Kategorie Energie - 29. August 2022

IAEA-Mission startet am Kernkraftwerk Saporischschja

Update 06. September 2022

Die Lage rund um das ukrainische Atomkraftwerk Saporischschja sorgt weiter für große Unsicherheit. Die Internationale Atomenergiebehörde IAEA forderte auch wegen eines erneuten Artilleriebeschuss des KKW am Dienstag schnelle Maßnahmen, um einen möglichen nuklearen Unfall zu verhindern. Moskau und Kiew beschuldigen sich gegenseitig, für den Beschuss verantwortlich zu sein.

Die Internationale Atomenergiebehörde äußert in ihrem Bericht nach der Inspektion des Kernkraftwerks große die Sorge vor einem drohenden nuklearen Unfall und hält eine Sicherheitszone rund um das KKW für notwendig. Erforderlich seien sofortige Maßnahmen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der UNO-Behörde, der die Erkenntnisse des Besuchs von Expert:innen in Europas größtem KKW vergangene Woche zusammenfasst.

Die IAEA stehe bereit, um umgehend eine solche Zone einzurichten. Die Situation an dem Kraftwerk sei sehr besorgniserregend. Es seien bei der Untersuchung auch Schäden nahe der insgesamt sechs Reaktoren sowie der Lagerstätten von nuklearem Abfall festgestellt worden, heißt es weiter. Es seien zwar bereits einige Arbeiten ausgeführt worden, um die Schäden zu beheben, diese seien aber noch nicht abgeschlossen.

Die IAEA-Inspektoren hätten bei ihrem Besuch in dem KKW die Präsenz russischen Militärpersonals sowie Fahrzeuge und Ausrüstung der Streitkräfte festgestellt. Die von russischen Soldaten überwachten ukrainischen Techniker des Kraftwerks seien großem Stress ausgesetzt, der zu menschlichem Versagen führen könne.

 


 

29. August 2022

Noch diese Woche sollen 14 Expertinnen und Experten der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEA) in die Ukraine reisen. Ziel der Mission ist es, die Sicherheit des Kernkraftwerks Saporischschja zu prüfen. „Ich bin stolz darauf, diese Mission zu leiten, die im Laufe dieser Woche im Kernkraftwerk sein wird”, twitterte IAEA-Chef Rafael Grossi am Montag in der Früh.

Heute noch soll die IAEA-Mission (ISAMZ) zur Überprüfung der Schäden an der Anlage und der Sicherheit des KKW Saporischschja starten und im Laufe dieser Woche vor Ort ihre Arbeit beginnen. © apa

Grund für die IAEA-Mission sind Kampfhandlungen rund um das Kernkraftwerk (KKW) und die damit verbundene besorgniserregende Sicherheitslage. Es kam wiederholt zu Beschüssen der Anlage und Ausfällen der externen Stromversorgung aus dem ukrainischen Stromnetz. Seit Monaten ist eine Entsendung von Expertinnen und Experten der IAEA ins KKW Saporischschja im Gespräch. Bisher scheiterte das Vorhaben aber unter anderem an fehlenden Sicherheitsgarantien und Uneinigkeit über die Modalitäten des Besuchs. Nun kann die Mission beginnen. „Wir müssen die Sicherheit der größten Nuklearanlage der Ukraine und Europas schützen”, so Grossi via Twitter.

Saporischschja ist das größte Kernkraftwerk Europas und befindet sich im Süden der Ukraine. Es ist 1.300 km von der österreichischen Staatsgrenze entfernt. Anfang März griffen die Kampfhandlungen auf das Gelände des KKW Saporischschja über. Dabei wurde das KKW von russischen Streitkräften beschossen, woraufhin ein Brand am Gelände ausbrach. Damals kam es zu keinen Schäden an sicherheitsrelevanten Systemen des KKW und es wurden keine radioaktiven Stoffe in die Umwelt freigesetzt. Seitdem steht das KKW unter russischer Kontrolle, wird jedoch weiterhin von ukrainischem Personal betrieben.

Saporischschja wiederholt unter Beschuss

Seither kommt es immer wieder zu Beschüssen des KKW, an denen sich die Ukraine und Russland gegenseitig die Schuld geben. Im Zuge der Beschüsse brachen Brände am Gelände aus und einzelne Gebäude wurden beschädigt. Die Reaktorblöcke selbst blieben aber bisher unbeschädigt.

In der vergangenen Woche spitzte sich die Lage um das KKW Saporischschja zu, als es durch Beschuss zu einem totalen Ausfall der externen Stromversorgung aus dem ukrainischen Stromnetz kam. Durch den Ausfall der Stromleitung mussten die beiden letzten in Betrieb befindlichen Reaktorblöcke 5 und 6 abgeschaltet werden. Die Stromversorgung der Anlage wurde kurzzeitig nur durch Notstromdieselgeneratoren und eine externe Backup-Stromleitung zu einem thermischen Kraftwerk gesichert. Am 26. August konnte die externe Stromversorgung über eine Leitung wiederhergestellt und die Reaktorblöcke 5 und 6 wieder in Betrieb genommen werden.

Im Rahmen der IAEA-Mission sollen die Expertinnen und Experten die Schäden und Sicherheitssysteme im KKW Saporischschja untersuchen. „Der Tag ist gekommen, die Unterstützungs- und Hilfsmission nach Saporischschja ist jetzt auf dem Weg“, twitterte Grossi.

Die Abteilung Strahlenschutz im Klimaschutzministerium ist zuständig für den Schutz der österreichischen Bevölkerung vor Auswirkungen von nuklearen Zwischenfällen. Dazu überwacht das Ministerium rund um die Uhr alle relevanten Strahlungsmesswerte, Meldungen zu nuklearen Zwischenfällen und ist in ständiger Abstimmung mit den Behörden unserer Nachbarländer, der EU und der Internationalen Atomenergieorganisation. Im Zusammenhang mit der russischen Invasion in der Ukraine hat die Abteilung Strahlenschutz ihre Arbeit natürlich verstärkt. Die Expertinnen und Experten überwachen die radiologische Lage in der Ukraine genau und tauschen sich mit allen Partner:innen aus.

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