Kategorie Klima- & Umweltschutz - 12. Mai 2021

vielfaltleben: Woche der Artenvielfalt startet

Die Klimakrise und der dramatische Verlust der Artenvielfalt: zwei große globale Herausforderungen, die uns neben der Coronakrise gehörig beschäftigen. Das Klima zu schützen bedeutet auch Arten zu schützen. Der Zusammenhang von Klimawandel und Artensterben ist laut Forschenden evident, ebenso die daraus resultierenden, teils verheerenden Folgen für Mensch und Umwelt.

Gerade im vergangenen, von der Pandemie gezeichneten Jahr haben sich viele Menschen wieder der Natur zugewendet und ihre kraftschöpfende Ader entdeckt. Ein Grund mehr, unsere Naturschätze entsprechend zu schützen und die Anstrengungen beim Klima- und Artenschutz zu verstärken.

© apa

Weltweit droht eine Million der acht Millionen Tier- und Pflanzenarten zu verschwinden. Österreich, als eines der artenreichsten Länder Mitteleuropas, ist davon besonders betroffen. Nicht zuletzt deshalb setzt das BMK mit einem Biodiversitätsfonds und der Biodiversitätsstrategie umfassende Maßnahmen für die heimische Natur und wichtige Eckpfeiler für die Zukunft der heimischen Artenvielfalt. Um die drohende ökologische Katastrophe ins Bewusstsein zu rücken und ein Verständnis für Umwelt- und Klimaschutz zu stärken, soll auch die nun startende Woche der Artenvielfalt mit besonderen Naturerlebnissen beitragen.

Das Gleichgewicht der Biodiversität ist dabei synonym nicht nur eng mit der Klimakrise verknüpft, sondern steht auch in enger Beziehung zu unserer Gesundheit. Der Erhalt des Artenreichtums, also der Vielfalt aller Arten, Gene und Ökosysteme, sind eine wesentliche Grundlage für unser Wohl, sorgt für saubere Luft, sauberes Trinkwasser, Nahrung und Arzneimittel, bietet Schutz vor Naturgefahren und Erholungs- und Erfahrungsraum. Der voranschreitende Verlust biologischer Vielfalt birgt im Umkehrschluss also auch enorme Risiken für die menschliche Gesundheit.

Biodiversität als Lebensversicherung

Das dringende Bekenntnis zum Artenschutz rückt so auch angesichts der globalen Pandemie in den Fokus. Artenschutz ist nämlich nicht nur Kompagnon im Kampf gegen den Klimawandel, sondern auch ein direktes Bollwerk gegen Pandemien. Dafür muss man den Blick nicht einmal in die Ferne, auf bedrohten Ökosysteme anderer Kontinente richten. Es genügte jener ums Eck, auf wildblühenden Wiesen, die nicht nur für unsere Augen ein schöner Anblick, sondern laut Forschenden im Gegensatz zu gleichförmig bewirtschafteten Flächen, sogenannten Monokulturen, auch sehr viel widerstandsfähiger gegen Krankheitserreger ist. Naturnahe Landschaften und ihre Vielfalt können so aber nicht nur Pflanzen, sondern auch uns Menschen schützen, denn auch bei der Übertragung von Tier zu Mensch, sogenannten Zoonosen, wie sie in aktueller Pandemie als Ursprung vermutet werden, senkt der Artenreichtum ein solches Infektionsrisiko.

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Artenreichtum unter Druck

Doch dieser Artenreichtum ist gehörig unter Druck geraten und schwindet dramatisch. Fast 3.000 Pflanzenarten und 54.000 Tierarten, davon allein 40.000 Insekten, bevölkern das Land. „In 20 Jahren sind beispielsweise 42 Prozent der Brutvögel in der heimischen Kulturlandschaft verloren gegangen, jede dritte Art steht auf der Roten Liste“, berichtet Christian Sturmbauer, Zoologe an der Universität Graz und Mitglied der Kommission für Interdisziplinäre Ökologische Studien der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW).

Die Blauracke ist in Österreich so gut wie ausgestorben. © APA/Michael Tiefenbach

Auch bei Insekten ist diese dramatische Entwicklung evident. In den vergangenen Jahrzehnten haben sowohl die Artenvielfalt der Insekten als auch deren Anzahl generell stark abgenommen. Die Erhebungen zahlreicher Umweltbehörden belegen diese negative Entwicklung, auch auf den Roten Listen der gefährdeten Tierarten kommen Insekten immer häufiger vor.

Wie also weiter mit einem Thema, das längst die Nische verlassen hat und ganz unmittelbar dem Schutz unserer Lebensgrundlagen dient? Welche Initiativen für mehr Artenvielfalt gibt es und wie kann man dieses wichtige Thema noch mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken?

Artenvielfalt vor der Haustür entdecken

Gemeinsam mit dem Naturschutzbund hat das Klimaschutzministerium (BMK) bereits 2009 die Kampagne vielfaltleben initiiert, eine bisher einmalige Initiative zum Schutz der Biologischen Vielfalt in Österreich. Der Naturschutzbund nimmt dabei eine Schlüsselrolle ein, weitere Partner sind unter anderem der WWF und Birdlife. Ziel der Initiative ist es, dem Verlust der Artenvielfalt in Österreich entgegenzuwirken und die Bevölkerung für dieses Thema zu sensibilisieren.

Dazu gehört auch die Woche der Artenvielfalt die heuer wieder vom 13. bis zum 24. Mai in ganz Österreich zu erleben ist. Jedes Jahr finden rund um den 22. Mai, dem Internationalen Tag der Biodiversität, eine Vielzahl von Veranstaltungen in ganz Österreich zum Thema statt. Trotz nach wie vor anhaltender Pandemie werden in ganz Österreich über 150 Naturveranstaltungen angeboten. Zahlreiche Exkursionen, von Kanu- bis Rätseltour, wissenswerte Einblicke in Österreichs Flora und Fauna, Entdeckungstouren samt Fossiliensuche bis hin zum Kennenlernen Österreichs einzigem Naturwelterbe, dazu viele Führungen, Onlineveranstaltungen und Webinare, bei denen man die alles über Österreichs Artenvielfalt lernen kann.

Ob Insekten auf dem Balkon, Tagfalter im Garten oder Wildblumen im Wald – im Rahmen eines Artenvielfalts-Contests sind Jung und Alt dazu aufgerufen, die faszinierende Natur vor der eigenen Haustür zu erleben, vielfältige Beobachtungen auf naturbeobachtung.at zu teilen und so die Biodiversität in Österreich zu erforschen. Unter allen Teilnehmenden werden tolle Bestimmungshilfen verlost. Das herausragendste Foto wird mit einer spannenden Exkursion mit einem angesehenen Biodiversitätsforscher prämiert. Das vollständige Veranstaltungsprogramm und Detailinfos gibt es tagesaktuell hier.