Kategorie Innovation & Technologie - 2. August 2021

Prävention: Mit RAINMAN gegen Hochwasser & Sturzfluten

Auch zwei Wochen nach den schweren Überflutungen sind in Hallein noch immer nicht alle Spuren restlos beseitigt. Schlamm und Dreck sind allgegenwärtig, die Trocknungsgeräte laufen auf Hochtouren. Sachverständige und Handwerker geben sich die Klinken in die Hand, denn die Schäden nach der verheerenden Flut sind groß. Etwa 300 Wohnungen, Häuser und Geschäfte müssen saniert werden.

Aufräumarbeiten nach der Flut in Hallein. © APA/BARBARA GINDL

Starkregen und Überschwemmungen haben in den vergangenen Wochen nicht nur in Europa für Tote und enorme Schäden gesorgt. Wetterereignisse wie diese sind kamen zwar auch in der Vergangenheit vor, künftig aber werden sie häufiger werden, wie Klimaforscher bereits mehrfach gewarnt haben. Nun hat ein internationales Forscherteam in einer Studie frühere Arbeiten mit aktuellen Daten untermauert: Ungefähr zwei Dritteln des Festlandes stehe ein nasseres und zugleich unsteteres Klima bevor, wie die Wissenschafter im Fachjournal „Science Advances“ berichten.

Der Anstieg von extremen Niederschlagsereignissen stelle eine zusätzliche Bedrohung für die Infrastruktur und für die Gesellschaft allgemein dar. Die Erderwärmung mache das Klima vor allem unausgeglichener – „extremer sowohl in den nassen als auch in den trockenen Zuständen“, schreiben die Autoren um Wenxia Zhang von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking.

Heftige Niederschläge treffen Städte, Dörfer und ganze Landstriche immer öfter mit sehr kurzer Vorwarnzeit. Auch Orte, die nicht in der Nähe von Gewässern liegen, sind von nachfolgenden Überflutungen betroffen. Schätzungen gehen davon aus, dass der mittlere jährliche Gesamtschaden aus lokalen Starkregenereignissen in einer ähnlichen Größenordnung liegt wie der Schaden aus den Hochwasser-Jahrhundertereignissen an großen Flüssen.

Im Projekt Rainman entwickelte das Umweltbundesamt in den letzten drei Jahren gemeinsam mit neun Partnern aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Tschechien, Polen und Kroatien Hilfsmittel für das Risikomanagement derartiger Ereignisse. Diese werden zu einer Toolbox zusammengestellt, mit der die Risiken beurteilt, kartografisch dargestellt und verringert werden können.

Die gewonnenen Hilfsmittel sollen auch auf andere Regionen übertragbar sein und bei der Ausweisung von Starkregen-Risikogebieten und der Erstellung von Hochwasserrisikokarten helfen. Zudem werden in ausgewählten Modellregionen Prognose- und Frühwarnsysteme installiert, durch die Bürger:innen rechtzeitig gewarnt und Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Infrastruktur ergriffen werden können.

Damit sich Anrainer:innen, Gemeinden und Regionen besser vorbereiten und Schäden vermeiden können, stehen in der neuen Rainman Toolbox vielfältige Informationen und praktische Werkzeuge zur Verfügung. Broschüren, Kartenmaterial und Checklisten helfen herauszufinden, ob das eigene Zuhause gefährdet ist. Anleitungen und nützliche Tipps unterstützen dabei, einen persönlichen Notfallplan zu erstellen, um sich und andere zu schützen und in der Situation richtig zu reagieren.

Das Informationsangebot auf der Website https://rainman-toolbox.eu/de ist insbesondere auf Gemeinden zugeschnitten: Gemeinden, die wissen wollen, wo sich im Fall von Starkregen Wasser sammelt und wo es auf seinem Weg zum nächsten Fluss oder See Menschen, Infrastruktur und Eigentum schädigen kann, finden in der Toolbox Werkzeuge zur Risikobewertung und Kartierung. Auch über Maßnahmen zur Risikominderung können sich Gemeinden online informieren. Die Möglichkeiten reichen dabei von lokalen Maßnahmen der Flächennutzungsplanung, über natürliche oder technische Maßnahmen zum Rückhalt oder der sicheren Ableitung des Wassers, bis hin zur Berücksichtigung im Katastrophenschutz und Frühwarnung. Damit die Maßnahmen auch bei den Einwohner:innen ankommen, werden Do’s & Don’ts der Risikokommunikation präsentiert.

Werden die Gefahren von Starkregenereignissen schon in die Planung eines Hauses oder in kommunale Maßnahmen zum Hochwasserschutz einbezogen, können Bürger:innen und Kommunen Schäden deutlich reduzieren. In der Toolbox stehen insbesondere Werkzeuge zur Verfügung, um die Eigenvorsorge der Bürger:innen zu stärken und das Risikomanagement von Gemeinden zu verbessern. Einige Hilfsmittel richten sich auch an regionale Behörden, die auf der Suche nach geeigneten Bewertungsmethoden, Darstellungsmethoden, Maßnahmen und Beispielen sind und regional Informationen und Hilfestellungen bieten wollen.

apa / red

Das Projekt RAINMAN wurde vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie in Deutschland geleitet und durch das Interreg CENTRAL EUROPE Programm gefördert. In Österreich beteiligten sich neben dem Umweltbundesamt auch der Bund sowie die Ämter der Landesregierungen von Oberösterreich und der Steiermark am Projekt.

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