Kategorie Energie - 23. Juni 2023

Erfolgreich durch die Energiekrise: Drei-Säulen zur Energieunabhängigkeit

Die Vorzeichen zur Energieversorgung der kommenden Monate haben sich deutlich verbessert, doch die Beharrlichkeit der Energiekrise darf nicht unterschätzt werden. Um weiterhin Versorgungssicherheit zu garantieren, setzt das BMK auf drei spezielle Schwerpunkte – Energiesparen, Erneuerbare ausbauen und Importe verbreitern.

Die Liefer- und Abnahmestrukturen in der EU haben sich 2022 stark gewandelt. Neue Verträge wurden geschlossen und neue Kapazitäten aufgebaut, vor allem für die Nutzung von Flüssigerdgas. Historische Erfahrungswerte, wie sich das auf die Gasversorgung auswirken wird, gibt es nicht. Auch, wenn das genaue Ausmaß nicht bestimmt werden kann: Das Risiko für Gasmangellagen in Europa sinkt wieder. Um die Gasversorgung für das laufende Jahr so stabil und sicher wie möglich zu halten, bleiben drei Säulen wichtig:

  • Erneuerbare Energien rasch ausbauen, um die Importabhängigkeit insgesamt weiter zu reduzieren.
  • Importe für Erdgas weiter diversifizieren und die Transformation hin zum verstärkten Import von grünem Wasserstoff sowie davon abgeleiteten Derivaten einleiten.
  • Gas sparsam einsetzen oder – sofern möglich – durch klimafreundliche Alternativen auszutauschen, auch im Hinblick auf die erneuerbare Strom- und Wärmeerzeugung.

Erneuerbare ausbauen

Beim Ausbau der Erneuerbaren liegt der Fokus auf erneuerbaren Gasen wie Biomethan und grünem Wasserstoff, sowie auf der Stromerzeugung, die Erzeugung aus Gaskraftwerken ersetzt beziehungsweise die Basis für die Erzeugung von Wasserstoff und strombasierte Alternativen zu Gas bildet. Die wichtigste fossile Energiequelle, aus der in Österreich Strom gewonnen wird, ist Erdgas. Zudem wird Strom auch aus Abfällen erzeugt. Besonderes Wachstum ist aktuell auch in der Photovoltaik zu verzeichnen, die großes Potenzial für eine unabhängigere Energieversorgung birgt.

„Jede Photovoltaikanlage bringt uns Unabhängigkeit. Jede Photovoltaikanlage schützt das Klima und mit jeder einzelnen Anlage sparen wir Geld. Unzählige Menschen in Österreich wollen so ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Und das unterstützen wir. Deshalb gibt es heuer ein neues Rekordbudget für die Förderung. Insgesamt 600 Millionen Euro stehen im Jahr 2023 dafür zur Verfügung“, betonte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.

Importe diversifizieren

Der Importanteil nicht-russischer Quellen setzt sich zu einem großen Teil aus norwegischem Gas und Flüssiggas (LNG) und zu einem kleinen Teil aus Gas aus Nordafrika und Zentralasien zusammen. Die Importe aus anderen Quellen erfolgen im Wesentlichen über Routen durch Deutschland und Italien. Diese Alternativen müssen ausgeweitet und verstärkt genutzt werden, um die gefährliche Abhängigkeit von russischem Gas so schnell wie möglich zu reduzieren. Zudem soll für das in der Stromproduktion benötigte Gas ein Polster aus nicht-russischem Erdgas in den heimischen Speichern angelegt werden. Diese Verpflichtung muss von den jeweiligen Unternehmen selbst übernommen werden und ergänzt die strategische Reserve des Bundes. Damit wird nicht nur sichergestellt, dass die heimischen Speicher zu Winterbeginn gut gefüllt sind und damit kurzfristige Lieferengpässe leichter bewältigt werden können. Die Maßnahme unterstützt außerdem den Aufbau von Lieferbeziehungen zu Lieferanten von nicht-russischem Erdgas. Soweit erforderlich, sollte der Staat diese Einspeicherung durch teilweise Förderung der Transport- und Speicherkosten unterstützen.

