Kategorie Klima- & Umweltschutz - 3. Januar 2022

Jahr der Extreme: 2021 unter den wärmsten Jahren der Messgeschichte

Vorläufige Auswertung der ZAMG: Kühlstes Jahr seit 2010 und dennoch unter den 25 wärmsten der 254-jährigen Messgeschichte.

Die letzten Jahre verliefen auch in Österreich fast durchwegs extrem warm. So zählen zum Beispiel 2018, 2019 und 2020 zu den fünf wärmsten Jahren seit Beginn der Messreihe im Jahr 1768.

„2021 war nicht so extrem warm wie die letzten Jahre, wird sich in der Reihe der wärmsten Jahre der Messgeschichte aber trotzdem sehr weit vorne einreihen“, sagt Alexander Orlik von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), „so liegt 2021 im Tiefland Österreichs auf Platz 21 und auf den Bergen auf Platz 25 in der 254-jährigen Messgeschichte“.

Somit sind unter den 25 wärmsten Jahren der 254-jährigen Messgeschichte mittlerweile 18 Jahre, die seit den 2000er Jahren auftraten: 2018, 2014, 2019, 2015, 2020, 1994, 2007, 2016, 2000, 2002, 2008, 2017, 2011, 2012, 2009, 1822, 2013, 1992, 1797, 2003, 2021, 1811, 1794, 1998, 2001 (Auswertung HISTALP-Tiefland).

2021 liegt im Tiefland um 0,1 Grad unter dem Mittel der letzten 30 Jahre (Klimaperiode 1991-2020). Im Vergleich zur Klimaperiode 1961-1990, die von der Klimaerwärmung noch nicht so stark betroffen war, liegt 2021 um 1,1 Grad darüber. „Kühler – oder besser gesagt weniger warm – war es in Österreich zuletzt im Jahr 2010“, so Orlik.

 

Zudem brachte das vergangene Jahr um sieben Prozent weniger Niederschlag. Sehr markant war die Trockenheit im Frühling und Herbst. So gab es etwa von Anfang März bis Ende April 40 Prozent weniger Niederschlag. Seit Beginn der Niederschlagsmessungen (1858) war der Zeitraum März bis April nur drei Mal trockener als heuer: 1893 (-57 Prozent), 1946 (-58 Prozent) und 2003 (-57 Prozent).

Dafür brachte 2021 überdurchschnittlich viele Gewitter mit ungewöhnlich großem Hagel. Besonders extrem war der 24. Juni. Damals löste eine seltene Wetter-Kombination einen in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten beispiellosen Ausbruch an Hagelunwettern aus. In Österreich gab es am 24. Juni mindestens zehn Gewitter mit Hagelgrößen zwischen acht und zwölf Zentimetern.

2021 ein Jahr der Extreme

2021 war zwar nach vorläufigen Messungen auf globaler Ebene nicht ganz so heiß wie die vergangenen drei Jahre, aber am langjährigen Trend deutlicher Erwärmung ändert das nichts. Das Jahr dürfte zu den sieben wärmsten der jüngeren Geschichte gehören. Fakt ist: Die Erde heizt sich weiter auf und das Wetterjahr 2021 war reich an Extremen in bisher nicht gekannter Dimensionen.

Die Folgen des Klimawandels, der zu häufigeren und extremeren Wetterereignissen beiträgt, waren rund um den Globus zu spüren: Erstmals seit Beginn der Aufzeichnungen hat es am höchsten Punkt des grönländischen Eisschildes geregnet statt geschneit. Im Westen der USA und Kanadas brachte eine Hitzewelle Temperaturen, die teils bis zu sechs Grad über den vorherigen Rekorden lagen. Rund um das Mittelmeer meldeten Tunesien, Sizilien, Spanien und die Türkei Hitzerekorde.

Dazu kamen verheerende Waldbrände. In China und in Europa – etwa in Deutschland – gab es heftige Regenfälle und Überschwemmungen. Südamerika erlebte das zweite Jahr in Folge schwere Dürre.

Auch Österreich bedroht: Wie der Klimawandel die Waldbrände befeuert

Der Anstieg des Meeresspiegel beschleunigt sich nach dem Bericht seit 2013 und hat in diesem Jahr ein neues Hoch erreicht. Zwischen 1993 und 2002 betrug der jährliche Anstieg 2,1 Millimeter, zwischen 2013 und 2021 4,4 Millimeter. Der Meeresspiegelanstieg geht zurück auf Eisschmelze und die Ausdehnung des Salzwassers durch Erwärmung.

In der Arktis war die Meereseis-Ausdehnung Anfang Juli so niedrig wie nie, seit gemessen wird. Der warme, trockene Sommer 2021 im Westen Nordamerikas hat zu massiven Gletschereisverlusten geführt. Die Masse schrumpfte 2015 bis 2019 fast doppelt so schnell wie 2000 bis 2004.

In der Laptewsee und der Beaufortsee am Nordpolarmeer gab es von Jänner bis April starke bis extreme marine Hitzewellen. Zudem versauern die Meere. Der Oberflächen-pH-Wert der offenen Ozeane sei heute so niedrig wie seit mindestens 26.000 Jahren nicht mehr, so die WMO. Damit sinkt die Fähigkeit der Meere, klimaschädliches CO2 zu speichern. Nach Schätzungen nehmen die Meere bisher 23 Prozent der jährlichen menschengemachten CO2-Emissionen auf.

Besonderheit erlangen all diese Phänomene auch vor dem Hintergrund, da in der Pazifikregion nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO) das zweite Jahr in Folge La Niña mit abkühlender Wirkung zu beobachten war. Dieses Wetterphänomen mit globalen Auswirkungen dürfte noch bis Anfang 2022 anhalten und nach den Vorhersagemodellen milder ausfallen als 2021.

Trotz La Niña lagen die Durchschnittstemperaturen 2021 in vielen Teilen der Welt über dem langjährigen Mittel. Das liege vor allem an der Rekordmenge an Treibhausgasen in der Atmosphäre, so die WMO. Damit einhergehend fielen die Prognosen für einen milden Winter in Europa aus. Auch Nordostasien und die Arktis sowie der östliche Teil Nordamerikas sind derzeit sehr viel wärmer als üblich.

Klimaerwärmung für Insekten ein Problem

Das außergewöhnlich warme Winterwetter über die Feiertage bis ins neue Jahr mit zweistelligen Plusgraden setzt laut Naturschutzbund vor allem Insekten zu. Während Schnee und frostige Temperaturen den heimischen Insekten in der Regel nichts anhaben und sie sie dagegen durch vielerlei Anpassungen geschützt sind, wird es für Schmetterlinge, Käfer, Wildbienen und Co. deutlich schieriger, wenn die Winter wärmer und feuchter sind. Die höheren Temperaturen führen dazu, dass die Tiere ihren Stoffwechsel immer wieder ankurbeln und damit viel Energie verbrauchen, die sie so gut wie nicht ersetzen können, weil Futter zu dieser Zeit Mangelware ist.

Aber auch andere Tiere, die Winterruhe halten, könnten die ungewöhnlich milden Temperaturen in die Bredouille bringen, weil sie langsam aufwachen, wenn das Thermometer im Winter länger im zweistelligen Bereich bleibt. Ansteigende Temperaturen würden zu Hormonausschüttungen führen, die dem Körper signalisieren, der Winter sei zu Ende und das Frühjahr beginne.

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