Kategorie Energie - 27. Juni 2023

Gemeinsam durch die Energiekrise: So richten wir den Blick auf die Zeit danach

Ein Ausblick auf die Wintersaison 2023/2024 zeigt, dass sich die Ausgangslage deutlich verbessert hat, der Ausstieg aus russischem Gas aber dennoch entschlossen vorangetrieben werden muss.

„Können wir unsere Speicher ausreichend füllen?“, „Kommen wir gut durch den nächsten Winter?“, „Braucht es Energielenkung?“ und „Was passiert, wenn die russischen Gaslieferungen ganz ausfallen?“ – bei diesen Fragen sind so viele Variablen im Spiel, dass ein Patentrezept oder einzelner, großer Plan für den Fall einer Gasversorgungskrise klar zu kurz gegriffen scheint. Welche Maßnahmen es braucht, hängt stets von den aktuellen Umständen ab, zum Beispiel der Jahreszeit und der Temperatur, den aktuellen Mengen im Gasspeicher, der Verfügbarkeit von Gas oder Alternativen zu Gas am Markt, der Aussicht auf Gaslieferungen und vieles mehr. Die Situation muss durchgehend beobachtet und immer wieder neu eingeschätzt werden.

Bessere Ausgangslage

Die Energiepreis- und Gaskrise in Verbindung mit dem Krieg in der Ukraine haben einen Trend verstärkt, der sich schon länger abzeichnet. Viele Unternehmen kehrten Gas im vergangenen Jahr dauerhaft den Rücken, tausende Gasheizungen wurden gegen klimafreundliche Systeme ausgetauscht und Photovoltaik-Anlagen errichtet. Viele Menschen haben aus verschiedenen Motiven ihr Verhalten verändert und freiwillig Gas gespart.

Dank des Zusammenspiels aus überdurchschnittlich hohen Temperaturen, weiterhin ausreichenden Importen und der inländischen Gasproduktion kommt Österreich mit einem hohen Speicherstand aus dem vergangenen Winter. Dies erleichtert die Wiederbefüllung der Gasspeicher im Laufe des Sommers, um den Füllstand möglichst wieder auf ein ähnlich hohes Niveau zu bringen, wie letztes Jahr zum Start der Heizsaison.

Unsicherheitsfaktoren bleiben nach wie vor die Stabilität der Gaslieferungen aus Russland und die Höhe des Gasverbrauchs. Zweiteres hat Österreich zu einem gewissen Grad selbst in der Hand, weshalb der sparsame Umgang mit Energie im Allgemeinen und Gas im Speziellen nach wie vor wichtig ist. Damit die Abhängigkeit von russischem Erdgas rasch und wirksam reduziert werden kann, braucht es einen gemeinsamen Kraftakt von Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. Ein guter Schritt auf diesem Weg ist die rege Beteiligung der österreichischen Gasversorger an der gemeinsamen Gasbeschaffung der EU. Dort wurde ein Bedarf von 13 Terawattstunden nicht-russischem Erdgases durch österreichische Unternehmen gemeldet. Das entspricht über zehn Prozent des Jahresverbrauchs an Erdgas.

„Unsere Abhängigkeit von Russland ist gefährlich – weil wir uns auf die Lieferungen nicht verlassen können. Und sie ist falsch. Weil wir mit unseren Energierechnungen Putins Krieg finanzieren. Wir müssen raus aus russischem Gas. Dafür braucht es alle Beteiligten. Gerade die Energiewirtschaft hat hier eine Verantwortung. Genau darüber haben wir heute gesprochen“, sagt Bundesministerin Leonore Gewessler.

Positiver Trend, Energiekrise ist aber noch nicht vorüber

Die Liefer- und Abnahmestrukturen in der EU haben sich seit dem letzten Jahr stark gewandelt. Neue Verträge wurden geschlossen, neue Kapazitäten (vor allem für die Nutzung von LNG) aufgebaut. Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wurde noch immer nicht beendet. Damit bleibt auch das Risiko eines Totalausfalls der über ukrainisches Staatsgebiet laufenden Pipeline aufrecht. Durch den gemeinsamen europäischen Markt ist auch die Versorgungssituation in Nachbarländern relevant. Das BMK nimmt diese Situation nach wie vor ernst und analysiert laufend die Versorgungslage.

Umso wichtiger ist es, weiterhin sparsam mit Energie umzugehen und den positiven Trend des vergangenen Jahres aufrecht zu erhalten.

Das Gefahrenpotenzial, das ein Lieferstopp mit sich bringen würde, ist heute allerdings geringer als noch vor einem Jahr, denn das europäische Gassystem ist in den vielen Monaten seit Kriegsbeginn resilienter geworden. Risiken verschieben sich von den im Jahr 2022 bestehenden Mengenrisiken auf zu erwartende Preisrisiken.

Um die österreichische Gasversorgung für das laufende Jahr so stabil und sicher wie möglich zu halten, bleiben drei Säulen wichtig:

  • Gas sparsam einsetzen oder – sofern möglich – durch klimafreundliche Alternativen einzutauschen. Dazu gehört auch der beschleunigte Ausbau von erneuerbarer Strom- und Wärmeerzeugung ohne fossiler Energie.
  • Rascher Ausbau erneuerbarer Energieerzeugung, um die Importabhängigkeit insgesamt weiter zu reduzieren. Hier liegt der Fokus auf erneuerbaren Gasen wie Biomethan und grünem Wasserstoff, sowie auf der Stromerzeugung, die Erzeugung aus Gaskraftwerken substituiert bzw. die Basis für die Erzeugung von Wasserstoff und strombasierte Alternativen zu Gas bildet.
  • Importe für Erdgas weiter diversifizieren und den Weg für verstärkten Import von grünem Wasserstoff einleiten.

Service
energie.gv.at

Sicher durch die Energiekrise: BMK zieht positive Zwischenbilanz