Kategorie Innovation & Technologie - 13. Oktober 2020

Verkehrsplanung: Snejana Nenkova-Bruntsch ist FEMtech-Expertin des Monats

Snejana Nenkova-Bruntsch ist unsere FEMtech-Expertin des Monats Oktober. Die gebürtige Bulgarin ist seit 2005 als Senior Consultant beim Planungs- und Beratungsunternehmen Rosinak & Partner ZT GmbH tätig und für Verkehrsplanung und Verkehrstechnik bis hin zu Mobilitätskonzepten für Städtebauvorhaben und Gemeinden verantwortlich.

 

Stadtentwicklung und Verkehrsplanung sind besonders im dynamischen Geflecht von Städten eng miteinander verzahnt. Eine smarte und moderne Verkehrsplanung ist für die Stadt der Zukunft auch in puncto Nachhaltigkeit im Sinne einer echten Verkehrswende sowie einer Anpassung an den Klimawandel essentiell. Snejana Nenkova-Bruntsch ist Verkehrsexpertin und beschäftigt sich beim Planungs- und Beratungsunternehmen Rosinak & Partner mit dieser Thematik, von Verkehrsplanung & Verkehrstechnik bis zu Mobilitätsforschung und Mobilitätsmanagement. Weitere Themengebiete, mit welchen sich Rosinak & Partner beschäftigt, sind Straßeninfrastrukturplanung, Stadtplanung und Regionalentwicklung. Dazu gehören auch schalltechnische Gutachten, Klimamodellierungen, Luftschadstoffgutachten, entsprechende Kommunikation und Organisationsentwicklung.

© Rosinak & Partner

„Zu meinen Projekten gehören ganz verschiedene Bereiche der Verkehrsplanung und Verkehrstechnik. Wir erstellen Mobilitätskonzepte, Verkehrsstudien, Verkehrsgutachten für Einreichverfahren und begleiten und beraten Architektinnen und Architekten sowie Projektentwickler in allen Stadien der  Projektplanung“, so Nenkova-Bruntsch. Ein spannender Teil ihrer Tätigkeit sei die Umsetzung von Projekten mit Bürgerbeteiligung. „Dabei bereiten wir die Planungsgrundlagen sowie die Bestandsanalyse aus Sicht der Planenden vor. Im Rahmen von Beteiligungsveranstaltungen holen wir die Wünsche und Anregungen der Anwohnenden ab und lassen sie in unseren Maßnahmenvorschlägen einfließen. Anschließend werden die Maßnahmenvorschläge mit den zuständigen Dienststellen abgestimmt und den Anrainerinnen und Anrainern präsentiert.“

INFObox: FEMtech ist eine Initiative des Förderprogramms Talente des Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK), welches seit 2005 Auszeichnungen vornimmt, um die Leistungen von Frauen im Forschungs- und Technologiebereich besser sichtbar zu machen.

Besonderes Augenmerk legt Nenkova-Bruntsch auf den Mobilitätsalltag von Kindern. „Eigenständige Mobilität ist für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen ungemein wichtig, sowohl seelisch als auch körperlich. Vor diesem Hintergrund engagiere ich mich besonders für Projekte, die Kinder- und Jugendmobilität fördern und die gesundheitlichen Aspekte der Alltagsbewegung in den Vordergrund rücken.“ Als Verkehrsplanerin hätte sie dabei zwar nur begrenzte Handlungsmöglichkeiten, sie versuche dennoch, diese Aspekte als Projektleiterin in all ihre Planungen einfließen zu lassen. Dazu gehören beispielsweise auch die Begutachtung von Straßenkreuzungen aus Kinderperspektive und die Schwachstellenanalyse von Schulwegen.

Seit 2018 gibt es vor der Ganztagsvolksschule Vereinsgasse im 2. Wiener Gemeindebezirk das „Pilotprojekt Schulstraße“ mit einem temporären Fahrverbot vor Schulbeginn soll der Eltern-Bringverkehr reduziert und die Sicherheit der Kinder am Schulweg erhöht werden. Snejana Nenkova-Bruntsch untersuchte die Effekte des Pilot-Projektes in einer Vorher-Nachher-Analyse & konnte Erkenntnisse des Pilotprojektes auf andere Schulstandorte in Wien übertragen. © MOBAG/Christian Fuerthner

„Beim aktuellen Projekt „Kinder- und Jugendmobilität im Bildungsgrätzl Triesterviertel“ arbeite ich in Abstimmung mit den Bezirksvertretenden sowie den zuständigen Dienststellen der Stadt Wien an Maßnahmen, die verkehrstechnisch und verkehrsorganisatorisch rasch und kostengünstig umgesetzt werden können, gleichzeitig integrieren wir wegbegleitendes Spiel und Klimawandelanpassungsmaßnahmen – etwa Beschattung, Wasser, Ruheplätze – in die Planung.“ Das Projekt Schulstraße in Wien bekam durchweg positive Resonanz und führte zu weiteren fünf umgesetzten und geplanten Wiener Schulstraßen. Dieser Erfolg bekräftigte Nenkova-Bruntschs Engagement, für mehr aktive Mobilität von Kindern und Jugendlichen einzustehen. „Ich sehe das als wesentlichen Beitrag zu einer nachhaltigen Mobilitätskultur sowohl in der Stadt als auch im ländlichen Raum.“

Das FEMtech Interview mit Snejana Nenkova-Bruntsch finden Sie dieses Mal hier:

»Was fasziniert Sie an Ihrem Arbeitsbereich?
Mich fasziniert die Vielfalt der Projekte und der Aufgaben in meinem Beruf, auch das Arbeiten in interdisziplinären Teams. Jedes neue Projekt ist eine neue Herausforderung, in der fachlichen Bearbeitung und in der Kommunikation.

