Kategorie Klima- & Umweltschutz - 17. November 2021

Umweltbundesamt: Volksschulkinder mehrfach mit Schadstoffen belastet

Das Umweltbundesamt hat im Auftrag des Klimaschutzministeriums (BMK) 85 Volksschulkinder aus Ostösterreich auf Umweltschadstoffe untersucht. Alle wiesen im Harn Substanzen aus Konsumprodukten, Lebensmitteln oder Kosmetika auf.

Die Studie wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Lebensmittelchemie und Toxikologie der Universität Wien durchgeführt. Expertinnen und Experten untersuchten 45 Mädchen und 40 Buben im Alter von sechs bis zehn Jahren aus Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark. Getestet wurde auf 100 Substanzen wie Industriechemikalien, Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten, Konservierungsmittel, natürlich vorkommende Substanzen, Schimmelpilzgifte und Hormone. Die Konzentrationen waren überwiegend gering, dennoch kann eine mehrfache Belastung langfristig problematisch sein.

Perfluorierte Alkylsubstanzen

Aus der Gruppe der perfluorierten Alkylsubstanzen (PFAS) wurden 14 Substanzen untersucht. Sie sind in vielen Konsumgütern enthalten, wie Farben, Leder- und Textilbeschichtungen,
(Outdoor-)Kleidung, Schuhe, Teppiche, Verpackungen, Skiwachs, Boden- und Autopflegemittel, Imprägnier- und Schmiermittel. Insgesamt konnten neun davon nachgewiesen werden, zwei sogar in allen Kindern.  Die Verbindungen zeichnen sich durch ihre Stabilität und Langlebigkeit aus und werden dadurch für Mensch und Umwelt zum Problem.

Bisphenole

Alle Kinder waren mit zumindest einem Bisphenol belastet. Diese chemischen Verbindungen können in Kunststoffflaschen, Lebensmittelverpackungen, Konservendosen, Kassazetteln, Zahnmaterialien, Baumaterialien oder in Sportgeräten enthalten sein. Am häufigsten eingesetzt wird das Bisphenol A (BPA), welches sich schädlich auf die Fortpflanzung und das Hormonsystem auswirken kann. Seit der letzten österreichischen Untersuchung von Kindern von 2010 bis 2012 konnte kein merklicher Rückgang der BPA-Belastung festgestellt werden.

Konservierungsmittel & Schimmelpilzgifte

Die in Lebensmitteln, Lebensmittelverpackungen, Arzneimitteln und Kosmetika als Konservierungsmittel eingesetzten Parabene wurden in allen Kindern nachgewiesen. Im Bereich der Schimmelpilzgifte untersuchten die Expertinnen und Experten insgesamt 30 Mykotoxine im Harn der Kinder. Davon wurden in der Studie insgesamt acht nachgewiesen. Besonders relevant waren dabei Deoxynivalenol und Zearalenon, die vorrangig in Getreide vorkommen.

In Österreich wird im Rahmen des „Human Biomonitoring“ laufend die Belastung der Menschen mit Schadstoffen untersucht. Viele der untersuchten Substanzen sind hormonell schädigend oder stehen im Verdacht, es zu sein. Sie unterliegen EU-weit harmonisierten Regelungen und Beschränkungen. Die Ergebnisse der aktuellen Studie werden der EU-Kommission übermittelt und sollen dazu beitragen, strengere rechtliche Rahmenbedingungen zu schaffen, wie sie unter anderem in der Europäischen Chemikalienstrategie für Nachhaltigkeit vorgesehen sind.

Zur Studie: rep0780.pdf (umweltbundesamt.at)

Bericht über Umweltschadstoffe im Menschen an Parlament übermittelt