Kategorie Innovation & Technologie - 16. Februar 2022

»Constructive Alps«: 31 Nominierungen bilden heuer die Spitze des alpinen Architekturwettbewerbs zum klimabewussten Bauen

Der internationale Architekturwettbewerb »Constructive Alps« geht in die 6. Runde – Aus 237 Einreichungen hat die Jury 31 Projekte ausgewählt, die klimabewusstes Renovieren und Bauen in den Alpen besonders vorbildlich umsetzen, neun davon aus Österreich

Schmelzende Gletscher, schwindende Schneesicherheit, die Verschiebung der Klimazonen sind nur ein paar Beispiele für die Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpen. Mit den entsprechenden ökologischen und auch ökonomischen Folgen sind selbst monumentale Hochgebirge und die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Gegenden nicht vor der Klimakrise gefeit.

Einer von neun Beiträgen aus Österreich: Die sanierte & erweiterte Gruttenhütte im Kaisergebirge, © Henning Koepke

Der Frage, wie sich im fragilen Geflecht der Alpen heutzutage noch nachhaltig gebaut werden kann, geht der Constructive Alps Award nach, heuer bereits zum sechsten Mal. 2009 haben die Staaten der Alpenkonvention – Slowenien, Österreich, Deutschland, Liechtenstein, Schweiz, Italien, Monaco und Frankreich – beschlossen, die Alpen zu einer Modellregion des Klimaschutzes zu entwickeln. Der mit 50.000 Euro dotierte „Internationale Preis für nachhaltiges Sanieren und Bauen in den Alpen“ versteht sich dabei als Beitrag zu diesem Klimaplan. Er prämiert Sanierungen und Neubauten in den Alpen, die sowohl ökologisch und wirtschaftlich als auch in gesellschaftlicher und ästhetischer Hinsicht überzeugen. Die klimafreundlichen Gebäude gehören somit zum Kernanliegen der Alpenkonvention für die Umsetzung des ambitionierten Klimaplans.

Die neu zusammengesetzte, achtköpfige Wettbewerbsjury hat aus 237 Bauten 31 Projekte in die engere Auswahl aufgenommen: Dazu gehören Wohnhäuser, Gewerbebauten, Berghütten, eine Kapelle, Schulen und Infrastrukturen, welche die Anforderungen an klimafreundliches Bauen besonders gut umsetzen. 15 Sanierungen, drei Ersatzneubauten sowie 13 neue Gebäude gehören zur Auswahl für die zweite Runde. Gleich neun Beiträge kommen aus Österreich.

Wohnsiedlung Maierhof in Bludenz, © Hertha Hurnaus

Diese reichen von der Sanierung (Ernas Haus am Winderhof, Studentenwohnungen, Dornbirn) und Revitalisierung  von Mehrfamilienhäusern (Kasperhof, Patsch) über den Bau einer Wohnsiedlung (Maierhof, Bludenz) bis zur Erweiterung und Sanierung eines Kindergartens in Wals-Grünau. Auch in der Kategorie Bauen am Berg mit der Sanierung zweier Hütten (Gruttenhütte im Kaisergebirge, Elmau sowie Generalsanierung der Falkenhütte, Hinterriß) sowie beim Neubau eines landwirtschaftlichen Gebäudes (Hühnerstall von VinziRast am Land, Alland) ist Österreich bei den nominierten Projekten vertreten.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler freut sich, dass die nominierten Projekte zum Klimaschutz aber auch zu Investitionen und zur regionalen Wertschöpfung beitragen und dadurch wichtige Impulse für die Zukunft geben: „Klimabewusstes Bauen und Sanieren sorgt für mehr Lebensqualität im Wohnraum und ist gut für unser Klima. Und wir können damit unsere Wirtschaft stärken, die Jobs schafft und für regionale Wertschöpfung sorgt.“

Glücklich äusserte sich auch Jurypräsident Köbi Gantenbein: „Dieses Jahr waren alle Alpenländer gut vertreten und es finden sich viele hochwertige Sanierungen in den Nominierungen. Dies ist für mich ein Zeichen, dass es mit dem klimabewussten alpinen Bauen vorwärtsgeht.“

Die Jury wird die nominierten Gebäude vor Ort besichtigen und mit Bauherrschaften, Architekturbüros sowie Nutzerinnen und Nutzern Gespräche führen. Relevant für das abschliessende Juryurteil ist neben der Klimaverträglichkeit der Bauten auch deren Beitrag für eine zukunftsweisende Entwicklung des Alpenraums.

Die Jury verleiht die Preise an die Siegesprojekte voraussichtlich anlässlich des nächsten Treffens der für die Alpenkonvention zuständigen Ministerinnen und Minister im September in Brig. Gleichzeitig startet eine Wanderausstellung zu den nominierten Bauten, welche die besten Ideen zum nachhaltigen Bauen und Sanieren in den ganzen Alpenraum und darüber hinaus tragen wird.

#alpineclimate2050: Gemeinsam gegen den Klimawandel in den Alpen

Geschichte der Alpenkonvention (Alpine Convention): Die UmweltministerInnen der Alpenstaaten beschlossen bei ihrer ersten Konferenz von 9. bis 11. Oktober 1989 ein Abkommen zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Alpen auszuarbeiten. Das Übereinkommen zum Schutz der Alpen, „Die Alpenkonvention“, wurde am 7. November 1991 in Salzburg von Österreich, Frankreich, Deutschland, Italien, Liechtenstein und der Schweiz sowie von der Europäischen Union unterzeichnet. Slowenien unterzeichnete die Konvention am 29. März 1993 und das Fürstentum Monaco trat dem Übereinkommen auf Grund eines Ad-hoc-Protokolls bei. Die Konvention trat am 6. März 1995 in Kraft und diente beispielsweise als Vorbild für die inzwischen gegründete Karpatenkonvention. Heute blicken verschiedene andere Gebiete (Kaukasus, Zentralasien, Anden) mit Interesse auf die Alpenkonvention und ihre Erfahrungen.