Kategorie Energie - 16. Juni 2020

Wasserstoff soll bei Klimawende bedeutendere Rolle spielen

Österreich, Deutschland und weitere Länder mit gemeinsamer Erklärung zu einer EU-Wasserstoff-Strategie

Unter österreichischem und niederländischen Vorsitz unterzeichneten die Energieministerinnen- und minister der sogenannten Penta-Staaten eine gemeinsame politische Erklärung für den verstärkten Einsatz von Wasserstoff zur Dekarbonsierung des europäischen Energiesystems. Die gemeinsame Initiative wurde an die Europäische Kommission übermittelt, bevor der europäische EnergieministerInnen-Rat am Abend des 15. Juni per Videokonferenz über den Aufbauplan der EU-Kommission zur Bewältigung der Coronakrise und den Bereich Energie im nächsten mehrjährigen EU-Budget diskutierte. Im EU-Konjunkturpaket soll auch Europas Weg zu einer nachhaltigen, grünen Wirtschaft festgehalten werden.

© Daniel Boennighausen

Österreich gehört zum Kreis des Pentalateralen Energieforums, in dem die Energieministerien aus sieben europäischen Staaten (Deutschland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Österreich und der Schweiz) zusammenarbeiten. Die Arbeit im Penta-Forum hat sich bisher vor allem um die Themen Strommarkt-Kopplung, Stromversorgungssicherheit und Flexibilität im Strommarkt gedreht. Nun führt das Forum auch Diskussionen zum Thema Wasserstoff und tritt für den Ausbau von erneuerbarem Wasserstoff als Energieträger ein, um die Klimaneutralität bis 2050 zu erreichen und die wirtschaftliche Erholung zu befördern.

Die Energieministerinnen und -minister des Penta-Forums sprechen sich im Rahmen der Initiative für eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff aus und bekennen sich dazu, eine gemeinsame, langfristige Vision für 100 Prozent erneuerbaren Wasserstoff zu erarbeiten. „Nach dem Erfolg der Linzer Deklaration, die unter österreichischer Ratspräsidentschaft 2018 von allen EU-Mitgliedstaaten unterzeichnet wurde, freue ich mich, dass nun der nächste wichtige Schritt auf politischer Ebene gesetzt wurde, um den raschen Aufbau einer nachhaltigen Wasserstoff-Wirtschaft in Europa sicherstellen“, so Klimaschutz- und Energieministerin Leonore Gewessler. „Erneuerbarer Wasserstoff wird eine bedeutende Rolle bei der Erreichung der Klimaneutralität bis 2050 in Europa spielen.“

In Europa soll die Wasserstoffproduktion zeitnah und koordiniert ausgebaut werden, wobei der Schwerpunkt auf erneuerbarem Wasserstoff liegt und gleichzeitig die europäische Zusammenarbeit verstärkt werden muss. Die EnergieministerInnen fordern die Europäische Kommission auf, in ihrer bevorstehenden Europäischen Wasserstoffstrategie, die zentralen Punkte dieser gemeinsamen Initiative zu berücksichtigen. Unterstützung erhält die Erklärung zudem von Portugal und Bulgarien.

Gewessler verspricht sich durch Investitionen in Wasserstoff und andere erneuerbare Energien neben einer geringeren CO2-Produktion in stark von fossilen Rohstoffen abhängigen Sektoren wie Verkehr und Industrie auch einen Beitrag zur wirtschaftlichen Erholung nach der Coronakrise. „Ein koordinierter Ansatz im Pentalateralen Energieforum und unter allen EU-Mitgliedstaaten ist unabdingbar“, so die Ministerin zum anvisierten Ausbau der Technologie.

Eric Wiebes, Wirtschafts- und Klimapolitikminister des Mitunterzeichnerlandes Niederlande erklärte, dass „sauberer Wasserstoff ein unverzichtbarer klima-neutraler Energieträger sei“ und bezeichnete ihn als „fehlendes Glied bei der Energiewende“. Um diese möglich zu machen, müssten die Kosten für „sauberen Wasserstoff“ reduzieren werden.

Konkret rufen die Länder die EU-Kommission nun dazu auf, einen Fahrplan für den Ausbau von Wasserstoff-Energie mit Zielen bis 2030 und darüber hinaus vorzulegen. Dieser müsse so produziert werden, dass der Ausstoß von Kohlenstoffdioxid reduziert werde. Dazu solle die EU-Behörde auch einen Plan mit Gesetzesvorschlägen ausarbeiten. Bereits im März hatte die EU-Kommission eine Allianz für Wasserstofftechnik angekündigt, ähnlich der bereits gestarteten Batterie-Allianz.

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