüllt. Sie haben zudem den Eindruck, dass es den Bienen am Dach des Ministeriums sehr gut geht und sie genügend nektar-liefernde Pflanzen in der Umgebung finden. Beste Voraussetzungen den Bienen-Standort in der Radetzkystraße zu erweitern und neue Bienenstöcke dort aufzustellen.

»Intakte Natur ist unsere Lebensgrundlage« – Woche der Artenvielfalt startet