Kategorie Klima- & Umweltschutz - 9. August 2022

Nachhaltiges Wirtschaften: Anna Leitner ist FEMtech-Expertin des Monats

Anna Leitner ist unsere FEMtech-Expertin des Monats August. Sie arbeitet seit diesem Frühjahr als Ressourcen-Campaignerin bei GLOBAL 2000.

„Als Expertin und Campaignerin zeige ich Lösungen und Alternativen zum derzeitigen ressourcenintensiven Produktions- und Konsumsystem auf“, so Leitner über ihre Arbeit bei GLOBAL 2000. Die unabhängige und gemeinnützige österreichische Umweltschutzorganisation mit Sitz in Wien setzt sich bereits seit 1982 für eine intakte Umwelt und eine zukunftsfähige Gesellschaft ein. Leitner ist dort seit Februar 2022 an Bord und hat ihren Fokus auf das nachhaltige Wirtschaften gelegt.

 

„Ein großer Teil meiner Arbeit umfasst Kommunikation – in den verschiedensten Kanälen und Formen.“ So entwickelt Leitner beispielsweise Kampagnen rund um die Themen Plastikmüll-Reduktion und Mehrweg-Verpackungen. Aktuell beschäftigt sie sich aber vor allem mit Lieferkettengesetzen auf nationaler und europäischer Ebene, die Unternehmen dazu verpflichten sollen, Sorgfaltsprüfungen ihrer Lieferketten durchzuführen.

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

So initiiert Leitner einerseits Kampagnen, um die Bevölkerung zu mobilisieren, andererseits erarbeitet sie auf fachlicher Ebene Vorschläge, wie Verantwortliche in der Politik bestmöglich natürliche Ressourcen schützen und Umweltgerechtigkeit weltweit unterstützen können. „Fachliche Expertise ist bei uns unerlässlich, schließlich setzen die Bevölkerung und auch Politiker:innen viel Vertrauen in die unabhängige Meinung von uns als Umweltorganisation“, so Leitner.

Leitners frühes Interesse an Umwelt und Gerechtigkeit wurde mit ihrem Studium des Umwelt- und Bioressourcenmanagement an der Universität für Bodenkultur (BOKU) Wien weiter gefördert und ihre Expertise auch über das Studium hinaus verfeinert: „In den letzten Jahren konnte ich sowohl im Studium als auch in der Privatwirtschaft und EU-Institutionen erleben, dass viele Menschen an den unterschiedlichsten Stellschrauben drehen, um ein gutes Leben für alle auf diesem Planeten zu ermöglichen.“

Doch brauche die Transformation aller Wirtschaftssysteme und Lebensbereiche interdisziplinäre Zusammenarbeit in nie da gewesenem Ausmaß. „An diesen Schnittstellen setze ich mich als Teil der organisierten Zivilgesellschaft für den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit ein“, so Leitner, die Wirtschaft und Politik als Verbündete sieht, mit denen sie auf vielen Ebenen, vom kleinsten Detail im Gesetzestext, über konkrete Lösungen für die Rohstoffwende, bis zum großen Narrativ in Medien und Gesellschaft, zusammenarbeitet.

Wordrap mit Anna Leitner

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Mit Holzschienen für den Zug und mit Puppen. Dank meiner großen Brüder gab es bei Spielsachen eine gute Abwechslung! Die frühkindliche Prägung hat jedenfalls funktioniert – ich liebe Zugfahren bis heute.
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Aus heutiger Sicht würde ich wieder Umwelt- und Bioressourcenmanagement bwz. Environmental Sciences studieren, weil ich nicht nur viel gelernt, sondern auch tolle Leute kennengelernt habe.
  • Mein Vorbild ist:
    Ich habe viele Vorbilder und es kommen ständig neue dazu – meine Vorbilder reichen von Frauen in meiner Familie wie meine Mama und meine Schwester, zu Politikerinnen wie Alexandria Ocasio-Cortez und Wissenschaftlerinnen wie Helga Kromp-Kolb oder Elisabeth Sawin bis hin zu Journalistinnen wie Melisa Erkurt. Generell Frauen, die mit Leidenschaft für die gute Sache eintreten und sich nicht verbiegen oder den Mund verbieten lassen.
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Einen Bullshit-Filter, mit dem fake news und Greenwashing leicht für alle enttarnt werden können. Das würde viel Zeit und Nerven sparen!
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    … werden Lösungen nicht mehr nur von und für eine kleine Minderheit kreiert. Beim Frauenanteil geht es aber erst los – wir müssen noch viel weiterdenken, damit Lösungen wirklich für alle Menschen gemacht werden.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    … sind wir schon viel weiter, aber noch lange nicht am Ziel. Ein ausbalanciertes Managementteam darf nicht ablenken von strukturellen Problemen wie Lohn-Intransparenz.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Das wichtigste an Innovation ist die Zieldefinition: soll eine Innovation den Unternehmensgewinn erhöhen, oder soll sie das Gemeinwohl stärken und Probleme der Gesellschaft lösen? Die Transformation zu einer gerechten Gesellschaft innerhalb der planetaren Grenzen braucht viel nachhaltige Innovation.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
  • Nur durch Forschungsförderung ist die Innovation fürs Gemeinwohl möglich und nur mit Forschung werden wir die großen Krisen bewältigen. Viele offene Fragen und ihre Beantwortung lassen sich nicht monetär bewerten, deshalb ist es so wichtig, dass wir als Gesellschaft die freie Grundlagenforschung finanzieren.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    Thinking in Systems von Donella Meadows. Ein Klassiker, der nie alt wird und immer wieder zum systemischen Denken anregt!
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.