Kategorie Klima- & Umweltschutz - 20. August 2020

8.687 Tonnen Müll auf Österreichs Autobahnen im Jahr 2019

Tausende Tonnen Müll fallen jährlich auf den 56 ASFINAG-Rastplätzen und 87 Raststationen entlang der Autobahnen und Schnellstraßen an. Für 2019 waren es in Summe ganze 8.687 Tonnen. Zwar bedeute dies im Vergleich zu 2018, wo 8.773 Tonnen zusammenkamen, einen leichten Rückgang, „dennoch machen die Tonnen an Müll deutlich, dass Maßnahmen zur Müllreduktion dringend nötig sind“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

 

„Im Kampf gegen Müll und Littering besteht dringender Handlungsbedarf“, fordert auch ASFINAG-Vorstand Hartwig Hufnagel aufgrund dieser Zahlen. Die ASFINAG versucht seit vielen Jahren, das Bewusstsein für das Thema Vermüllung zu erhöhen. „Daher haben wir die Aktion ‚Ich bin eine Autobahn – kein Mistkübel‘ ins Leben gerufen.“ Leider lande immer mehr Müll nicht in den dafür vorgesehenen Containern und Mistkübeln, sondern direkt auf der Strecke und den Rastplätzen. Rund ein Viertel des Jahresmülls muss dann mit großem Aufwand händisch aufgesammelt werden, ein Großteil davon sind Plastikflaschen, die leicht zu Geschossen werden und damit auch ein erhebliches Risiko für die Verkehrssicherheit darstellen, machte die ASFINAG aufmerksam.

© ASFINAG

Abfall und Müll seien aber auch ein großes Problem für die Umwelt, so Gewessler. „Dabei wird nicht nur die Natur verdreckt, sondern esw werden auch Tiere und Menschen gefährdet. Wir müssen das Problem des steigenden Plastikmülls möglichst rasch lösen.“ Nicht zuletzt deswegen erarbeitet das Klimaschutzministerium (BMK) derzeit mögliche Wege und konkrete Details eines Einwegpfandsystems für Österreich.

Eine Novelle des Abfallwirtschaftsgesetzes soll im BMK noch dieses Jahr finalisiert und dem Nationalrat vorgelegt werden. Klimaschutzministerin Gewessler erarbeitet parallel mit Vertretenden der Beteiligten Wirtschaftskreise, wie etwa Entsorger, Getränkehersteller und Handel, an Lösungen um das Müllproblem, sogenanntes Littering, in der Natur zu bewältigen. Das ist einerseits für unsere Umwelt und Natur wichtig, andererseits müssen wir auch EU-Ziele erreichen: Bis 2029 sollen zumindest 90 Prozent der Getränkeflaschen aus Kunststoff getrennt gesammelt und recycelt werden (EU Single-Use-Plastics-Richtlinie).

Welche Folgen hat Littering? 1. Ökologische Folgen: Neben einem beeinträchtigten Landschaftsbild wird in erster Linie die Umwelt durch gelitterte Abfälle belastet und auch gefährdet. Der Müll wird so auch einer Wiederververwertung entzogen und belastet damit das ökologische Gleichgewicht. 2. Ökonomische Folgen: Das Einsammeln und Entsorgen von Abfällen kostet schlicht sehr viel Geld. Auch die Tourismusbranche lebt von einer sauberen, abfallfreien Landschaft. 3. Soziale Folgen: Littering ist als Verhalten oft von der Sozialstruktur, aber auch von der Qualität der zur Verfügung stehenden Infrastruktur abhängig. In sozial schlechter gestellten Orts- und Stadtteilen wird mehr gelittert als in anderen. Zudem zieht Müll weiteren Müll an (broken windows theory). Die Hemmschwelle zu littern, aber auch die Wertschätzung gegenüber der Wohnumgebung sinken.

Der meiste Müll fiel 2019 mit 1.866 Tonnen in Niederösterreich an, die Entfernung kostete 2,9 Millionen Euro. In der Steiermark waren es 1.342 Tonnen, in Salzburg 1.338 Tonnen und in Tirol 1.332 Tonnen. In Oberösterreich wurden 1.299 Tonnen Müll beseitigt, in Kärnten waren es 768 Tonnen, im Burgenland 420, in Vorarlberg 276 und in Wien 46 Tonnen Abfall.

Insgesamt 2.233 Kilometer umfasst das Streckennetz der ASFINAG, seit Jahren steigt das Müllaufkommen. Fielen 2016 noch rund 7.300 Tonnen Müll an, waren es 2018 bereits mehr als 8.700 Tonnen. 2019 sind es mit 8.687 Tonnen knapp ein Prozent weniger als 2018. Auch die Kosten für die Müllentsorgung sind entsprechend gewachsen – und zwar von rund zehn Millionen Euro im Jahr 2016 auf mittlerweile 13 Millionen Euro im Vorjahr.

Diese Steigerungen sind jedoch nur zum Teil auf das in den vergangenen Jahren gestiegene Verkehrsaufkommen zurückzuführen, betonte die ASFINAG. Vermehrt kommt es zu illegalen Müllablagerungen im großen Stil. Autoreifen, Bauschutt sowie Kühlschränke und ganze Wohnungseinrichtungen werden auf Park- und Rastplätzen entlang der hochrangigen Straßen unerlaubt abgeladen. Die Entfernung und Entsorgung dieser Müllberge ist nur unter großem Aufwand – sowohl finanziellem als auch personellem – möglich.

Das Einsammeln des Mülls und die fachgerechte Entsorgung verursachen hohe Kosten für den Autobahnbetreiber. Ein weiterer Grund, warum die Kosten jährlich steigen: das „Phänomen“ Mülltourismus. Hausmüll, alte Autoreifen und Bauschutt landen vermehrt illegal auf den Rast- und Parkplätzen und müssen unter hohem Aufwand entfernt werden. 

Hintergrund: Littering in Österreich

Das achtlose Wegwerfen von Abfällen in der Umwelt ist ein globales Problem. Aber auch Österreich hat ein großes Problem mit Littering, ein Phänomen, welches allgemeinhin das Wegwerfen oder Liegenlassen von Abfällen – wie etwa Getränkedosen, PET-Flaschen, Take-away-Verpackungen, Zeitungen oder Zigarettenstummel – an öffentlichen Plätzen und in der Natur bezeichnet.

Obwohl Österreich zu den saubersten Ländern der Welt zählt, über ein gut funktionierendes Abfallmanagement und Entsorgungsangebot verfügt und das Umweltbewusstsein der Bevölkerung relativ stark ausgeprägt ist, werden hierzulande Abfälle in rauen Mengen weggeworfen, ohne die dafür vorgesehenen Entsorgungsmöglichkeiten zu nutzen.

Das Umweltbundesamt hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums erstmals für ganz Österreich die Sammelmenge gelitterter Abfälle für das Jahr 2018 sowie Daten zur Zusammensetzung und Behandlung erhoben.

Weiterlesen

4.500 Tonnen Müll werden an öffentlichen Plätzen & in der Natur achtlos weggeworfen