Kategorie Klima- & Umweltschutz - 23. Februar 2021

Zum Reinlegen: ÖBB & Siemens präsentieren neue Nightjet-Garnituren

Trotz aller aktuellen Beschränkungen im Reiseverkehr – dieser Anblick lässt uns träumen und hoffnungsvoll in die Ferne schweifen: Heute präsentierten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) und Siemens Mobility im Beisein von Klimaschutzministerin Leonore Gewessler im Siemens-Werk in Wien-Simmering die neuen Nachtzuggarnituren.

 

Gedulden muss sich alle Nachtzugreisenden zumindest bis Ende 2022, wenn die Nightjets der nächsten Generation durch Europa rollen sollen – zunächst auf Verbindungen zwischen Österreich, Deutschland und Italien. Die ersten 13 Garnituren wurden aus einer Rahmenvereinbarung mit Siemens von den ÖBB abgerufen, weitere 20 sollen folgen.

Gewessler betonte bei der Präsentation die Bedeutung umweltfreundlicher Mobilität für den Klimaschutz. „Der neue Nightjet macht Hoffnung auf eine Zeit nach Corona, wo man wieder reisen kann“, sagte die Klimaschutzministerin, die selbst regelmäßig per Bahn auch Europadestinationen zurücklegt.

„Bei der Produktion von Zügen – noch dazu mit so schönen Sternen drauf – da geht mir das Herz auf. Vor allem auch, weil die Wertschöpfung in Österreich geschieht“, sagte ÖBB-Chef Andreas Matthä vor coronabedingt einer handvoll geladener Gästen.

Bereits im vergangenen Jahr wurde im Zuge der AUA-Rettung beschlossen, den Ausbau der Nachtzüge deutlich voranzutreiben und in den kommenden Jahren 500 Millionen Euro in die Nachtzugflotte zu investieren, auch um die Vorreiterrolle der Bundesbahnen bei Nachtzügen in Europa weiter ausbauen.

Neue Garnituren für Neue Linien im Nachtzugnetz

Der Nachtzug ist ein Segment, von dem sich die ÖBB auch nach der Coronakrise eine starke Entwicklung erhoffen. Vor Ausbruch der Pandemie hatten die ÖBB zum bestehenden Netz ihrer Nightjets mit der Übernahme und Einführung mehrerer neuer Nachtzugverbindungen ein weltweit vielbeachtetes Kapitel aufgeschlagen und damit eine völlige Umkehrung des absurden Trends der meisten europäischen Bahnbetreiber, Nachtzüge aus dem Verkehr zu ziehen, ins Gegenteil verkehrt.

Europa soll via Schiene nun sogar noch enger zusammenwachsen und in diesem Sektor weitere Meilensteineauf dem Weg zur Erreichung der EU-Klimaziele setzen. Die bereits erfolgreichen Kooperationen zwischen den vier Bahnunternehmen Deutsche Bahn (DB), den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), der französische SNCF und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) sollen sukkseszive ausgebaut werden.

Ab Dezember 2021 wird es besipielsweise einen Nachtzug von Wien über München und Straßburg nach Paris geben. Die neue Strecke ist Teil neuer Nachtzugverbindungen, die bis Dezember 2024 starten und 13 europäische Großstädte untereinander verbinden sollen. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichneten die Bahnchefs von ÖBB, Deutscher, Schweizer und französischer Bahn im Dezember 2020 als Auftakt zum „europäischen Jahr der Schiene“ 2021.

Die Nightjet-Züge der neuen Generation werden dank eigens in Graz entwickelter Leichtbau-Drehgestelle leiser fahren und weniger Verschleiß produzieren, wie Siemens Mobility-CEO Michael Peter gegenüber der APA erläutert. Das kostenfreie WLAN war bisher im Fernverkehr nur in den Railjets im Einsatz und wird nun auch im Nachtzugverkehr realisiert. Barrierefreier Zugang für Rollstuhlfahrer wird durch einen Niederflureinstieg in einem Waggon ermöglicht, in dem sich ein barrierefreies Liegewagenabteil sowie ein dazugehöriges WC befinden. Mit ihrer Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h gehören sie außerdem zu den bisher schnellsten Nachtzügen.

Der internationale ÖBB-Nightjet-Verkehr ist derzeit aufgrund der coronabedingten Reisebeschränkungen fast zur Gänze ausgesetzt. Trotzdem ist der Siemens-Manager optimistisch für die Zukunft der Nachtzüge: Es gebe eine „Renaissance“ der Städteverbindungen, und der Nightjet mit seinen kleinen „Wohlfühloasen“ treffe den Nerv der Zeit. Der deutsche Manager betonte zudem, dass die Corona-Pandemie nichts an der Bedeutung des Klimaschutzes in der Mobilität geändert habe: „Klimaschutz bleibt die Top-Priorität.“ Ziel sei das CO2-neutrale Reisen. Der Bahnverkehr werde nach der Pandemie schnell wieder zurückkehren, denn „die Menschen möchten reisen“, ist er überzeugt.

Gemeinsam für Europa: Neue Linien im Nachtzugnetz geplant