Kategorie Innovation & Technologie - 13. September 2019
Wiener KI-Forscher helfen Blinden beim LEGO-Bauen
Das Österreichische Forschungsinstitut für Artifical Intelligence (OFAI) aus Wien möchte sehbehinderten Menschen die Welt von Lego näherbringen
Für blinde Menschen sind die grafischen Anleitungen zum Zusammensetzen von Lego-Bausätzen nicht zu lesen. Im Rahmen eines rund einjährigen Projekts haben Wissenschafter des Österreichischen Forschungsinstituts für Artificial Intelligence (OFAI) zusammen mit der Firma LEGO nun vier Anleitungen in sprachliche Anweisungen übertragen. Für vier Bausätze sind sie seit Kurzem frei abrufbar.
Ausgangspunkt für das Vorhaben war die Initiative des von Geburt an blinden US-Amerikaners Matthew Shifrin, der in Zusammenarbeit mit einer Freundin seiner Familie begann, Anleitungen für Bausätze in Brailleschrift zu übertragen. So wurde es ihm möglich, auch große Modelle, wie etwa jenes der Londoner Towerbridge selbst zu bauen. Über seine Website machte er diese zugänglich, was auf große Resonanz und Nachfrage stieß.
Das weckte auch Interesse seitens des Creative Play Labs der Firma Lego, welches das Vorhaben zusammen mit dem OFAI umsetzte. Die neu entwickelte Software ist nun in der Lage, die grafischen Daten in den Anleitungen in exakte sprachliche Beschreibungen zu übersetzen, teilte das Wiener Forschungsinstituts. Neben englischen Audioinstruktionen, die etwa über den Screenreader im Smartphone ausgelesen werden können, sind sie auch mittels Brailleschrift-Anzeigezeile abrufbar.
Um die Steine mit den jeweils richtigen Farben an die dafür vorgesehenen Stellen zu setzen, müssen diese zuerst von Sehenden farblich geordnet werden. Neben den automatisch erstellten schrittweisen Anweisungen werden zu den ersten vier auf diese Weise verfügbaren Bausätzen auch umfassende Beschreibungen der entstehenden Objekte und ihrer Einzelkomponenten geliefert. Damit erhalten die blinden und sehbehinderten Menschen einen umfassenderen Eindruck in ihr Projekt. Langfristig sollen solche Instruktionen für mehrere Sets zugänglich gemacht werden, heißt es.
Dass Lego Steine generell auch als Basis der Blindenschrift nach Louis Braille prädestiniert sind, liegt quasi auf der Hand. Sechs Punkte, angeordnet in zwei senkrechten Reihen mit je drei Punkten, sind das Grundmuster der Blindenschrift. Dazu hat LEGO heuer dieses variable Punktemuster gemeinsam mit verschiedenen Blindenverbänden auf LEGO Steine übertragen. Ziel ist es, das Erlernen der weltweit anerkannten Brailleschrift mithilfe der Bausteine weiter zu fördern.
Nach Abschluss der aktuellen Prototypen-Testphase plant die LEGO Gruppe die LEGO Braille Sets ab 2020 über ausgewählte Organisationen blinden und sehbehinderten Kindern gratis zur Verfügung zu stellen. Ein LEGO Braille Set soll dann etwa 250 verschiedene Braille Steine enthalten, auf deren Oberfläche sich jeweils die leicht zu ertastenden Punktemuster einzelner Buchstaben, Zahlen oder Symbole befinden. Um auch Familienmitglieder, Lehrer und andere Kinder ohne Sehbehinderung zu berücksichtigen und ein gemeinsames Spiel- und Lernerlebnis zu ermöglichen, werden die LEGO Braille Steine zudem mit Buchstaben oder Symbolen bedruckt.
apa/red
Service: www.legoaudioinstructions.com