An welchen Projekten arbeiten Sie aktuell?
Aktuell arbeite ich an einem Pilotprojekt zur Kinder- und Jugendmobilität im Bildungsgrätzl Triesterviertel. Ziel des Projektes ist Maßnahmen und Empfehlungen aufzuzeigen, die die Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität im Grätzl verbessern. Die selbstständige Mobilität ist für Kinder und Jugendliche sehr wichtig und trägt wesentlich für ihre gesunde Entwicklung bei.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei Rosinak & Partner?
Der Frauenanteil bei Rosinak und Partner beträgt rund 40 % bei den Projektleiter*innen.

Was unternimmt Rosinak & Partner zur Förderung von Chancengleichheit in der Organisation?
Wir haben natürlich gleiche Bezahlung für Frauen und Männer und das sollte heutzutage überallselbstverständlich sein. Wir haben ein Zeitausgleichsmodell; viele Mitarbeitende, Frauen wie Männer, nutzen zudem Teilzeit und Karenzen. Rosinak & Partner hat Frauen in der Führungsebene (Geschäftsführerinund Gesellschafterinnen) sowie als Teamleiterinnen und fördert dies auch bewusst. Zudem wurden wir bereits zwei Mal als Betrieb, der Frauen in der Technik fördert, ausgezeichnet – zuletzt 2017 vom Verein Sprungbrett für unser Engagement in der Ausbildung von weiblichen Lehrlingen.«

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Wordrap mit Snejana Nenkova-Bruntsch

  • Womit ich als Kind am Liebsten gespielt habe:
    Am liebsten habe ich auf der Straße mit den Kindern aus der Nachbarschaft gespielt – Verstecken, Tempelhüpfen, Gummitwist, Ballspiele…
  • Dieses Studium würde ich jetzt wählen:
    Aus heutiger Sicht würde mich auch ein Studium der Sozialpädagogik interessieren. Menschen zu begleiten, die aus unterschiedlichen Gründen Unterstützung brauchen, sehe ich als eine sehr spannende und erfüllende Aufgabe. Vielleicht ist genau aus diesem Grund  mein Interesse für die Kinder- und Jugendmobilität so groß. Die Bedürfnisse der Kinder werden in der Verkehrsplanung kaum berücksichtigt. Oft habe ich das Gefühl, dass Parkplätze wichtiger als Kinder sind. Ich setze mich in meiner Arbeit dafür ein, dass Kinder in einer lebenswerten Stadt aufwachsen und selbständig ihre täglichen Wege bewältigen können.
  • Mein Vorbild ist:
    Meine Vorbilder sind alle Menschen, die Schwachen und Bedürftigen helfen und auch jene, die sich dafür einsetzen, dass unsere Kinder und Enkelkinder auf einem lebenswerten Planeten leben werden.
  • Was ich gerne erfinden würde:
    Ich würde gerne ein Medikament erfinden, dass alle schweren Krankheiten heilen kann.
  • Wenn der Frauenanteil in der Technik 50 Prozent beträgt …
    Da ich überzeugt bin, dass Frauen eine andere Sicht auf die Welt haben als Männer, wären neue Lösungsansätze in vielen Bereichen der Technik möglich.
  • Wenn der Frauenanteil in Führungspositionen 50 Prozent beträgt …
    Wenn man sich nur die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern in Österreich im Jahr 2020 ansieht, merkt man, dass die Gleichstellung der Frauen in unserer Gesellschaft (auch in den Führungspositionen) noch in weiter Ferne liegt. Sollte es irgendwann soweit sein, würde es bedeuten, dass wir als Gesellschaft einiges in der Erziehung, in der schulischen Ausbildung, in der Förderung von Mädchen und Frauen und in der Politik richtig gemacht haben.
  • Was verbinden Sie mit Innovation:
    Innovationen sind für mich Ideen und Lösungsansätze, die dazu beitragen, dass wir in Zukunft in einer besseren Welt leben.
  • Warum ist Forschungsförderung in Österreich wichtig:
    Ohne Forschung kann es keine Innovationen und kein Fortschritt geben. Wir brauchen die Forschung im Bereich der Medizin, der nachhaltigen Mobilität, der nachhaltigen Energiegewinnung, der Abfallvermeidung und vieles mehr, damit wir den nächsten Schritt machen können, der uns in die richtige Richtung führt.
  • Meine Leseempfehlung lautet:
    Die Geschichte der Bienen von Maja Lunde
Frauen in Forschung und Technologie: Mit der Initiative FEMtech fördert das Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) Frauen in Forschung und Technologie. Das BMK unterstützt Frauen im Bereich Forschung und Entwicklung mit dem Ziel, Chancengleichheit in der industriellen und außeruniversitären Forschung zu schaffen.

Die Robert Bosch AG erhält FEMtech Auszeichnung Chancengleichheit in Unternehmen