Kategorie Energie - 7. Juni 2022

Studie: Ökostrommilliarde bringt in den kommenden 10 Jahren 21,6 Mrd. Euro an Wertschöpfung

Das IHS rechnet zudem mit 254.000 gesicherten Vollzeit-Äquivalenten bis 2032 sowie Steuereinnahmen von 8,1 Mrd. Euro

Dass die Energiewende nicht nur wichtiges Puzzleteil für eine grüne Wende im Sinne erfolgreichen Klimaschutzes ist, sondern sich auch aus wirtschaftlicher Perspektive ordentlich auszahlt, erhärtet eine vom Klimaschutzministerium (BMK) geförderte Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS). Darin haben Forschende berechnet, welche volkswirtschaftlichen Effekte sich durch Investitionen und Betriebskosten für die Jahre 2021–2032 durch den Ausbau von Biomasse, Biomethan, Photovoltaik, Wasserkraft sowie Windkraft ergeben. Im Ergbenis  geht die Studie von weitreichenden Effekten für die heimische Wirtschaft aus.

© Wien Energie

Nach wie vor ist das Ziel, den Anteil erneuerbarer Energieträger an der heimischen Stromerzeugung bis 2030 von derzeit etwa 80 auf 100 Prozent zu schrauben. Der dafür notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien ist im Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) festgelegt. Dafür werden in den kommenden Jahren bis zu einer Milliarde Euro pro Jahr an Förderungen auf Basis eines Marktprämienmodells und von Investitionszuschüssen bereitgestellt – der sogenannten Ökostrommilliarde.

„Wir werden in den nächsten Jahren unser gesamtes Energiesystem umstellen und Österreich zu einem klimafreundlichen Land machen. Wir werden unseren Öko-Strom selbst produziert und dafür grüne Kraftwerke in unserem ganzen Land bauen“, so Klimaschutzministerin Leonore Gewessler. „Eine Investition, die uns unabhängig macht – und nicht nur zu einer gesunden Umwelt, sondern auch zu einer gesunden Wirtschaft beiträgt. Genau das zeigt uns die aktuelle Studie des IHS aufzeigt.“

Die Studienautor:innen rechnen durch die Ökostrommilliarde bis 2032 mit einer kumulierten Wertschöpfung von 21,6 Milliarden Euro. „Dabei zeigt sich ganz klar, dass langfristig im Vergleich zur fossilen Stromproduktion bei den erneuerbaren Energien viel mehr Wertschöpfung und Beschäftigung in Österreich verbleiben“, erläutert Christian Kimmich, Studienautor und IHS-Sprecher für Klima- und Umweltpolitik. Ein weiterer Grund, die Abhängigkeit von Importen fossiler Energien möglichst bald zu reduzieren.

Jobmotor Energiewende

Neben genannten Wertschöpfungseffekten entstehen im Zeitraum 2021–2032 Rückflüsse an die öffentliche Hand durch Steuern und Abgaben in der Höhe von 8,1 Milliarden Euro. Der Beschäftigungseffekt entspricht im Betrachtungszeitraum 254.000 Vollzeit-Äquivalenten – bei einer zehnjährigen Investitionsperiode wären das jährlich 25.400 gesicherte vollzeitäquivalente Jahresarbeitsplätzen. Ab 2032 – wenn alle Anlagen im Betrieb sind – hat das EAG einen Brutto-Beschäftigungseffekt von rund 16.000 gesicherten Vollzeitäquivalenten pro Jahr.

Um diese Effekte zu verdeutlichen, hat das IHS ihre Modellierung um ein sogenanntes Energiesatellitenkonto erweitert. Studienautorin Sarah Lappöhn erklärt den Aufbau: „Das Satellitenkonto bildet Produktionsstrukturen und wirtschaftliche Verflechtungen der erneuerbaren Energien ab und ermöglicht detaillierte Analysen für die einzelnen Technologien.“ Das ist notwendig, weil die unterschiedlichen Produktionsstrukturen dazu führen, dass sich die volkswirtschaftlichen Effekte zwischen den Technologien stark unterscheiden.

Während beispielsweise Technologien für Wasserkraft weitgehend ausgereift sind und Österreich hier weltweit zu den führenden Ländern zählt, gibt es im Bereich der Photovoltaik und Windkraft noch Wachstumspotenziale – obwohl es auch hier bereits einige Weltmarktführer gibt. Eine Halbierung der Importanteile von PV-Modulen und Wechselrichtern würde allein in diesem Bereich im Laufe von zehn Jahren rund 1.200 zusätzlich gesicherte Vollzeitäquivalente und 143 Millionen Euro Wertschöpfung pro Jahr bringen.

Im Vergleich mit fossilen Energien schneiden die Erneuerbaren vor allem beim Betrieb deutlich besser ab. „Alle erneuerbaren Energien haben im Betrieb einen viel höheren Rückfluss als fossile Energien“, so Sarah Lappöhn, ebenfalls Mit-Autorin aktueller Studie. So ist eine Million Euro an Betriebskosten bei erneuerbarer Stromproduktion im Schnitt mit 0,96 Millionen Euro Wertschöpfung und 14 Beschäftigten in Vollzeitäquivalenten in Österreich verbunden, so das IHS. Bei fossiler Stromproduktion sind es lediglich rund 0,55 Millionen Euro und vier Vollzeitarbeitsplätze.

SERVICE: Die gesamten Ergebnisse der Studie finden Sie hier zum Download: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung zur Ökostrommilliarde

Über das IHS Das 1963 gegründete Institut für Höhere Studien (IHS) ist ein außeruniversitäres, in Europa stark sichtbares und gut vernetztes, wirtschafts- und sozialwissenschaftliches Forschungszentrum, das im Dialog mit Politik und Wissenschaft Fragestellungen entwickelt und sowohl wissenschaftliche als auch politikrelevante Beiträge liefert. Die Wissenschafter:innen des Instituts arbeiten anwendungsorientiert an Fragestellungen, die aktuelle gesellschaftlichen Herausforderungen betreffen.

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