© BMK

Für eine nachhaltige Diversifizierung der Gasversorgung braucht es entsprechende Transportkapazitäten und Lieferländer. Österreich sollte aus diesem Grund daran arbeiten, entsprechende Gasmengen der OMV in Norwegen und Rumänien zu sichern. Dazu gehört auch die Buchung der Transportkapazitäten aus Norden und Süden durch eine von der Bundesregierung beauftrage Gesellschaft. Damit würde sichergestellt, dass jederzeit ausreichend Kapazitäten für den Import zur Verfügung stehen. Dazu gehört auch der notwendige Ausbau der Infrastruktur, wo das erforderlich ist. Das betrifft besonders auch die Pipeline aus Deutschland. Bei all diesen Maßnahmen muss berücksichtigt werden, dass mittelfristig auch der Import von grünem Wasserstoff möglich wird und so der Erneuerbaren-Anteil steigt.

Gleichzeitig muss bei den genannten Schritten ein effizienter Einsatz von Steuergeld im Vordergrund stehen. Förderungen dürfen nicht dazu dienen, den Gewinn von privaten Unternehmen zu erhöhen. Deshalb schlagen Experten vor, das Gasgeschäft der OMV mit Ausnahme der bestehenden Gazprom-Verträge mit ihren rund 200 wichtigen und hochqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der OMV herauszulösen und zeitlich-befristet in das Eigentum der ÖBAG zu übertragen. Damit bekommt der Staat den notwendigen Einfluss auf die Beschaffung des in Österreich verkauften Erdgases und kann Sorge tragen, dass die Diversifizierung mit der notwendigen Geschwindigkeit vorangeht und ein staatlicher Versorgungsauftrag erteilt werden kann.

Gasverbrauch reduzieren

Russland hat seine Gaslieferungen nach Europa künstlich verknappt und damit das Angebot am Gasmarkt reduziert. Zwar hat die EU es im letzten Jahr erfolgreich geschafft, weite Teile des Ausfalls mit dem zusätzlichen Import von Flüssigerdgas (LNG) oder Pipeline-Gas aus anderen Quellen zu kompensieren, aber auch dieser Option sind technische und ökonomische Grenzen gesetzt. Deshalb kommt neben der Ausweitung des Angebots besonders auch der Reduktion des Gasverbrauchs eine immense Bedeutung zu. Eine Analyse der Österreichischen Energieagentur zeigt, dass besonders seit Juli 2022 in Österreich deutliche Einsparungen zu beobachten sind. Im August und Oktober 2022 sowie im Jänner 2023 wurde sogar ein Viertel weniger Gas verbraucht als in der Vergangenheit.

© BMK

Diese Einsparungen haben wesentlich dazu beigetragen, dass – trotz verminderter Lieferungen aus Russland – kein Versorgungsengpass eingetreten ist und die Speicher gut gefüllt bzw. nur moderat entleert wurden. Zweifellos waren dabei die vergleichsweise hohen Temperaturen im vergangenen Winter hilfreich, da weniger geheizt werden musste. Gegenüber der langjährigen Durchschnittstemperatur in Österreich war es zwischen Oktober 2022 und Februar 2023 um 3 Grad wärmer, wie das Klimamonitoring der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) zeigt.

© BMK

Doch wie viel Einsparung war bloß auf das Wetter zurückzuführen? Eine Analyse der Österreichischen Energieagentur zeigt, dass nicht alle Verbrauchseinsparungen auf die überdurchschnittlich hohen Temperaturen zurückzuführen sind. Bei der Analyse wurde zu jeder Stunde auf Basis der Außentemperatur ein erwarteter Gasverbrauch geschätzt. Diesem Wert wurde der tatsächlich gemessene Gasverbrauch gegenübergestellt. Die Differenz draus ergibt jene Einsparungen, die nicht durch hohe Temperaturen erklärbar sind, sondern dadurch, dass Menschen weniger geheizt haben, Gasheizungen getauscht oder in der Industrie auf andere Energieträger gewechselt und ihre Produktion reduziert haben. Auch wurde durch die hohen Gaspreise effizienter Gas verbraucht. Insgesamt war der Gasverbrauch im Jahr 2022 um 8 Terawattstunden geringer als im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2017-2021. 2 Terawattstunden davon sind auf die überdurchschnittlich warmen Temperaturen zurückzuführen, mit 6 Terawattstunden der größere Teil wurde unabhängig vom Wetter eingespart.

Service
energie.gv.at

Gemeinsam durch die Energiekrise: So richten wir den Blick auf die Zeit danach